Mit Faust auf Du und Du
Weil wir alle bedrängt sind von Verführungen und von Vorstellungen immerwährender Jugend, geht uns die neue Schau in der Münchner Kunsthalle etwas an. Zumal Goethes Klassiker auch nicht aufhört, Künstler zu beschäftigen
München Man muss den „Faust“nicht gelesen haben, jenes „Kackbuch“von „diesem Reclam“, wie es in einem jüngeren deutschen Erfolgsfilm heißt – und womit natürlich „Faust. Eine Tragödie“gemeint ist, richtigerweise verfasst von einem gewissen Johann Wolfgang Goethe. Nein, man muss ihn nicht gelesen haben, um an dieser Ausstellung Vergnügen zu haben. Was die Handlung des Dramas betrifft, so wird der Besucher in der Hypo-Kunsthalle München hinreichend an der Hand genommen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Mit „Du bist Faust“will man ja auch nicht in Konkurrenz mit einem Theatermuseum treten, sondern sich auf die Spuren von „Goethes Drama in der Kunst“begeben.
„Faust“, dieser Stoff um Erkenntnisdrang und Lebensgier, Scheitern und Schuld, hat fraglos die Bildenden Künste zu Reaktionen inspiriert, und das nicht nur im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Auseinandersetzung reicht bis heute, wie zuletzt Anne Imhof in ihrer preisgekrönten „Faust“-Performance bei der Biennale in Venedig 2017 gezeigt hat – und wie jetzt auch die Münchner Ausstellung, Zentrum eines die ganze Stadt ergreifenden mehrmonatigen Faust-Festi- in etlichen Beispielen aus jüngerer Zeit herausstreicht. Seitens der Ausstellungsmacher – es kooperieren Kunsthalle München, Klassik Stiftung Weimar und Forschungsverbund Marbach-Weimar-Wolfenbüttel – wird man auch nicht müde zu betonen, dass gerade das Individuum von heute, umgarnt von Verführungen jeglicher Art und bedrängt von der wahnhaften Vorstellung immerwährender Jugend, gewissermaßen auf Du und Du steht mit der faustischen Problematik der Existenz.
In der Kunsthalle schätzt man seit jeher die Ausstellungsinszenierung, doch diesmal hat man noch einen Zahn zugelegt. An den aus Augsburg stammenden Künstler und Bühnenbildner Philipp Fürhofer erging der Auftrag, der Schau ein attraktives Gewand zu schneidern. Und Fürhofer hat sich keineswegs darauf beschränkt, die Wände farbig zu fassen. Zunächst betritt der Besucher den Parcours durch das Portal des riesenhaft auf eine Wand vergrößerten Puppentheaters, das der vierjährige Goethe von seiner Großmutter geschenkt bekam, und verlässt es am Ende auch wieder durch dieselbe Theatertür – ein augenzwinkernder Verweis darauf, dass der Faust seinen Autor nicht nur lebenslang umtrieb, sondern auch der Besucher der Ausstellung wie auf ei- Theaterbühne den ganzen Kreis von Goethes Schöpfung ausschreitet.
Wiederholt arbeitet Fürhofer mit wandfüllenden Spiegeln, was einen buchstäblich hineinstellt ins Geschehen – „Du bist Faust“– und noch zusätzliche Wirkung dadurch erhält, dass solch ein Spiegelkabinett in beträchtliches Dunkel getaucht ist. Wie etwa in dem Raum, welcher der Titelfigur gewidmet ist und durch ein stilisiertes Spitzbogenfenster zusätzlich StudierstubenAnmutung erhält.
Doch selbst, wenn eine Skulptur wie der auf einem Marmorfelsen sitzende Mephisto herausragt, weil der Künstler Mark Antokolskis den Teufel nackt und in Denker-Pose gestaltet hat, so tut sich die Kunst keineswegs immer leicht, gegen Fürhofers Raumgestaltung zu bestehen. Was aber nicht an einer Über-Inszenierung liegt, sondern daran, dass viele der aus diversen Museen und Sammlungen zusammengetragenen Werke gerade aus dem 19. Jahrhundert nicht über Kleinmeisterqualität hinausreichen.
Kulturgeschichtlich interessant ist die bildnerische Faust-Rezeption allemal. Informativ allein schon zu sehen, auf welch unterschiedliche Aspekte des Dramas verschiedene nationale Kulturen ihr Augenmerk richten. Besitzt die deutsch-östervals, reichische Tradition ein starkes Interesse an Fausts Drang nach tiefer Einsicht in den Weltkreislauf, wird zudem in Bildfindungen etwa von Carl Gustav Carus auch schon die Tendenz deutlich, Goethes Stück als Nationaldichtung zu vereinnahmen, so richten französische und auch italienische Künstler ihren Fokus stärker auf die Liebeshandlung zwischen Faust und Margarethe.
Liebesmotive wie die Annäherung der beiden in Nachbarin Marthes Garten, aber auch die Darstellung der Verführung Gretchens durch Juwelen, werden noch befördert durch Charles Gounods musikalische Bühnenadaption „Faust“, einen der größten Opernerfolge des 19. Jahrhunderts, der sich ganz auf den Faust-Mephisto-Pakt und die Liebeshandlung beschränkt. Philipp Fürhofer hat dazu den größten Saal der Kunsthalle genutzt, um eine raumgreifende Bühnendekoration der Gartenszene hineinzustellen, dazu an der gegenüberliegenden Wand ein Riesenfoto von den Rängen der Pariser Opéra. Und an der Seite flimmert ein Filmausschnitt, die Eröffnungsszene aus Martin Scorseses „Zeit der Unschuld“, die während einer „Faust“-Opernaufführung in der New Yorker Met spielt. Goethes Tragödie, von Gounod in Musik verwandelt, von der Schriftstellerin Edith Wharton aufner gegriffen, von Scorsese in meisterhaften Schnittfolgen auf die Leinwand gebracht: So springt die „Faust“-Rezeption durch Gattungen und Dekaden.
Spannend auch zu sehen, wie sich in der Darstellung der Hauptfiguren bestimmte Typen herausbilden. Das gilt vor allem für das Gretchen: Zopfbewehrt, den Blick züchtig gesenkt, das Gebetbuch in der Hand – so findet sie sich auf zahlreichen genrehaften Bildern. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fallen die Zöpfe, rücken andere Aspekte in den Vordergrund. Anselm Kiefer etwa appliziert in einem seiner Gemälde auf breiten schwarzen Farbstrichen helle Strohhalme. Der Titel „Dein goldenes Haar Margarethe“zitiert einen Vers aus Paul Celans „Todesfuge“– einen ikonischen Text der Holocaust-Erinnerung. Ein solcher in die Historie zurückreichender Erkenntnis-Brückenschlag, der zeigen würde, wie viel vom Faustischen auch in das „deutsche Wesen“eingeflossen ist, gelingt der Münchner Schau allerdings nur in wenigen Momenten – wie in einem Ausschnitt aus István Szabós „Mephisto“-Film nach dem Roman von Klaus Mann.
Kunsthalle München Bis 29. Juli, täglich 10 bis 20 Uhr. Der Katalog (Prestel Verlag) kostet 34,95 ¤. Der Bonus kann ein zusätzlicher Gewinnanteil sein oder auch ein Rabatt für Großabnehmer einer Ware. Das aber hat jener Präsident, dessen Faible fürs Bizarre uns immer wieder verwirrt, nicht gemeint, als er er soeben vorschlug, dass speziell trainierte US-Lehrer für das Tragen einer Waffe einen Bonus erhalten sollten.
Wir wissen nicht so genau, ob der Trump seine Idee konsequent zu Ende gedacht hat – denn dann wäre gleichfalls zu überlegen, ob künftig auch speziell trainierte Universitätsprofessoren, Kinobetreiber, Kindergärtnerinnen und Pfarrer für das Tragen von Waffen Boni erhalten sollten. Wenn nicht gar zu erwägen wäre, dass nach der eisernen Faustregel „Selbst ist der Mann“zumindest auch für volljährige Schüler, Studenten, Kinobesucher und Kirchgänger Boni auszuschütten wären, wenn sie – natürlich trainiert – Waffen tragen und im Falle des Falles zum Schutze des Gemeinwesens gezielt Amokläufer ausschalten. Und auch an die notwendige frühkindliche Erziehung ist diesbezüglich zu denken. Was könnten wir doch alles von den USA lernen, um unsere Aufgabe zum Schutz des Staates und der Gemeinschaft wahrzunehmen!
Freilich weiß man aus dem Bankenwesen, dass Boni teuer werden können. Gute Spitzenbanker kosten eben, und gute Spitzenschützen, vor allem in der Masse, werden auch kosten. Vielleicht kann da noch mal die zielorientierte und treffliche National Riffle Association helfen (und bei möglichem Gewinn selbst Boni ausschütten an ihrer Spitze). Denn das ist ja die dritte Bedeutung des Bonus: Beihilfe zu förderungswürdigen Geschäften, Deals.
Wie eng im Übrigen Schulen und Banken (und Boni) zusammenhängen, das hat der Präsident selbst betont: „Ich möchte meine Schulen so geschützt haben wie meine Banken.“In diesem Zusammenhang sind wir gespannt, wie künftig die Schülerbusse der USA ausschauen werden. Es wird wohl in Richtung gepanzerter Geldtransporter gehen. Da ließe sich eine Spekulation mit machen. Bei massenhaftem Verkauf winken Boni.