Der Unterschied zwischen Handwerk und Industrie
Die Bäcker-Innung Nordschwaben zeichnet sechs Mitglieder mit Goldenen Meisterbriefen aus
Tapfheim Für Albert Hummel aus Donauwörth steht fest, dass er einen der schönsten Berufe hat. „Teig ist eine lebendige Materie. Damit kann ich etwas kreieren.“Hermann Stegmüller aus Bissingen ergänzt: „Wenn ich dann sehe, wie es den Leuten schmeckt, ist das ein gutes Gefühl.“Während ihrer Jugendzeit waren die Lehrstellen trotz des frühen Aufstehens schwer zu finden, erinnert sich Joachim Häußler aus Gremheim. Gerhard Lindenthal aus Gundelfingen schätzt den Einsatz topmoderner Geräte. Die ganze Rezeptverwiegung geht über den Computer, doch die Zutaten seiner Teige kennt er genau. Viele Sachen sind auch Handarbeit, stellt Lindenthal klar, und nennt ein Beispiel: „Loibla müssen von Hand gespritzt werden. Da sieht man den Unterschied zwischen Handwerk und Industrie.“Handgemacht war auch die Rieser Bauerntorte von Heinrich Fischer aus Hohenaltheim. Besonders liebte er den Kundenkontakt, wenn er beim Ausfahren in die umliegenden Dörfer die Wünsche der Leute direkt mitbekam. Auch in der Berufsschule hat die Praxis inzwischen Einzug gehalten, sieht Claude Schwarzmann eine Verbesserung zu früher. „So können die jungen Bäcker gleich begutachten, was ist gut, kann noch verbessert werden“, bestätigt der ehemalige Fachlehrer der Berufsschule Lauingen.
Diesen sechs Bäckermeistern aus den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen überreichte Anton Wagner, Obermeister der Bäcker-Innung Nordschwaben, den Goldenen Meisterbrief anlässlich der Herbstversammlung im Gasthaus „Zum Adler“in Tapfheim. Voraussetzung ist, dass sie mindestens 60 Jahre alt sind und 30 Jahre in ihrem Beruf tätig waren. Weitere gute Nachrichten hatte der Obermeister: Die Betriebe haben derzeit genügend Arbeit und die Betriebszahl bleibt stabil. Wagner erkennt ein Umdenken der Verbraucher: „Die Leute wollen keine Fabrikware, wo alles gleich aussieht und gleich schmeckt.“Und damit die Kunden die Bäckereien vor Ort im Internet schnell finden, bekamen die Mitglieder viele Tipps von Simon Podrouschek von der Handwerkskammer für Schwaben.
16 Bäcker und 13 Bäckereifachverkäuferinnen sind dieses Jahr in der zehnten Klasse in der Berufsschule Höchstädt hinzugekommen, berichtete Magnus Langenmaier. Als Vorteil sieht er, dass sich die Prüfungsmodalitäten verändert haben und mehr von den ausgebildeten Fachkräften verlangt wird. Von der Handwerkskammer aus gibt es die Überbetriebliche Lehrlingsunwas terweisung (ÜLU). Angepeilt wird der Start am neuen Standort in Kempten zum neuen Schuljahr, erläutert Alban Faußner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordschwaben. Obermeister Wagner betont: „Es ist eine gute Sache, die wenigen Lehrlinge, die wir haben, gut auszubilden und zu fördern.“Allerdings müssten die Termine abgestimmt werden, damit der Nachwuchs während der Hochkonjunktur im Betrieb ist.
Am 24. Februar findet die nächste Berufsausbildungsmesse „Fit for Job“statt, berichtete Faußner weiter. Hier wird sich die Bäcker-Innung wieder in der Messehalle „Das Handwerk“präsentieren, wo insgesamt elf Handwerks-Innungen ihr Berufsbild darstellen. Dabei sind die Auszubildenden und Junggesellen im Einsatz, ergänzte Anton Wagner, weil junge Leute leichter aufeinander zugehen. Magnus Langenmaier ergänzte, dass sich die Bäcker-Azubis der Berufsschule Höchstädt zwei Wochen später auf der WIR präsentieren werden.