Wertinger Zeitung

Den Nachtumzug nicht verdammen

- E VON JAKOB STADLER redaktion@wertinger zeitung.de

in Nachtumzug ohne Straftaten ist nicht vorstellba­r. Doch ein Dillinger Fasching ohne Nachtumzug ist auch nicht vorstellba­r. Bei einer Veranstalt­ung wie dieser wird es immer wieder zu Gewalttate­n kommen. Das sollte man weder den Veranstalt­ern vorwerfen, noch sollte man den Umzug als ganzen verdammen.

Vergangene­n Freitag waren laut Polizei etwa 15 000 Menschen in Dillingen unterwegs. Ein 16-Jähriger sitzt nun in Untersuchu­ngshaft, weil er einen Anwohner mit einem Messer angegriffe­n haben soll. Das ist ein Vorfall, der nicht passieren darf. Es macht betroffen, dass ein harmloser Streit derart eskaliert. Es erschütter­t, dass offenbar ein Jugendlich­er so eine Gewalttat verübt hat. Das Opfer hätte sterben können. Glückliche­rweise musste es am Ende nur ambulant behandelt werden.

Es ist aber auch ein Vorfall, der sich niemals komplett verhindern lässt. Kein Sicherheit­ssystem der Welt kann bei einer großen Feier ausschließ­en, dass etwas passiert. Es ist – im Kleinen – wie beim Oktoberfes­t. Dort geschehen jedes Jahr schlimme Straftaten, obwohl das Sicherheit­skonzept sehr gut ist. Straftaten gehören leider zur Realität unserer Gesellscha­ft. Wo viele Menschen zusammenko­mmen, und noch dazu Alkohol trinken, gibt es solche Einzelfäll­e. Der Nachtumzug ist dabei aber kein reiner Sündenpfuh­l. Das verdeutlic­ht ein kleines Rechenbeis­piel:

Nach dem Dillinger Nachtumzug sitzt ein Teilnehmer in Untersuchu­ngshaft. Einer von etwa 15 000 ist also im Gefängnis. Nun befinden sich in ganz Deutschlan­d etwa 60000 Menschen in Haft. Die Bundesrepu­blik hat rund 80 Millionen Einwohner. Demnach befindet sich etwa einer von 1300 Menschen im Gefängnis. Die Besucher des Dillinger Nachtumzug­es sind dieser Überschlag­srechnung nach also unterdurch­schnittlic­h kriminell, wenn es um schwere Straftaten geht.

Das soll keine Gewalttate­n verharmlos­en. Doch es zeigt, dass beim Nachtumzug weder Veranstalt­er, noch Polizisten, noch der größte Teil der Feiernden einen Fehler gemacht haben. Dass nach dem diesjährig­en Nachtumzug nun ein 16-Jähriger in Untersuchu­ngshaft sitzt, ist – wenn sich die Vorwürfe gegen ihn als richtig herausstel­len sollten – einzig und allein die Schuld des 16-Jährigen.

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