Klinikums Mitarbeiter streiken wieder
Die Fronten zwischen Klinikum und Gewerkschaft verhärten sich. 110 Betten konnten nicht genutzt werden
Augsburg Am Klinikum sind gestern die Pflege-Warnstreiks fortgesetzt worden. Rund 200 Schwestern und Pfleger demonstrierten in Bad Wörishofen, wo die bayerischen Krankenhausdirektoren eine Arbeitssitzung hatten. Ein Teil der Demonstranten kam aber von den Kreiskliniken in Günzburg. Insgesamt, so Verdi, seien an beiden Häusern 300 Beschäftigte in Streik getreten. Das Klinikum schätzt, dass etwa die Hälfte aus dem eigenen Haus kommt. Der Warnstreik soll auch am heutigen Mittwoch fortgesetzt werden.
Die Gewerkschaft Verdi hat das Klinikum Augsburg zu Verhandlungen über einen Haustarifvertrag aufgefordert, der mehr Personal auf Stationen vorsieht. „Den Beschäftigten ist die Forderung nach einer Entlastung ernst. Die Arbeitsbedingungen müssen sich verbessern – und zwar schnell“, so Verdi-Gewerkschafter Stefan Jagel. „Die Beschäftigten der Krankenhäuser sind am Limit, die Arbeitsbelastung hat die Grenzen des tolerablen überschritten. Geredet wurde viel, jetzt müssen die Klinikleitungen endlich aktiv werden.“Eine IntensivSchwester schildert ihren Alltag: „Manche Patienten brauchen zusätzlich zur Beatmung noch aufwendige Sonderpflege. Die ist mit der Personalausstattung kaum zu gewährleisten.“
Das Klinikum sieht sich aber nicht als richtiger Ansprechpartner. Man habe kein Mandat, um in Verhandlungen einzutreten, so Vorstandsvorsitzender Alexander Schmidtke. Rückendeckung für diese Haltung kommt vom Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern. Im Extremfall könne es zum Ausschluss aus dem Verband führen, wenn einzelne Häuser ihr eigenes Süppchen kochen, sagt der Geschäftsführer Armin Augat. „Auf diese Weise würde ja der Flächentarifvertrag infrage gestellt.“
Gewerkschafter Jagel sieht das anders. Schließlich seien es die einzelnen Häuser, die über die Arbeitsbedingungen bestimmen. Das Klinikum werde so oder so aus dem kommunalen Arbeitgeberverband austreten, sobald es Anfang 2019 Uniklinik wird, merkt Jagel an. Dann gelte für Neueinsteiger der Tarifvertrag der Länder, der geringfügig schlechter ist. „Da ist es recht, den kommunalen Arbeitgeberverband zu verlassen, aber wenn es um die Situation auf den Stationen geht, wird das vorgeschoben“, so Jagel. Allerdings sind auch Krankenhäuser in Landesträgerschaft tariflich gebunden. Hier gibt es eine Tarifgemeinschaft der Länder.
Die Fronten zwischen Klinikum und Gewerkschaft sind inzwischen verhärtet. Das Klinikum wirft der Gewerkschaft vor, ihre Forderung auf dem Rücken von Patienten durchsetzen zu wollen, indem auch sensible Bereiche bestreikt werden. „Nicht wir gefährden Patienten. Inzwischen ist es der Normalzustand auf den Stationen, der Patienten gefährdet“, kontert Jagel. Am Klinikum mussten rund 100 Operationen – es handelt sich um Eingriffe, die nicht sofort stattfinden müssen – abgesagt werden. Sie sollen nach und nach nachgeholt werden, so das Klinikum.
Auf einigen Stationen sei der Betrieb im Hinblick auf den Streik heruntergefahren worden. „Die Besetzung von Stationen, die am Dienstag und Mittwoch bestreikt werden, wurde durch stationsfremdes Personal sichergestellt. Alle Schichten konnten so besetzt werden. Die Patientensicherheit ist zu jedem Zeitpunkt gegeben“, so der Stellvertretende Vorstand für Finanzen und Strategie, Michael Musick. Anders als beim Warnstreik im September mussten diesmal laut Verdi statt 200 Betten rund 110 Betten gesperrt werden. Dafür sei die Streikbereitschaft im OP-Bereich diesmal hoch.
100 Operationen sollen nachgeholt werden