Die Angst der Airberliner
Tausende Beschäftigte, die nicht von der Lufthansa übernommen werden, stehen vor einer ungewissen Zukunft
Berlin Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin haben für ihre berufliche Zukunft demonstriert. Sie zeigten am Montag an der Unternehmenszentrale in BerlinTegel zum Beispiel Schilder mit der Aufschrift „Habt ein Herz für Airberliner“. Die Beschäftigten von Air Berlin hielten bei dem Protest auch Plakate mit Sprüchen wie „Hier stehen die Arbeitslosen von morgen“hoch. Sie kritisierten Vorstandschef Thomas Winkelmann: „4,5 Mio für Winkelmann! Für uns Hartz IV.“Firmen-Chef Winkelmann hatte sich im Fall von Zahlungsschwierigkeiten abgesichert: Das Unternehmen hatte eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro ausstellen lassen, um die Verpflichtungen aus Winkelmanns Vertrag abzusichern. So sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi: „Die Beschäftigten machen ihrem Ärger Luft, weil ihre Aussichten auf einen neuen Job schlecht sind.“Nach seinen Angaben beteiligten sich rund 250 Menschen an der Protestaktion. Einige der Kollegen hätten sich bereits beworben, nur wenige hätten aber ein Jobangebot bekommen, räumte der Verdi-Sprecher ein. Die Gewerkschaft fordert, für die Beschäftigten müsse eine Transfergesellschaft gegründet werden, in der sie sich für einen neuen Job qualifizieren können. Damit ließe sich Zeit gewinnen, sagte der Verdi-Sprecher.
Air Berlin, Lufthansa und weitere Investoren sollten soziale Verantwortung übernehmen und Gelder bereitstellen, fordert die Gewerkschaft. Bislang ist nur klar, dass bis zu 3000 der etwa 8000 Mitarbeiter zur Lufthansa wechseln können. An die Lufthansa gehen 81 von 134 Flugzeugen. Für andere Bereiche gibt es noch keine Lösung.
Reiseveranstalter erwarten nach der Übernahme von großen Teilen der Air Berlin durch Lufthansa zunächst keine steigenden Flugpreise auf breiter Front. Auf den touristischen Strecken könnte es in der Sommersaison 2018 sogar billiger werden, sagte René Herzog, Chef der DER Touristik Zentraleuropa. Die Wettbewerber von Air Berlin hätten sich auf das Ende der Fluggesellschaft vorbereitet und ihr Angebot auf attraktiven Verbindungen ausgebaut. Mittelfristig erwartet der Manager jedoch eher steigende Preise. Im Europaverkehr sieht Herzog jetzt schon diesen Trend auf Verbindungen, wo die Konkurrenz durch Air Berlin entfällt. „Auf der Strecke Frankfurt–Zürich ist bereits zu sehen, was passiert, wenn der Wettbewerb schwindet: hohe Ticketpreise“, sagte Herzog. Der Wegfall von Air Berlin bedeute nur scheinbar weniger Wettbewerb, hieß es bei Alltours. Zwar falle eine Airline weg, deren Kapazitäten blieben aber zum größten Teil erhalten. Zugleich hätten Tuifly, Germania und Small Planet ihr Angebot ausgebaut. Insgesamt blieben die Flugpreise für den Sommer stabil. Der Veranstalter FTI Group rechnet auf innerdeutschen Strecken, die auch Lufthansa bedient, vorübergehend mit einem Preisanstieg. (dpa)