Alles ist möglich im Landkreis
Tausende strömen zur „Fit for Job“nach Höchstädt. Allein in der Region können Jugendliche 150 Berufe erlernen. Nicht alle interessierten Firmen bekommen einen Platz
Höchstädt Positiv überrascht worden sei sie, sagt Jana Kling mit einem strahlenden Lächeln. Die 18-jährige absolviert derzeit den Bundesfreiwilligendienst im „Haus der Senioren“in Gundelfingen. „Anfangs konnte ich mir das gar nicht vorstellen“, gesteht sie. Doch jetzt steht sie gemeinsam mit der Pflegedienstleiterin Sandra Päch und dem dualen Studenten Andreas Schrettle am Stand des Seniorenheims bei der „Fit for Job“in Höchstädt. Denn trotz ihrer anfänglichen Zweifel habe sie schnell gemerkt, wie viel Spaß ihr die Arbeit mit den Senioren macht. „Die Menschen wachsen einem richtig ans Herz“, schwärmt sie. An diesem Samstag will sie gemeinsam mit ihren Kollegen andere junge Menschen vom sozialen Beruf begeistern. Denn besonders in der Pflege werden Fachkräfte händeringend gesucht.
Wichtig sei es, den jungen Menschen die Perspektiven, die die Pflege bietet, aufzuzeigen und zu ermöglichen, sagt Pflegedienstleiterin Päch. Deswegen arbeiten im „Haus der Senioren“neben 20 Lehrlingen auch zwei duale Studenten. Und auch nach einer Ausbildung zum Altenpfleger sei ein Studium in der möglich – das wüssten nur die wenigsten, sagt Päch.
Aber auch in anderen Branchen bietet der Landkreis Dillingen den Jugendlichen vielfältige Optionen. 150 Ausbildungsberufe und 60 duale Studiengänge können im Landkreis Dillingen absolviert werden, sagt Landrat Leo Schrell. Kein Wunder also, dass sich in Zeiten des Fachkräftemangels in der Nordschwabenhalle, im Gebäude der Berufsschule Höchstädt und im Handwerkszelt die Unternehmen aneinanderreihen. Elf Firmen musste sogar abgesagt werden – die Kapazitätsgrenze war bereits erreicht.
Doch es sind nicht nur trockene Informationen, die bei der Ausbildungsmesse weitergegeben werden. Viele anschauliche Modelle zeigen den Jugendlichen, was sie in der Ausbildung oder im dualen Studium erwartet. Die Bereiche Metall und Elektro vereinen sich beispielsweise in der „Duplo-Anlage“von BSH Hausgeräte. Drückt man auf den Knopf in der Mitte des Displays, fährt ein Arm elektrisch aus der Anlage und übergibt dem Interessenten einen kleinen Locher. Vladim Plotnikov, der derzeit eine Ausbildung zum Mechatroniker im dritten Lehrjahr absolviert, präsentiert das Modell, das die Azubis in Eigenregie gestaltet haben. Auch er ist einer von den vielen, die ihren Ausbildungsberuf durch die „Fit for Job“gefunden haben, erinnert sich Plotnikov.
Dass die Messe immens wichtig sei, um die Ausbildung weiter zu pushen, findet auch der Ausbildungsberater der IHK Schwaben, Erwin Wengert. „Eine Berufsausbildung ist keine Einbahnstraße“, sagt er. Gemeinsam mit Vanessa Wengenmaier, die im dritten Lehrjahr als Kauffrau für Büromanagement ist, gibt er den Jugendlichen einen Überblick über die vielfältigen Ausbildungen und Tipps zur Bewerbung. Einen wichtigen Rat, wie man seinem Traumberuf näher kommt, hat auch Wengenmaier: „Ganz viele Praktika absolvieren.“Und die werden von den Jugendlichen auch angefragt, wie Andreas Winter, Ausbilder im Landratsamt Dillingen, bestätigt. Vom Verwaltungsfachangestellten bis hin zum dualen Studium der sozialen Arbeit sind im öffentlichen Dienst viele Ausbildungen möglich. „Bezahlungstechnisch können wir mit der freien Wirtschaft zwar nicht mithalPflege ten“, gesteht Winter. Dennoch seien der Stand des Landratsamts gut frequentiert und die Zahl der Azubi-Anwärter konstant.
Eine komplett andere Möglichkeit, nach dem mittleren Schulabschluss weiterzumachen, bietet die Montessori-FOS (MOS) in Wertingen. In zwei Jahren kann man hier das Fachabitur absolvieren – in den Fachrichtungen Wirtschaft und Verwaltung, Sozialwesen und Gestaltung. Der Vorzug sei eine individuelle Betreuung, lobt Wirtschaftslehrer Wolfgang Schmidt. So seien in seiner Klasse beispielsweise gerade mal 15 Schüler. Doch die MOS biete noch weitere Vorzüge, erklärt Schmidt: „Unser Unterricht hat immer einen Bezug zur Praxis.“Wer nach den zwei Jahren das allgemeine Abitur anstrebt, kann das auch an der MOS tun – die Schüler bereiten sich dann allerdings in Eigenregie auf die Prüfungen vor, bei Bedarf könnten Lehrerstunden aber immer gebucht werden, erklärt Schmidt. Der 17-jährige Manuel Nolde will diesen Weg gehen – und anschließend gerne Medizin studieren, wie er sagt.
Egal ob weiterführende Schule, Ausbildung oder duales Studium – an Optionen mangelt es also nicht, wie die „Fit for Job“erneut bewiesen hat.
„Eine Berufsausbildung ist keine Einbahnstraße.“Erwin Wengert, IHK Schwaben