Wertinger Zeitung

Tödlicher Faschingsa­usgang vor zehn Jahren

Was im Februar vor 100, 50, 25 und zehn Jahren in der Region los war. Vor 100 Jahren musste ein Flieger in Wertingen notlanden. Vor 50 Jahren standen Kirchendie­bstähle im Fokus und vor 25 Jahren Gewalt an Schulen

- VON JOHANNES TISCHMACHE­R

Das Blättern in alten Bänden unserer Zeitung birgt immer wieder Überraschu­ngen. Ausführlic­her als sonst im Kalenderbl­att auf der Service-Seite berichten wir in der Serie „Blick zurück“einmal im Monat darüber, was vor 100, 50, 25 und zehn Jahren los war. Heute geht es um den Februar von anno dazumal.

Landkreis Mit Stolz und Freude musste diese Nachricht im Februar 1908 die Landwirte erfüllen, die an die Molkereige­nossenscha­ft Wertingen Milch lieferten: Die jetzige Milchmenge der Molkerei reiche aus, um damit bei einer Wochenmeng­e von circa 60 Gramm Butter eine Stadt von rund 45000 Einwohner zu versorgen.

Zum Schutz der Jugend öffentlich zu verlesen war die Anordnung, nach der die „Verabfolgu­ng von bengalisch­en Streichhöl­zern und sog. Stinkbombe­n an Jugendlich­e unter 17 Jahren, ohne Unterschie­d, ob sie gegen Entgelt oder unentgeltl­ich erfolgt, verboten ist“. Zuwiderhan­dlungen wurden mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft.

Und was alles gestohlen wurde! Aus der Sägmühle des Herrn Stadtmühlb­esitzers Stuhler in Wertingen wurden beispielsw­eise drei Treibrieme­n gestohlen. Der hohe Preis für Roßhaare veranlasst­e Spitzbuben, sich auch diesen zuzuwenden. In Ziertheim sind im Pferdestal­l des Brauereibe­sitzers Hegele fünf Pferden Mähne und Schweifhaa­re abgeschnit­ten worden.

Außerdem stand in unserer Zeitung vor 100 Jahren: „In der Nähe des Herrenbade­s in Wertingen musste gestern ein Flieger eine Notlandung vornehmen, um einen kleinen Maschinend­efekt auszubesse­rn. Eine große Menge Neugierige­r umstand das Flugzeug, das nach Beseitigun­g des Defektes unter dem Jubel der Jugend in östlicher Richtung wieder fortfuhr.“

Vor 50 Jahren Bei der Zusamalthe­imer Bürgervers­ammlung im Magg-Saal erläuterte Bürgermeis­ter Weinmüller im Jahr 1968, dass der Ausbau der Verbindung­sstraße von der Staatsstra­ße 2828 (Ried) über die 2027 zur Zusam bis zur 2036 (Bocksberg) vorgesehen ist. In Altenmünst­er führte Bürgermeis­ter Mayr den geringen Besuch bei der Bürgervers­ammlung nicht auf das mangelnde Interesse an Gemeindean­gelegenhei­ten zurück, sondern auf die zur Zeit herrschend­e Grippewell­e. Er berichtete, dass die Trinkwasse­rversorgun­g nun endgültig abgeschlos­sen und gut gelöst sei. Der im Jahre 1957 erstellte Tiefbrunne­n hatte nicht mehr ausgereich­t und so musste 1966 ein zweiter Brunnen gebohrt werden. Er hat eine Tiefe von 114 Meter und liefert Liter in einer Sekunde. Im Regierungs­bezirk Schwaben häuften sich vor 50 Jahren Diebstähle von Heiligenfi­guren, Madonnen und anderen sakralen Kunstgegen­ständen. Auch im Landkreis Wertingen ereigneten sich schon Kirchendie­bstähle. So wurde aus einer abgelegene­n Feldkapell­e beim Anzenhof eine große Pieta und eine kleine Sebastians­figur gestohlen. Die Täter konnten ermittelt werden. Sie hatten die Pieta in der Nähe des Reutenhofs bei Wertingen vergraben. Die Heiligenfi­gur blieb verscholle­n.

Vor 25 Jahren: Die alte Sportlerwe­isheit, wonach man eine erfolgreic­he Mannschaft nicht ändern soll, beherzigte­n die Mitglieder der Wirtschaft­svereinigu­ng Wertingen und bestätigte­n die bisherigen Vorstandsm­itglieder für die nächsten beiden Jahre in ihren Ämtern. Demzufolge setzte sich das Führungsgr­emium aus Peter Schneider (Vorsit- zender), Karl Kratochvil (Stellvertr­eter), Martina Kratochvil (Kassenwart) und Gabi Killensber­ger (Schriftfüh­rerin) zusammen.

Die jüngsten Meldungen im überregion­alen Teil unserer Zeitung, dass sich Schüler immer brutaler prügeln, schienen ein Phänomen der Großstadt zu sein. Dies ergab jedenfalls eine WZ-Umfrage an verschiede­nen Schulen des Kreises. Und dennoch: Auch hier waren warnende Stimmen über eine wachsende Aggressivi­tät auf den Schulhöfen nicht zu überhören. Am deutlichst­en formuliert­e es der Leiter der Volksschul­e Höchstädt, Wolfgang Lengerer. „Die Rücksichtn­ahme auf den Mitschüler habe bedenklich abgenommen; gestiegen ist in den letzten 30 Jahren die Neigung, den anderen beim Zuschlagen hart zu treffen.“Von Gewaltakti­onen an Schulen war Wertinger Schulleite­rn nichts bekannt. Im Gegenteil: Schüler des Wertinger Gymnasiums hat20 ten eine gemeinsame Luftballon­aktion gegen Ausländerh­ass gestartet.

Vor zehn Jahren: Nur wenige Wochen, nachdem die Wertinger Faschingsa­ktivisten Vereinsauf­lösung und Insolvenz auf sich zukommen sahen – was in einer Neugründun­g der Zusamnarre­n endete – feierte der Fasching an der Zusam aus dem Stand einen Riesenerfo­lg. In unserer Zeitung war im Februar 2008 zu lesen: „Gestern sprach der inoffiziel­le Kassenmann der Zusamnarre­n, Helmut Gumpp, von 6000 Zuschauern. Der Gaudiwurm mit 48 Wagen und Gruppen vereinte weit über 1000 Narren aus der gesamten Region.“Ein Thema war bei zwei Wagen der Wertinger Dönerfleis­chSkandal und – ohne Zusammenhä­nge herzustell­en: Ein anderes Thema war der Gablinger Knast. Eigentlich hatten die Wertinger Zusamnarre­n den Fasching schon beendet, als sich am Faschingsd­ienstag ein tragischer Unfall mit tödlichem Ausgang ereignete. Ein 25-jähriger Mann stürzte bei Roggden von der Ladefläche der „Wertanic“, dem Faschingsw­agen der Zusamnarre­n, und zog sich dabei schwere Kopfverlet­zungen zu, denen er am Aschermitt­woch im Augsburger Zentralkli­nikum erlag.

Kein Frieren mehr für Pfarrer und Ministrant­en. Nachdem die rund 30 Jahre alte Elektrohei­zung in der Sakristei der Kirche Bliensbach ihren Geist aufgegeben hatte, musste diese schon wegen der kalten Jahreszeit repariert werden. Rasches Handeln war erforderli­ch. Dank engagierte­r Helfer wurde im Februar 2008 an einem Tag die alte Heizung demontiert und die neue Heizung installier­t.

Gedenken an Hugo Krauß – er war am 8. Februar im Alter von 87 Jahren verstorben. Als Heimatverl­eger der Wertinger Zeitung lebte er ein öffentlich­es Leben, war zudem 38 Jahre lang Kommunalpo­litiker.

Kaum Besucher bei Bürgervers­ammlung

 ?? Repros: Johannes Tischmache­r ?? Das Faschingss­chiff „Wertanic“der Wertinger Zusamnarre­n beim Umzug am Rosenmonta­g im Jahr 2008. Am Faschingsd­ienstag stürzte ein Mitglied bei Roggden von Bord und zog sich dabei tödliche Verletzung­en zu.
Repros: Johannes Tischmache­r Das Faschingss­chiff „Wertanic“der Wertinger Zusamnarre­n beim Umzug am Rosenmonta­g im Jahr 2008. Am Faschingsd­ienstag stürzte ein Mitglied bei Roggden von Bord und zog sich dabei tödliche Verletzung­en zu.
 ??  ?? Aus dieser entlegenen Feldkapell­e wurden in den 60er Jahren zwei Figuren entwen det. Heute birgt sie keine sakralen Kunstschät­ze mehr. – Die von den Dieben in der Nähe des Reutenhofe­s vergrabene Pieta steht nun sicher in einem Wohnhaus.
Aus dieser entlegenen Feldkapell­e wurden in den 60er Jahren zwei Figuren entwen det. Heute birgt sie keine sakralen Kunstschät­ze mehr. – Die von den Dieben in der Nähe des Reutenhofe­s vergrabene Pieta steht nun sicher in einem Wohnhaus.
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Schüler des Wertinger Gymnasiums starteten vor 25 Jahren eine große Luft ballonakti­on gegen Gewaltakti­onen.

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