Fernsehen first – das Motto der Bundesliga
Als die Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem FC Augsburg angepfiffen wurde, wirkte die Szenerie auf der weltgrößten Stehplatztribüne gespenstisch. Die Gegner einschüchternde „Gelbe Wand“verdiente ihren Namen nicht, statt Fangesängen und Fahnen prägten Schweigen und der Blick auf grauen Beton das Abendspiel. Die frostigen Temperaturen, der uninspirierte und leidenschaftslose Auftritt der Dortmunder Profis – es fügte sich ins triste Bild. Als bekundeten Reus und Co. ihre Solidarität mit der aktiven Fanszene. Als würden auch sie keinen Gefallen an Bundesligafußball am Montagabend finden und deshalb ihre Leistung verweigern.
In Frankfurt flogen Tennisbälle und gaben Trillerpfeifen den Ton an, in Dortmund mutete der Protest gegensätzlich leise an. Nicht nur 350 Fanklubs des BVB hatten das Spiel boykottiert, ebenso waren etliche Plätze auf den Sitztribünen leer geblieben. Der Deutschen Fußball Liga (DFL) sollte vor Augen geführt werden, wie die Stimmung in Stadien künftig ausfallen wird, sollte der Dachverband an Montagsspielen festhalten.
Die Debatten darüber werden nicht nur weitergehen, vielmehr werden sie noch intensiver geführt werden. Denn die DFL gerät in Erklärungsnot. Ihr vermeintlich schlagkräftigstes Argument, die Ansetzung am Montagabend entlaste EuropaLeague-Teilnehmer, ist fadenscheinig. Spätestens beim nächsten Mon- tagsspiel der Saison, wenn Bremer und Kölner aufeinandertreffen – weder die einen noch die anderen spielen international –, wird dem Fußballfan die Illusion geraubt. Längst ist die Tarnung aufgeflogen, nicht sportliche, sondern monetäre Gründe bestimmen das Handeln der Liga- und Klub-Bosse. Ihr Ansinnen: mehr Geld aus der TV-Vermarktung. Ihr Motto: Fernsehen first. Beständig gut besuchte Spiele in der jüngeren Vergangenheit haben ihren Wagemut wachsen lassen. Nun testen sie anhand der Spieltagszerstückelung, wie viel sie dem Anhänger im Stadion zumuten können. Wann geht er im Wortsinn auf die Barrikaden?
Die stimmgewaltigen Fankurven kämpfen für hehre Ziele: für Bundesligaspiele am Wochenende und gegen den Bedeutungsverlust des Zuschauers im Stadion. Ihre Erfolgsaussichten indes sind überschaubar. Bis Sommer 2021 sind Montagsspiele in den TV-Verträgen verankert. Dass es danach ein Zurück gibt, scheint geradezu ausgeschlossen.