Wertinger Zeitung

Alles ist möglich im Landkreis

Tausende strömen zur „Fit for Job“nach Höchstädt. Allein in der Region können Jugendlich­e 150 Berufe erlernen. Nicht alle interessie­rten Firmen bekommen einen Platz

- VON ALEXANDER MILLAUER

Höchstädt Positiv überrascht worden sei sie, sagt Jana Kling mit einem strahlende­n Lächeln. Die 18-jährige absolviert derzeit den Bundesfrei­willigendi­enst im „Haus der Senioren“in Gundelfing­en. „Anfangs konnte ich mir das gar nicht vorstellen“, gesteht sie. Doch jetzt steht sie gemeinsam mit der Pflegedien­stleiterin Sandra Päch und dem dualen Studenten Andreas Schrettle am Stand des Seniorenhe­ims bei der „Fit for Job“in Höchstädt. Denn trotz ihrer anfänglich­en Zweifel habe sie schnell gemerkt, wie viel Spaß ihr die Arbeit mit den Senioren macht. „Die Menschen wachsen einem richtig ans Herz“, schwärmt sie. An diesem Samstag will sie gemeinsam mit ihren Kollegen andere junge Menschen vom sozialen Beruf begeistern. Denn besonders in der Pflege werden Fachkräfte händeringe­nd gesucht.

Wichtig sei es, den jungen Menschen die Perspektiv­en, die die Pflege bietet, aufzuzeige­n und zu ermögliche­n, sagt Pflegedien­stleiterin Päch. Deswegen arbeiten im „Haus der Senioren“neben 20 Lehrlingen auch zwei duale Studenten. Und auch nach einer Ausbildung zum Altenpfleg­er sei ein Studium in der möglich – das wüssten nur die wenigsten, sagt Päch.

Aber auch in anderen Branchen bietet der Landkreis Dillingen den Jugendlich­en vielfältig­e Optionen. 150 Ausbildung­sberufe und 60 duale Studiengän­ge können im Landkreis Dillingen absolviert werden, sagt Landrat Leo Schrell. Kein Wunder also, dass sich in Zeiten des Fachkräfte­mangels in der Nordschwab­enhalle, im Gebäude der Berufsschu­le Höchstädt und im Handwerksz­elt die Unternehme­n aneinander­reihen. Elf Firmen musste sogar abgesagt werden – die Kapazitäts­grenze war bereits erreicht.

Doch es sind nicht nur trockene Informatio­nen, die bei der Ausbildung­smesse weitergege­ben werden. Viele anschaulic­he Modelle zeigen den Jugendlich­en, was sie in der Ausbildung oder im dualen Studium erwartet. Die Bereiche Metall und Elektro vereinen sich beispielsw­eise in der „Duplo-Anlage“von BSH Hausgeräte. Drückt man auf den Knopf in der Mitte des Displays, fährt ein Arm elektrisch aus der Anlage und übergibt dem Interessen­ten einen kleinen Locher. Vladim Plotnikov, der derzeit eine Ausbildung zum Mechatroni­ker im dritten Lehrjahr absolviert, präsentier­t das Modell, das die Azubis in Eigenregie gestaltet haben. Auch er ist einer von den vielen, die ihren Ausbildung­sberuf durch die „Fit for Job“gefunden haben, erinnert sich Plotnikov.

Dass die Messe immens wichtig sei, um die Ausbildung weiter zu pushen, findet auch der Ausbildung­sberater der IHK Schwaben, Erwin Wengert. „Eine Berufsausb­ildung ist keine Einbahnstr­aße“, sagt er. Gemeinsam mit Vanessa Wengenmaie­r, die im dritten Lehrjahr als Kauffrau für Büromanage­ment ist, gibt er den Jugendlich­en einen Überblick über die vielfältig­en Ausbildung­en und Tipps zur Bewerbung. Einen wichtigen Rat, wie man seinem Traumberuf näher kommt, hat auch Wengenmaie­r: „Ganz viele Praktika absolviere­n.“Und die werden von den Jugendlich­en auch angefragt, wie Andreas Winter, Ausbilder im Landratsam­t Dillingen, bestätigt. Vom Verwaltung­sfachanges­tellten bis hin zum dualen Studium der sozialen Arbeit sind im öffentlich­en Dienst viele Ausbildung­en möglich. „Bezahlungs­technisch können wir mit der freien Wirtschaft zwar nicht mithalPfle­ge ten“, gesteht Winter. Dennoch seien der Stand des Landratsam­ts gut frequentie­rt und die Zahl der Azubi-Anwärter konstant.

Eine komplett andere Möglichkei­t, nach dem mittleren Schulabsch­luss weiterzuma­chen, bietet die Montessori-FOS (MOS) in Wertingen. In zwei Jahren kann man hier das Fachabitur absolviere­n – in den Fachrichtu­ngen Wirtschaft und Verwaltung, Sozialwese­n und Gestaltung. Der Vorzug sei eine individuel­le Betreuung, lobt Wirtschaft­slehrer Wolfgang Schmidt. So seien in seiner Klasse beispielsw­eise gerade mal 15 Schüler. Doch die MOS biete noch weitere Vorzüge, erklärt Schmidt: „Unser Unterricht hat immer einen Bezug zur Praxis.“Wer nach den zwei Jahren das allgemeine Abitur anstrebt, kann das auch an der MOS tun – die Schüler bereiten sich dann allerdings in Eigenregie auf die Prüfungen vor, bei Bedarf könnten Lehrerstun­den aber immer gebucht werden, erklärt Schmidt. Der 17-jährige Manuel Nolde will diesen Weg gehen – und anschließe­nd gerne Medizin studieren, wie er sagt.

Egal ob weiterführ­ende Schule, Ausbildung oder duales Studium – an Optionen mangelt es also nicht, wie die „Fit for Job“erneut bewiesen hat.

„Eine Berufsausb­ildung ist keine Einbahnstr­aße.“Erwin Wengert, IHK Schwaben

 ?? Fotos: Alexander Millauer ?? Einen Vormittag lang konnten interessie­rte Schüler und deren Eltern bei der „Fit for Job“in Höchstädt in verschiede­ne Berufswelt­en eintauchen. Tausende haben das Angebot genutzt und sich am Samstag auf den Weg nach Höchstädt gemacht.
Fotos: Alexander Millauer Einen Vormittag lang konnten interessie­rte Schüler und deren Eltern bei der „Fit for Job“in Höchstädt in verschiede­ne Berufswelt­en eintauchen. Tausende haben das Angebot genutzt und sich am Samstag auf den Weg nach Höchstädt gemacht.
 ??  ?? Auch die Lauinger Firma Zill zeigt den Besuchern, welche Möglichkei­ten eine Ausbil dung bietet – von technisch bis wirtschaft­lich ist vieles möglich.
Auch die Lauinger Firma Zill zeigt den Besuchern, welche Möglichkei­ten eine Ausbil dung bietet – von technisch bis wirtschaft­lich ist vieles möglich.
 ??  ?? Daumen hoch für einen sozialen Ausbildung­sberuf! Dafür warben Jana Kling, Andreas Schrettle und Sandra Päch vom „Haus der Senioren“in Gundelfing­en.
Daumen hoch für einen sozialen Ausbildung­sberuf! Dafür warben Jana Kling, Andreas Schrettle und Sandra Päch vom „Haus der Senioren“in Gundelfing­en.
 ?? Foto: Hurler ?? Großer Andrang herrschte bei der „Fit for Job“im Handwerker­zelt. Dort war auch die Elektroinn­ung vertreten.
Foto: Hurler Großer Andrang herrschte bei der „Fit for Job“im Handwerker­zelt. Dort war auch die Elektroinn­ung vertreten.
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Sie geben Tipps für die Bewerbung: Er win Wengert und Vanessa Wengenmaie­r von der IHK Schwaben.
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Vadim Plotnikov zeigt das Modell der Azubis der BSH Hausgeräte.
 ??  ?? Martin Gruber, Matthias Hintermaie­r, Marita Daucks und Angela Skyti (von links) sind Azubis bei Same Deutz Fahr in Lauingen und präsentier­ten ihr Mo dell.
Martin Gruber, Matthias Hintermaie­r, Marita Daucks und Angela Skyti (von links) sind Azubis bei Same Deutz Fahr in Lauingen und präsentier­ten ihr Mo dell.
 ??  ?? Er absolviert eine Ausbildung zum Heil erziehungs­pfleger bei der Lebenshilf­e: Matthias Flickinger.
Er absolviert eine Ausbildung zum Heil erziehungs­pfleger bei der Lebenshilf­e: Matthias Flickinger.
 ??  ?? Nach der Schule noch mal die Schulbank drücken? Das geht an der Montessori Fachobersc­hule Wertingen, wie Manuel Nolde und Wolfgang Schmidt (von links) zeigen.
Nach der Schule noch mal die Schulbank drücken? Das geht an der Montessori Fachobersc­hule Wertingen, wie Manuel Nolde und Wolfgang Schmidt (von links) zeigen.
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Der Agenda 21 Beauftragt­e und Chefor ganisator Hermann Kleinhans und Land rat Leo Schrell (von links) freuten sich über viele Besucher.

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