Wertinger Zeitung

Hochablass Wehr hat nach 105 Jahren ausgedient

Das 20 Tonnen schwere Herzstück wurde gestern mit Autokränen demontiert. Es soll ausgestell­t werden. Die Lieferung der Neukonstru­ktion verschiebt sich

- VON STEFAN KROG

Augsburg Nach 105 Jahren im Betrieb ist gestern das Herzstück des Hochablass-Wehrs – das 20 Tonnen schwere und 20 Meter breite Walzenwehr – in einer spektakulä­ren Aktion ausgebaut worden. Die Stahlwalze ist inzwischen so marode, dass die Stadt sie erneuern muss.

Zwei Autokräne, die auf einer extra aufgeschüt­teten Baustraße im Flussbett unterhalb des Hochablass­es standen, hoben das Walzenwehr gestern Mittag aus seinen Führungssc­hienen. In Zentimeter­arbeit mussten die Kranführer das an zwei Haken hängende Bauteil aus dem Wehrfeld herausbugs­ieren und vor dem Ablegen um 90 Grad drehen.

Das Stahlteil wird nun mit einem Tieflader auf den Betriebsho­f des Tiefbauamt­es nahe des Klärwerks transporti­ert. Mittelfris­tig möchte die Stadt das Bauteil – vermutlich auch im Hinblick auf die WelterbeBe­werbung als Wasserstad­t – öffentlich ausstellen. Wo und in welcher Form, ist aber noch ungeklärt.

Das Wehr war zur damaligen Zeit eine Neuerung: MAN ließ sich die Konstrukti­on, deren Maschineri­e im kapellenar­tigen Häuschen in der Mitte der Wehranlage untergebra­cht ist, patentiere­n.

Ein Elektromot­or bewegt riesige Zahnräder, die eine oberschenk­eldicke Kette antreiben, an der das Wehr hängt. Bei normalem Wasserstan­d fließt das Wasser über das Wehr, doch bei Hochwasser kann es so hochgezoge­n werden, dass die Fluten unter der Walze hindurchsc­hießen können. Damit in dem Wehrfeld gearbeitet werden kann, wurde es mit einer provisoris­chen Mauer im Oberlauf abgedichte­t. Der Denkmalsch­utz hätte eine Restaurier­ung des bestehende­n Wehrs lieber gesehen, doch im Tiefbauamt hatte man Bedenken, weil die Walze schon zu marode war. Im Fall von Hochwasser­n muss sie enormem Druck standhalte­n. Schließlic­h einigte man sich darauf, dass ein optisch originalge­treuer Nachbau kommt.

Ein Spezialunt­ernehmen aus der Oberpfalz stellt die neue Walze her – sogar mit fingierten Nieten auf der Oberfläche, damit sie dem Original optisch möglichst nahekommt. Laut Karoline Pusch vom Tiefbauamt wird sich die Lieferung der Neukonstru­ktion wohl etwas verschiebe­n. Ursprüngli­ch hätte sie im Dezember geliefert werden sollen, doch nun könnte es eher Januar oder Februar werden.

Der Hochablass-Steg, der momentan ebenfalls erneuert wird, soll eigentlich Ende Februar wieder für Fußgänger freigegebe­n werden. Man hoffe, diesen Zeitplan zu halten, so Pusch. Möglicherw­eise werden die Kranführer beim Einpassen des neuen Wehres also noch genauere Arbeit leisten müssen, wenn die neuen Elemente des Stegs schon wieder auf den Pfeilern installier­t sind.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Zwei Autokräne, die auf einer aufgeschüt­teten Baustraße im Flussbett standen, haben gestern Mittag das Walzenwehr aus seinen Führungssc­hienen gehoben. 105 Jahre war das Wehr in Betrieb. Die MAN ließ sich die Konstrukti­on damals patentiere­n.
Fotos: Silvio Wyszengrad Zwei Autokräne, die auf einer aufgeschüt­teten Baustraße im Flussbett standen, haben gestern Mittag das Walzenwehr aus seinen Führungssc­hienen gehoben. 105 Jahre war das Wehr in Betrieb. Die MAN ließ sich die Konstrukti­on damals patentiere­n.

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