Hochablass Wehr hat nach 105 Jahren ausgedient
Das 20 Tonnen schwere Herzstück wurde gestern mit Autokränen demontiert. Es soll ausgestellt werden. Die Lieferung der Neukonstruktion verschiebt sich
Augsburg Nach 105 Jahren im Betrieb ist gestern das Herzstück des Hochablass-Wehrs – das 20 Tonnen schwere und 20 Meter breite Walzenwehr – in einer spektakulären Aktion ausgebaut worden. Die Stahlwalze ist inzwischen so marode, dass die Stadt sie erneuern muss.
Zwei Autokräne, die auf einer extra aufgeschütteten Baustraße im Flussbett unterhalb des Hochablasses standen, hoben das Walzenwehr gestern Mittag aus seinen Führungsschienen. In Zentimeterarbeit mussten die Kranführer das an zwei Haken hängende Bauteil aus dem Wehrfeld herausbugsieren und vor dem Ablegen um 90 Grad drehen.
Das Stahlteil wird nun mit einem Tieflader auf den Betriebshof des Tiefbauamtes nahe des Klärwerks transportiert. Mittelfristig möchte die Stadt das Bauteil – vermutlich auch im Hinblick auf die WelterbeBewerbung als Wasserstadt – öffentlich ausstellen. Wo und in welcher Form, ist aber noch ungeklärt.
Das Wehr war zur damaligen Zeit eine Neuerung: MAN ließ sich die Konstruktion, deren Maschinerie im kapellenartigen Häuschen in der Mitte der Wehranlage untergebracht ist, patentieren.
Ein Elektromotor bewegt riesige Zahnräder, die eine oberschenkeldicke Kette antreiben, an der das Wehr hängt. Bei normalem Wasserstand fließt das Wasser über das Wehr, doch bei Hochwasser kann es so hochgezogen werden, dass die Fluten unter der Walze hindurchschießen können. Damit in dem Wehrfeld gearbeitet werden kann, wurde es mit einer provisorischen Mauer im Oberlauf abgedichtet. Der Denkmalschutz hätte eine Restaurierung des bestehenden Wehrs lieber gesehen, doch im Tiefbauamt hatte man Bedenken, weil die Walze schon zu marode war. Im Fall von Hochwassern muss sie enormem Druck standhalten. Schließlich einigte man sich darauf, dass ein optisch originalgetreuer Nachbau kommt.
Ein Spezialunternehmen aus der Oberpfalz stellt die neue Walze her – sogar mit fingierten Nieten auf der Oberfläche, damit sie dem Original optisch möglichst nahekommt. Laut Karoline Pusch vom Tiefbauamt wird sich die Lieferung der Neukonstruktion wohl etwas verschieben. Ursprünglich hätte sie im Dezember geliefert werden sollen, doch nun könnte es eher Januar oder Februar werden.
Der Hochablass-Steg, der momentan ebenfalls erneuert wird, soll eigentlich Ende Februar wieder für Fußgänger freigegeben werden. Man hoffe, diesen Zeitplan zu halten, so Pusch. Möglicherweise werden die Kranführer beim Einpassen des neuen Wehres also noch genauere Arbeit leisten müssen, wenn die neuen Elemente des Stegs schon wieder auf den Pfeilern installiert sind.