Wertinger schreibt ganzes Buch per Hand
Der Wertinger Wolfgang Pfaffenberger fährt heute nach Frankfurt. Dort wird ab morgen auch sein Werk vorgestellt. Wie es dazu kam, dass der Verlag sein Buch so annahm
Komplett analog hat Wolfgang Pfaffenberger ein Buch mit Satireversen verfasst, das er auf der Frankfurter Buchmesse zeigt.
Wertingen Wenn sich Wolfgang Pfaffenberger heute in den Zug in Richtung Frankfurt setzt, macht er sich auf den Weg zur Internationalen Buchmesse nach Frankfurt. Tausende Bücher werden dort vorgestellt, und eins davon wird sein eigenes sein. „Amboss oder Hammer sein“nennt sich der Satireband, der sich bereits äußerlich gravierend von anderen Büchern unterscheidet: Außer ISBN-Nummer und Rückseite ist das Buch von vorne bis hinten handgeschrieben. Genau diese Besonderheit hat womöglich auch den Ausschlag gegeben, dass der 73-jährige ehemalige Wertinger Gymnasiallehrer bei dem Engels- dorfer Verlag in Leipzig sofort punktete. Bereits sein grafisch gestaltetes Kuvert – Wolfgang Pfaffenberger schreibt natürlich auch alle Briefe per Hand – machte optisch auf sich aufmerksam. Die Sekretärin verriet ihm später: „Dieser Schriftzug hat Hunderte von gesichtslosen E-Mails überholt und den Erfolg gebracht.“
Mit seiner Handschrift protestiert Wolfgang Pfaffenberger gewissermaßen gegen den „überbordenden Missbrauch“der Technologie. Ohne Smartphone und Computer kommt er selbst nach wie vor gut zurecht. Die Technik selbst erkennt er sehr wohl an, könne sie doch Leben retten. Doch wenn er in der U-Bahn sitzt und um sich schaut, überlegt er: „Sind das noch Menschen oder Anhängsel von Maschinen.“Er selbst liest lieber oder zeichnet, hält in Skizzenbüchern seine Impressionen fest. So entstanden auch seine reflektierenden Verssatiren – eine Mischung aus Lyrik, Dramatik und Balladen. Mal mit dünneren, mal mit dickeren Filzstiften hat er sie niedergeschrieben. Bei der Abschrift Wort für Wort nochmals überdenkend. „Ich bin ein scharfer Kritiker meiner selbst“, gesteht der 73-jährige Satiriker, der nichts von einem erhobenen Zeigefinger hält. „Wenn ein Autor nur alle Welt kritisieren will, macht er sich selbst lächerlich, weil er sich erhebt und auf die anderen herunterschaut.“
Für Wolfgang Pfaffenberger geht es darum, etwas sensibel zu durchleuchten. Seine Vorlage ist die Welt. Der begegnet er offen und interessiert, liest täglich intensiv Zeitung und wundert sich beispielsweise über Menschen, die testen, wie lange sie sich in die Augen schauen können. „Go Eye to Eye“entstand daraus.
Letztendlich hatte Pfaffenberger selbst gestaunt, dass der Verlag sein Werk in Handschrift annahm. Ein ehemaliger Schüler half ihm, die Schriftstücke zu digitalisieren. „Somit bin ich analog und digital zugleich“, sagt er und grinst. Er nennt ihn spaßig seinen Doppelgänger, mit dessen Hilfe er ebenso Plakate und Werbekarten für sein Buch erstellte. Zusätzlich schrieb Pfaffenberger – natürlich per Hand – Hunderte von Werbebriefen.
Im Anschluss an die Frankfurter Buchmesse plant Pfaffenberger eine Lesung in der Zusamstadt. Offen ist, ob er sich dafür Verse aussuchen oder so vorgehen wird, wie er es seinen Lesern empfiehlt: „Das Buch einfach nach Gefühl aufschlagen und loslesen.“»Kommentar
Das Buch „Amboss oder Hammer sein – Verssatiren zur Zeitenwende“, von Wolfgang Pfaffenberger ist im Engels dorfer Verlag Leipzig erschienen. Es kann in allen Buchhandlungen bestellt werden.
Pfaffenberger ist ein scharfer Kritiker seiner selbst