Dutzende Tote nach Waldbränden in Portugal
Durch Feuer in Portugal sterben dutzende Menschen. Flammen auch in Urlaubsorten
Madrid Es ist das schlimmste Jahr, an das sich die Portugiesen erinnern können. Allein in den vergangenen Tagen starben mindestens 39 Menschen bei den Bränden, die im Landeszentrum und im Norden wüten. Über 50 Personen wurden bisher verletzt, etliche von ihnen schwer. Die Zahl der Todesopfer dürfte noch steigen, warnen die portugiesischen Behörden. Bereits im Juni waren 64 Menschen bei einem Waldbrand in Portugal umgekommen.
Mehr als 5500 Löschhelfer bekämpften am Montag über 100 Brände. Das Drama hatte am Sonntag begonnen, als es an rund 500 verschiedenen Stellen in Portugals Wäldern zu brennen anfing. Knochentrockene Landschaft, geringe Luftfeuchtigkeit und starke Winde hatten zur Verbreitung der Brände beigetragen. Die meisten Feuer werden auf Fahrlässigkeit oder Brandstiftung zurückgeführt. Am schlimmsten sah es in den portugiesischen Distrikten Viseu, Coimbra, Guarda und Castelo Branco aus, wo etliche Dörfer von den Flammen eingeschlossen waren. Wie die Sprecherin des Zivilschutzes, Patrícia Gaspar, berichtete, wurden zahlreiche Menschen, die zu Fuß oder mit ihren Fahrzeugen fliehen wollten, von den sich schnell ausbreitenden Flammen eingeholt.
Portugals Regierungschef António Costa rief den Katastrophenzustand im nördlichen Teil Portugals aus, konkret in allen Distrikten, die zwischen dem Fluss Tejo und der spanischen Grenze liegen. „Wir haben nicht genügend Feuerwehrmänner“, sagte Costa. Er bat die Europäische Union und Marokko um Unterstützung. Auch hunderte Soldaten waren im Einsatz, aber es reichte trotzdem nicht, um überall zu sein, wo es brannte. Deswegen bat das Innenministerium die Bevölkerung, bei der Bekämpfung der Flammen zu helfen. Auf Bildern des portugiesischen Fernsehens sah man, wie Menschen mit Wassereimern gegen Brandherde kämpften. Oder wie sie versuchten, mit Zweigen und Schaufeln auf die Flammenzungen einzuschlagen.
In der Stadt Braga griffen die Brände auf mehrere Häuser am Ortsrand über. Auch die historischen Orte Óbidos und Mafra waren bedroht. Etliche Feriensiedlungen an den Atlantikstränden zwischen Lissabon und Porto mussten evakuiert werden. Unter anderem waren die Küstenorte Ericeira, Vieira, Tocha, Mira und Quiaios betroffen. Zudem waren zahlreiche Landstraßen, Autobahnen und Eisenbahnstrecken gesperrt. Nach dieser neuen Brandkatastrophe verstärkte sich am Montag die Kritik an Innenministerin Constanza Urbano de Sousa. Sie ist für den Brand- und Zivilschutz im Land zuständig. Auch im Juni, als bei einem riesigen Waldbrand im Landeszentrum 64 Menschen starben, waren die Retter überfordert gewesen und hatten es nicht geschafft, abgelegene Dörfer rechtzeitig zu evakuieren.
In der benachbarten spanischen Region Galizien sah es am Montag nicht viel besser aus. Auch dort brannte es an vielen Stellen gleichzeitig. Mindestens vier Menschen starben. Mehrere Hotels und Campingplätze mussten evakuiert werden. Der regionale Regierungschef Galiziens, Alberto Núñez Feijóo, machte Brandstifter für die Brände verantwortlich. In beiden Ländern wurden am Montag mehrere Verdächtige festgenommen.
Umweltschützer wiesen derweil darauf hin, dass in Galiziens und Portugals Wäldern vor allem Eukalyptusbäume stehen. Deren großflächiger Anbau werde von der Holzund Papierindustrie gefördert. Wenn es brenne, wirkten diese öligen Bäume wie Brandbeschleuniger und würden lodern wie Fackeln.