Sprung in eine neue Karriere
Aus dem Innenverteidiger Christoph Schnelle wird ein Stürmer – und prompt führt der Routinier den FC Gundelfingen zum 2:1-Sieg beim FC Memmingen II
Der Memminger Kunstrasen zählte bislang bei den Landesliga-Fußballern des FC Gundelfingen wahrlich nicht zu den beliebten Spielflächen. Mit 0:3 und 1:2 hatten sie ihre dortigen Auftritte stets verloren, im Meisterjahr 2015/16 war Christoph Schnelle sogar nach vier Minuten vom Platz geflogen. Auch diesmal spielte der 31-Jährige eine gewichtige, ungewohnte und letztlich für den 2:1 (2:1)-Sieg beim FC Memmingen II ausschlaggebende Rolle.
Denn Schnelle nahm nicht seinen angestammten Platz in der Innenverteidigung ein, sondern lief als Mittelstürmer auf. Was für ihn und seine Mitspieler nicht ganz überraschend kam, „denn das hatten wir im Training eingeübt. Da hatte der Coach schon eine interessante Idee aus dem Hut gezaubert, die auch dem kleinen Platz geschuldet war“, verriet Schnelle hinterher, der sich extra noch Tipps bei seinem Vater Anton holte. Der war schließlich selbst Bayernliga-Stürmer, während Filius Christoph letztmals als D-Junior auf dieser Position zum Einsatz kam. Und welche Ratschläge hatte der Senior gegeben? „Du musst immer dort stehen, wo der Ball hinkommt“, berichtete Schnelle junior mit einem Grinsen.
Nach drei Minuten war das aber noch nicht der Fall, als die Memminger nach einer Ecke in Führung gingen. Michael Heilig kam unbedrängt aus acht Metern zum Kopfball und überwand FCG-Keeper Dominik Trenker, der kurz darauf noch Glück hätte, dass Simon Ollert den Ball sowohl über ihn als auch die Querlatte lupfte. „Da schwante mir Schlimmstes“, gab FCG-Coach Karlheinz Schabel zu und machte seinen Unmut lautstark deutlich, um später zu loben. „Was danach passiert ist, davor ziehe ich aber meinen Hut. Die Mannschaft hat sich richtig ins Spiel reingebissen.“
Nach 20 Minuten hieß es dann 1:1. Schnelle behauptete sich am Ball, legte quer zu Johannes Hauf, und der leitete weiter zum Torschützen Manuel Müller. Kaum hatten die Gundelfinger ausgejubelt, brachte Außenverteidiger Michael Grötzinger die Kugel nach innen. Hauf legte mit dem Rücken zum Tor sofort ab, und Schnelle traf so ins lange Eck, als hätte er sein ganzes Fußballer-Leben lang nichts anderes gemacht – 1:2 (27.). Kein Wunder, dass der Hüne später meinte: „Das hat richtig Spaß gemacht. Vielleicht war es ja der Auftakt für eine zweite Karriere. Mir hat die offensive Rolle gut gefallen.“Dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, zeigte sich in der zweiten Halbzeit, als FCM-Keeper Fabio Zeche noch eingriff und Schnelle so nicht an den Ball kam (53.), während Zeche in der 67. Minute bei Schnelles Volleyabnahme machtlos gewesen wäre. Da aber rettete die Latte.
Was auch schon unmittelbar nach der Pause der Fall war, als Manuel Müller von der Eckfahne aus direkt das Memminger Gebälk anvisiert hatte. „Da waren noch drei, vier richtig gute Chancen von uns dabei. Daher finde ich schon, dass wir verdient gewonnen haben“, meinte FCG-Trainer Karlheinz Schabel, obwohl auch die Memminger in der unterhaltsamen Partie ununterbrochen Druck machten. Zwingende Chancen erspielten sich die Allgäuer nicht, und so konnten sich die Gärtnerstädter über den Premierensieg auf dem bislang so ungeliebten Plastikgrün freuen. (wab) FC Memmingen II: Zeche – Maurer, Brugger, Weiler, Remiger – Fülla, Sirch (68. Arndt), Heilig, Wohnlich – Notz, Ollert (83. Dobra) FC Gundelfingen: Trenker – Grötzinger, Kühn, Reutter (82. Scheu), Laubmeier – Yasar (69. Öz), Elze (41. Safak), Braun, Müller – Hauf, Schnelle Schiedsrichter: Kassel (SpVgg Unterha ching) Tore: 1:0 Heilig (3.), 1:1 Müller (20.), 1:2 Schnelle (27.) Gelbe Karten: Notz, Heilig, Dobra / Elze, Laubmeier, Scheu Gelb Rot: Brugger (90.+1/Mem mingen) Zuschauer: 60