MAN investiert massiv in den Standort Augsburg
Für rund 50 Millionen Euro entsteht ein neues Prüfzentrum. Das ist wichtig für die Zukunft des Werks
Augsburg Neue Produkte hat der Schiffs- und Kraftwerksmotorenhersteller bereits entwickelt. Kürzlich hat MAN Diesel & Turbo einen neuen, hocheffizienten Motor zum Beispiel für Kreuzfahrtschiffe vorgestellt. Nun wird auch in den Standort selbst mit seinen über 4000 Arbeitsplätzen investiert. Am Donnerstag griff Firmenchef Uwe Lauber zum Spaten. Für rund 50 Millionen Euro baut das Unternehmen ein Prüfzentrum für Turbolader. Diese Geräte verdichten die Luft, die dem Motor für die Verbrennung zugeführt wird. „Es ist die größte Investition, die wir hier am Standort seit mehreren Jahrzehnten getätigt haben“, sagte Lauber. Und sie ist wichtig für die Zukunft des ganzen Werks.
Die bisherigen Prüfstände für die Turbolader waren in die Jahre gekommen. „Wir wussten, wir müssen etwas tun – und haben uns dann für einen kompletten Neubau entschlossen“, sagte Projektleiter Philipp Altinger. Der Neubau soll Ende 2018 stehen, die Technik ziehe dann ab dem Jahr 2019 ein. Für den Bereich Turbolader arbeiten am Standort 316 Mitarbeiter. Für sie ist Investition besonders wichtig, vor allem, da auch andere Standorte im Gespräch waren – das nordrheinwestfälische Oberhausen und Tschechien.
Da aber auch Vertrieb, Entwicklung und Bau der Turbolader-Technik in Augsburg ansässig sind, habe man sich entschieden, auch die Tests hier durchzuführen, erklärte Lauber. Er sieht die Investition als „klares Bekenntnis“der Unternehmensführung zum Werk. „MAN befindet sich 177 Jahre am Standort, mit dieser Investition werden wir auch die nächsten Jahrzehnte hier- sagte er. „Sehen Sie es als kleines Weihnachtsgeschenk.“
Im Schiffsbau tobt derzeit eine Diskussion über neue Antriebe. Elektromotoren für Schiffe sind nicht mehr ausgeschlossen. Auch vor dem Hintergrund ist die Investition interessant – sie ist auch ein Bekenntnis zur Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors. Eine Perspektive sind synthetische Kraftstoffe. Damit ließen sich eines Tages Verbrennungsmotoren betreiben, ohne das Klima zu schädigen. „Wir glauben an den Turbolader“, betonte Lauber. „Der Turbolader hat Zudie kunft.“Und noch eine Investition gibt es am Standort.
An der Riedingerstraße kann man zuschauen, wie für 6,5 Millionen Euro das neue Schwergut-Zentrum in die Höhe wächst. Seit dem Spatenstich im Oktober 2016 wird gebaut, im September 2018 soll das Gebäude fertig sein. Dort werden dann Schiffs- und Kraftwerksmotoren für den Transport vorbereitet. Der Hintergrund: Häufiger als bisher will MAN die Schiene nutzen.
Denn bisher kann das Unternehmen nicht alle Motoren mit der Bahn transportieren. Alles, was schwerer als 100 Tonnen ist, geht über die Straße zur BinnenschiffVerladung in Heilbronn oder Mannheim. Immer wieder wälzen sich also Schwertransporte durch Augsburg. Da das Werk pro Jahr 100 bis 120 Großmotoren herstellen kann, gibt es auch Transporte in der entsprechenden Größenordnung. In Zukunft sollen nun auch Aggregate über 100 Tonnen über die Schiene transportiert werden können.
Mit dem Bahntransport entlastet MAN Straßen und Brücken und spart pro Motor sechs Tonnen des Klimagases CO2 ein. Zudem sollen die Transportkosten sinken. „Zum Beispiel fallen die Kosten der Bebleiben“, gleitung der Schwertransporter weg“, sagt Michael Singer, Leiter der Logistik.
Wie aber geht es MAN Diesel & Turbo wirtschaftlich? Das Unternehmen hat auch eine härtere Zeit hinter sich. „Der Auftragseingang entwickelt sich positiv“, sagte Diesel & Turbo-Chef Lauber. Nicht zufriedenstellend sei aber „die Ergebnisqualität“– also das, was unter dem Strich übrig bleibt. Deshalb arbeite man daran, Abläufe zu vereinfachen und Kosten zu senken.
Immer wieder keimen zudem Spekulationen auf, Volkswagen könnte sich eines Tages von der Großmotoren-Sparte trennen. Im September sorgte VW-Chef Matthias Müller für zusätzliche Aufregung als er sagte, VW arbeite am Verkauf von Unternehmensteilen. Was sagt der Diesel & Turbo-Chef zu diesen Verkaufsgerüchten?
„Wir fühlen uns wohl bei VW“, betonte Lauber im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gebe auch viele Synergien mit VW. „Der Elektromotor wird zum Beispiel auch bei uns Einzug halten, wenn VW entsprechende Batterien entwickelt“, sagte er. „Volkswagen unterstützt uns, sie sind uns wohlgesinnt“, fasste es Lauber zusammen.