Blick in die Vergangenheit
Ein Streifzug durch den amerikanischen Süden
Im (englischen) Vorwort beschreibt Peter Littger, wie er sich über die Fotografien von Jörg Rubbert gewundert hat: Die (fast) menschenleeren Bilder ließen ihn denken, die Menschen seien ausgestorben und womöglich irgendwo hinter den Gebäuden begraben. Er verhehlt aber auch nicht, dass diese oft desolaten Plätze eine gewisse Faszination ausüben. Auf der anderen Seite zeigt sich Littger auch begeistert von der Lebendigkeit der Kultur des amerikanischen Südens.
Doch die Fotografien unter dem Titel „Days gone by“(Übersetzt: Vergangene Tage) widmen sich vor allem verlassenen Gebäuden: Zu sehen sind verödete Tankstellen, leere Läden, verrammelte Geschäfte, geschlossene Fabriken. Und ja, diese Fotos üben eine gewisse Faszination aus, wirken wie eine Kulisse, die nur darauf wartet, dass die Filmcrew auftaucht, um die Szenerie zu beleben. Man braucht keinen der (englischen) Texte zu lesen, um beim Durchblättern berührt zu sein.
Das fängst schon mit dem zweiten Foto an: „Repent. Go and sin no more“steht da auf einer wackligen Tafel irgendwo im Nirgendwo, „Bereue. Gehe hin und sündige fortan nicht mehr.“Nur, wohin soll der reuige Sünder gehen? In die Kirche, die auf der gegenüberliegenden Seite zum Verkauf steht? Zu einer der verlassenen Schienenkreuzungen? Vielleicht findet er ja bei den Fischern in Savannah Ansprechpartner oder bei den Trainspottern in Folkston. Hazel’s Restaurant ist ebenso geschlossen wie scheinbar ganz Merkel in Texas, wo der Autor im einzigen Motel der Stadt über die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel diskutiert. Zehn Jahre lang hat Jörg Rubbert immer wieder die Lebensräume zwischen Georgia, Mississippi und Texas bereist und mit seiner Kamera dokumentiert. Der daraus entstandene Bildband lädt dazu ein, sich beim Blättern in vergangene Zeiten zu versenken.
Jörg Rubbert: Days gone by – Road side Photographs of the American South. Benteli, 192 S., 45 Euro