Wildwest im Klassenzimmer
Immer mehr Schüler gehen in die Schule, um zu schlafen oder zu krakeelen. Aber schon kommt Hilfe aus Amerika. Donald Trump will Pädagogen bewaffnen. Das ist auch für unser Schulwesen eine zündende Idee. Sie verspricht nicht nur Sicherheit, sondern auch Spannung und Dramatik. Wenn Lehrerin und Lehrer vor ermatteten oder randalierenden Schülern mit der Pistole herumfuchteln, verwandelt sich sogar jede Grammatikstunde in eine WildwestSzene. Da vergeht selbst dem Ganztagsschüler alle Lust an Schlaf oder Revolte.
Es mag ja sein, dass in früheren Zeiten der pädagogische Rohrstock einen ordnungsstiftenden Effekt erzielte, wenn ihn der Lehrer vor Weste und Bügelfalte drohend präsentierte. Aber das ist kein Vergleich mit der Wirkung eines Pistolenhalfters, das beim modernen Pädagogen zwischen Fleece-Jacke und Jogginghose hervorlugt.
Besonders vordringlich ist jetzt die Einführung einer kugelsicheren Schuluniform für Kinder und Jugendliche. Die flüchtige Schießausbildung aller Lehrerinnen und Lehrer erhöht die Gefahr, dass bei waffengestützter Ruhestiftung nicht der Querulant, sondern dessen Banknachbar getroffen wird.
Bald muss der Lehrer nicht mehr vor der Klasse zittern. Sein neues Motto kann er von der FinsterbergFigur aus Ludwig Anzengrubers Stück „Der Pfarrer von Kirchfeld“übernehmen. Es lautet: „Nun auf zur Jagd! Ich werde heute keinen Fehlschuß thun, ich habe eine sichere Hand!“