Australien bangt um seine Lieblinge
Sie leben nur in Down Under und sind stark gefährdet: Haarnasenwombats sterben womöglich bald aus. Eine Stiftung möchte das um jeden Preis verhindern und hat eigens dafür einen kuriosen Feiertag ins Leben gerufen
Augsburg/Australien Auf dem ganzen Globus ist die Tierwelt Australiens berühmt und berüchtigt: Giftige Spinnen und Schlangen sind dort genauso präsent wie die Vorzeigetiere Känguru und Koala. Im Ensemble der Kreaturen spielt der Wombat nur eine Nebenrolle. Das Beuteltier, das etwa so groß ist wie ein mittelgroßer Hund, runde Augen hat wie ein Teddybär und dessen Fell sehr weich scheint, hat in seiner Heimat viele Fans. Warum der Wombat nicht so oft zu sehen ist, hat gleich mehrere Gründe: Er ist nachtaktiv, lebt in bis zu vier Meter tiefen und 100 Meter langen Höhlensystemen und eine der beiden existierenden Gattungen hat seit über zwei Jahrzehnten einen Stammplatz auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
Wombats kommen nur auf dem australischen Kontinent vor. Aber eben auch dort nicht besonders häufig – zumindest der Nördliche Haarnasenwombat ist vom Aussterben bedroht. Noch leben 250 Exemplare, allerdings alle in Gefangenschaft. Die in Sydney ansässige Wombat Stiftung spricht von einer „alarmierend geringen Anzahl“. Die Bestrebungen der Tierschützer zeigen Erfolg, denn um die Art war es schon deutlich schlechter bestellt.
In den 80ern zum Beispiel. Damals wurden lediglich 35 Tiere gezählt. Rückgängig ist die Zahl aber schon, seitdem die ersten europäischen Siedler das australische Festland betraten. Die Menschen begannen, die Äcker zu bewirtschaften und Tiere wie Rinder, Schafe und Hasen zu züchten. Die weiten Weiden mit saftigem Gras, die Lebensgrundlage der Wombats, schwanden zunehmend. Kritisch wird es für die Beuteltiere auch bei Dürreperioden, wenn die Auswahl an Gräsern, Wurzeln und Rinde immer kleiner wird.
Ausgewachsene Wombats wiegen zwischen 15 und 35 Kilogramm. Von außen wirken sie niedlich und kuschelig, doch unter ihrem grauschimmernden Fell versteckt sich kein Fett, sondern pure Muskelmasse. Es gibt Berichte von Zusammenstößen mit Autos, bei denen das Fahrzeug größeren Schaden erlitt als das angefahrene Tier.
Wombats gelten als scheu – unterschätzen sollte man sie dennoch nicht. Sie haben scharfe und lange Krallen, mit denen sie ihre Höhlen graben. Versteckt sich ein solch verzweigtes System unter einem Acker, ärgert das regelmäßig die Landwirte. Vergleichbar ist der Konflikt zwischen Bauer und Beuteltier mit der Situation der Biber in unserer Region, auch sie untergraben landwirtschaftlich genutzte Flächen.
Obwohl Wombats in Gefangenschaft zahm und fast schon verschmust sind, gehen sie in freier Wildbahn Konflikten nicht aus dem Weg. Dringt etwa ein ungebetener Gast in ihre Höhle ein, verteidigen sie sich mit ihrem Hinterteil und drücken den Feind aus dem Bau. Außerdem jagen sie dem Angreifer nach und setzen sich mit Bissen zur Wehr. Mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h können sie fast mit Sprintstar Usain Bolt mithalten. Der war bei seinem Rekordlauf nur vier Stundenkilometer schneller.
Eben weil sie sich viel unter der Erde aufhalten und sich durch den trockenen Boden wühlen, hat ihr Beutel eine Besonderheit: Dessen Eingang zeigt nicht wie beim Känguru zum Kopf, sondern nach unten. Der Nachwuchs würde sonst die ganze Erde durch das Graben in seine warme Stube bekommen.
Die Tiere haben noch viele weitere einzigartige Verhaltensweisen. Zum Beispiel nutzen sie ähnlich wie Hunde ihre Exkremente, um ihr Territorium zu markieren. Ihr Kot ist allerdings würfelförmig. Vermutlich, damit die Ausscheidungen nicht einfach so wegrollen.
Mittlerweile hat sich die Zahl der Wombats etwas stabilisiert, es geht wieder leicht bergauf. Jedes Jahr kommen ein paar wenige Tiere auf die Welt. Aus dem australischen Leben ist der Wombat nicht wegzudenken. Die Artenschützer haben deshalb einen Feiertag ins Leben gerufen: Am 11. Mai feiert der Kontinent den „Hairy-nosed-Day“, dann laufen viele Australier verkleidet mit einer „behaarten Nase“durch das Land und ehren das Tier.