Leben auf dem Bahnsteig
Kennen Sie den aus „Klimbim“? Django weigert sich, im Linienbus eine Fahrkarte zu kaufen („Django zahlt heut’ nicht“). Was angesichts des bedrohlichen Westerners bei dem ängstlichen Fahrer zwei Mal durchgeht. Bis der sich ein Herz fasst und um das Vorzeigen des Fahrscheins bettelt. Die Antwort: „Django zahlt heut’ wieder nicht, Django hat ’ne Monatskarte!“
Forschen Sie bitte in Ihrem Gedächtnis. Haben Sie mal einen neuen echten italienischen DjangoFilm gesehen? Geht heute nicht, ist so unvorstellbar wie ein Schaffner. Django ist nicht mehr. Es mag Zeiten gegeben haben, da zog der Nichtzahler in einem eiskalten März seinen berühmten Sarg von München aus nach Mammendorf und kam dort noch fünf Minuten früher an als die schon damals verspätete Eisenbahn. Django ist in seiner dünnen Satteldecke erfroren.
Für die S-Bahn nicht zahlen, das hätte sie verdient. Aber der Mensch von 2018 lässt sich ja viel gefallen. Nicht nur, dass er zitternd mehr auf Bahnsteigen lebt, als dass er Zeit im Zug zu verbringt, er riskiert seine Gesundheit, damit er schniefend, aber stolz seinem Arbeitgeber sparen hilft.
Wer jetzt grantelt, die Bahn sei verliebt in ihre Dauerverspätungen, tut dem genial arbeitenden Unternehmen unrecht. Ständig wird über Stuttgart 21 und den Juchtenkäfer gelästert, dabei testet in Bad Cannstatt die Bahn gerade einen leuchtenden Wagenstand bei Ankunft der S-Bahn. Eine Minute weniger Verspätung! Ein Tütchen Halsbonbons eingespart! Und dazu gratis der Slogan „Dynamische Wegeleitung mit Leuchtstreifen!“.
Mag der Politik der Ausbauzustand spezieller Heizeinrichtungen in betriebswichtigen Weichen am Herzen liegen – wir machen uns mit Blick auf den Bahnsommer 2018 bereits warme Gedanken: Sitzen und schwitzen!