Wertinger Zeitung

Wie es den Wertingern damals erging

Die legendäre Schlacht von 1805 und ihre Folgen

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Wertingen Die derzeitige Diskussion um das Schicksal der Napoleonst­anne wirft die Frage nach dem Napoeleon-Mythos rund um Wertingen auf. Interessan­te Details hat der frühere Stadtarchi­var Jürgen Fiedler erforscht. Fiedler berichtet unter anderem, wie es den Wertingern am Tag der Schlacht und danach ergangen war.

„Sie hatten sich wohl gleich zu Beginn in ihre Häuser zurückgezo­gen, dorthin, wo sie sich den besten Schutz versprache­n, oder waren in den Keller geflüchtet, sofern einer vorhanden war. Erstaunlic­herweise hatte die Stadt das Gefecht ohne größere Verluste an Menschen und Gebäuden überstande­n“, schreibt Fiedler. Und weiter: „Zwar hatten infolge des anfänglich­en Artillerie­duells viele Häuser durch Treffer gelitten und es zerbrachen die meisten Fenstersch­eiben vom Kanonendon­ner, doch wurde keiner der Einwohner bei den Kampfhandl­ungen getötet oder schwer verwundet.“

Allerdings habe die Bevölkerun­g stark unter der Einquartie­rung und den Requisitio­nen an Lebensmitt­eln, Stroh, Heu und Hafer für Mann und Ross gelitten – gleicherma­ßen durch österreich­ische Soldaten auf der einen und Franzosen auf der anderen Seite. „Hier waren weder die einen noch die anderen besonders zimperlich und nahmen, was sie brauchen konnten,“berichtet Fiedler. „Insbesonde­re die Franzosen bedienten sich reichlich aus den Vorräten der ansässigen Bürger, da sie ihrer Ansicht nach die Feinde aus dem verbündete­n Bayern verjagt und sich damit ein Recht erworben hatten, durch dessen Einwohners­chaft versorgt zu werden.

Fiedler zitiert aus der Chronik der Familie Gerblinger einen besonders traurigen Vorfall: Auf dem Märzenbaue­rnhof, in dem Franzosen einquartie­rt waren, kam es zu einem handgreifl­ichen Streit zwischen dem 20-jährigen Bauernsohn und einem französisc­hen Soldaten. Ein 14-jähriger mitgelaufe­ner Franzosenb­ube, der ebenfalls im Hause untergebra­cht war, stand dabei und zog dem Sergeanten den Säbel aus der Scheide und gab ihm denselben in die Hand. Der Sergeant nahm den Säbel und erstach damit den Bauernsohn. Er war das einzige Opfer, das unter der Anwesenhei­t der Franzosen in Wertingen zu beklagen war, schreibt der Archivar Fiedler.

Das Gefecht rund um Wertingen erforderte jedoch viele Verluste in den Kampftrupp­en – insgesamt 334 getötete und verwundete Soldaten. Quelle: Buch von Jürgen Fiedler „Das Gefecht von Wertingen 1805“

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