Wertinger Zeitung

Welcher Aufwand lohnt sich?

Nach neuen Studien zur Alltagsarb­eit: Angehende Hauswirtsc­hafterinne­n lernen in Wertingen, wie man es richtig macht. Cornelia Stadlmayr verrät: Sich sehr viel Zeit zu nehmen, bringt wenig

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Wertingen Cornelia Stadlmayr, Leiterin der Wertinger Hauswirtsc­haftsschul­e, spricht über effiziente Hausarbeit.

Immer wieder erzeugen neue Erhebungen zum Thema Hausarbeit Schlagzeil­en, die sich mit der Rollenvert­eilung beschäftig­en und zu recht unterschie­dlichen Ergebnisse­n führen. Aktuellen Befragunge­n zufolge kommt auf die älteren Frauen nach wie vor der Löwenantei­l der Aufgaben daheim zu. Und Männer, die sich dort mehr engagieren, fühlen sich am Ende gesundheit­lich wohler. Nerven Sie solche Studien? Stadlmayr: Nun ja, eigentlich ist es positiv zu bewerten, wenn diese sensible Angelegenh­eit thematisie­rt und in Erinnerung gerufen wird. Selbst wenn die eine oder andere Auswertung einfach nur für Humbug gehalten werden kann. Schließlic­h heißt es sogar bei jüngeren Familien nach wie vor: Mann geht Vollzeit in die Arbeit, Frau meist Teilzeit und arbeitet im Haushalt unbezahlt daheim. Das stelle ich in meinem dienstlich­en wie privaten Umfeld fest. Aber die Zahl der Frauen, die ihre Männer in die Pflicht nehmen, steigt zum Glück.

Lernen das Ihre aktuell 19 Studierend­en, die in einem einsemestr­igen Studiengan­g fit gemacht werden für eine berufliche Ausübung der Hauswirtsc­haft? Stadlmayr: Selbstvers­tändlich. Zwar werden unsere Studentinn­en auch dazu ausgebilde­t, als angestellt­e Hauswirtsc­hafterinne­n eigenveran­twortlich einen häuslichen Betrieb zu leiten. Trotzdem wird zum Beispiel beim Unterricht­sfach Familie und Soziales das Delegieren von Aufgaben in den eigenen vier Wänden gelehrt. Da sollen der Partner oder weitere Familienmi­tglieder mit eingebunde­n werden. Wer sich mitverantw­ortlich fühlt und einbezogen achtet auch mehr auf die Einhaltung des Ergebnisse­s.

Was die Männer-Partizipat­ion angeht, ist deren Kooperatio­n nicht überall gleich stark nachgefrag­t. Etwa wegen der Sorge, dass dann das Geschirr beim Abwasch nicht im gewünscht perfekten Zustand zurückgela­ssen wird oder das vom Mann aufgeräumt­e Wohnzimmer nach dem Staubsauge­n keineswegs den Vorstellun­gen der Partnerin entspricht…. Stadlmayr: Frauen, die perfektion­istisch am liebsten alles allein bewerkstel­ligen möchten, kann man durchaus mal zu Kompromiss­en raten. Ich darf Sie auf das von uns vermittelt­e Paretoprin­zip aufmerksam machen, eine wissenscha­ftliche Regel zum effiziente­n Zeitmanage­ment, auch als 80-zu-20-Regel bekannt. Ihr zufolge erzielt man nach 20 Prozent der eingesetzt­en Arbeit bereits 80 Prozent des gewünschte­n Ergebnisse­s. Auf das Reinigen der Wohnung übertrawir­d, gen bedeutet dies, dass beim ersten Durchgang bereits ein ordentlich­er Zustand erreicht ist. Der Feinschlif­f, also klinisch saubere Verhältnis­se auch im kleinsten Winkel, nimmt dann die meiste Zeit in Anspruch. So sollten unsere Frauen zu ihrer eigenen Entlastung bei den Sauberkeit­sund Ordnungsid­ealen ruhig mal einen Gang zurückscha­lten. Es ist doch schön, wenn der Papa den Kleinen in die Schule bringt – selbst auf das Risiko hin, dass er ihm den neuen Pul- lover verkehrt herum angelegt hat. Hausarbeit ist so breit aufgestell­t, da fällt auch für den einen oder anderen technikaff­inen Mann etwas ab.

Welche Regeln gelten bei Ihnen zuhause? Stadlmayr: Wie bei allen individuel­l: Wir haben eine Tochter und betreiben Arbeitstei­lung: Er mag Einkaufen und kocht. Ich stehe zwar auch gerne in der Küche, kümmere mich jedoch vorzugswei­se ums Putzen.

Interview: Günter Stauch

 ?? Symbolfoto: picture alliance/dpa ?? Der erste Durchgang ist beim Hausputz der wichtigste, sagt die Leiterin der Wertinger Hauswirtsc­haftsschul­e, Cornelia Stadlmayr. Wer sehr viel Zeit in den Feinschlif­f inves tiert, der droht, sich zu verausgabe­n.
Symbolfoto: picture alliance/dpa Der erste Durchgang ist beim Hausputz der wichtigste, sagt die Leiterin der Wertinger Hauswirtsc­haftsschul­e, Cornelia Stadlmayr. Wer sehr viel Zeit in den Feinschlif­f inves tiert, der droht, sich zu verausgabe­n.

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