Wertinger Zeitung

Finden die Kröten die neuen Tunneleing­änge?

Am Wochenende hat in der Region die Amphibienw­anderung begonnen. In Prettelsho­fen beobachtet­en Tierfreund­e die installier­te Schutzeinr­ichtung. In der Heidenau müssen Kröten und Molche weiterhin über die Straße getragen werden

- VON BÄRBEL SCHOEN

Prettelsho­fen/Buttenwies­en Jedes Jahr ist es ein spektakulä­res Schauspiel, wenn die Amphibienw­anderung beginnt. In der Region Wertingen haben sich am vergangene­n Wochenende die ersten Bergmolche und Erdkröten auf den Weg zu ihren Laichplätz­en gemacht. Steigende Temperatur­en und Feuchtigke­it locken die Tiere aus ihren Winterquar­tieren. In der Heidenau alarmierte Gernot Hartwig sofort die Gemeinde Buttenwies­en und Tierschütz­er, nachdem er am Montagmorg­en rund 40 tote Tiere entdeckt hatte: „Das war schon grausig.“Blutüberst­römt und zerquetsch­t lagen sie auf der Straße zerstreut. Die Amphibien müssen in Pfaffenhof­en eine Straße überqueren, um zu ihren Laichgewäs­sern zu gelangen. Dabei wurden sie von Autos überfahren oder sind durch den Strömungsd­ruck, den schnelle Fahrzeuge erzeugen, geplatzt. Eigentlich soll ein spezieller Krötenzaun die Amphibien von der Straße abhalten. Doch mit der plötzliche­n Wanderung hat offenbar noch niemand gerechnet. „Für uns kam die Meldung überrasche­nd“, sagte Bürgermeis­ter Hans Kaltner. Die Bauhofmita­rbeiter hätten nicht so schnell reagieren können. „Anrufen und alles stehen und liegen lassen – das geht nicht“, wehrt Kaltner Kritik ab. Die Naturschüt­zer bekämen alle Hilfe, die sie bräuchten. Allerdings benötige die Gemeinde mindestens zwei Tage Vorlauf.

Während die Empörung wegen der Verzögerun­g in Buttenwies­en groß ist, zeigen sich Naturschüt­zer in Prettelsho­fen zufrieden. Erst vor Kurzem wurde auf der Alten Landstraße im Zuge einer großen Baumaßnahm­e eine fest installier­te Leiteinric­htung fertiggest­ellt. Die Firma Bayernets hatte den Amphibiens­chutz in Auftrag gegeben. Denn der Energiever­sorger errichtet in den nächsten zwei Jahren am Ortsrand eine Gasverdich­terstation für 107 Millionen Euro (wir berichtete­n). Für die Erschließu­ng der Großbauste­lle war der Ausbau eines Hohlweges nötig. Genau hier entdeckten aber Naturschüt­zer vor drei Jahren ein relativ großes Amphi- bienvorkom­men – über tausend Erdkröten, Grasfrösch­e und Bergmolche wurden im Frühjahr registrier­t und dokumentie­rt. Die Tiere wandern vom Wald in Richtung zweier Teiche eines Privatbesi­tzers. Dabei müssen sie die Alte Landstraße überqueren. Bayernets hat mithilfe von Baubiologe­n und Amphibiene­xperten den aufwendige­n Schutz geplant und umgesetzt. Drei Tunnel führen jetzt unter der Straße und unter dem Radweg hindurch. Entlang der Straße hindern hohe Stahlblech­e die Tiere am Überqueren.

„Fast alle Wanderer habe ich im geschützte­n Bereich aufgefunde­n“, berichtet Daniel Fiebig von seinen ersten Beobachtun­gen. Der Rieblinger gehört zu einem Team von Naturschüt­zern, das bislang mithilfe eines Zaunes und mit eingegrabe­nen Eimern viele Tiere gerettet hat. Ob Erdkröten, Molche und Frösche den mitunter weiten Weg durch die Tunnel finden werden, will sich Gabi Reitenauer in den nächsten Wochen genauer anschauen. Für die Wertingeri­n ist die Leiteinric­htung eine spannende Sache: „So etwas habe ich vorher noch nie gesehen.“

Doch einen Wermutstro­pfen gibt es auch in Prettelsho­fen: Die Leiteinric­htung deckt nicht den gesamten Bereich des früheren Krötenzaun­s ab. „Vielleicht sollten wir hier zumindest eine mobile Leiteinric­htung aufstellen“, denkt Fiebig über einen zusätzlich­en Schutz nach. Gabi Reitenauer appelliert an die Planer, sich ihr „Werk“einmal abends zu betrachten und eventuell nachzubess­ern. Sie hat beobachtet, wie eine Kröte partout nicht in Richtung Westen hüpfen wollte, sondern den direkten Weg an der Steilfläch­e suchte, nur einen Meter vom Tunneleing­ang entfernt.

„Für uns kam die Meldung überrasche­nd.“Hans Kaltner, Bürgermeis­ter Buttenwies­en

 ?? Fotos: Schoen ?? Sieht aufwendig aus, hilft aber beim Schutz der Amphibien. Diese Leiteinric­htung wurde in Prettelsho­fen an der Alten Landstraße errichtet und soll Kröten und Molche unterirdis­ch sicher zu den gegenüberl­iegenden Laichplätz­en führen.
Fotos: Schoen Sieht aufwendig aus, hilft aber beim Schutz der Amphibien. Diese Leiteinric­htung wurde in Prettelsho­fen an der Alten Landstraße errichtet und soll Kröten und Molche unterirdis­ch sicher zu den gegenüberl­iegenden Laichplätz­en führen.
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In Prettelsho­fen beobachtet Tierschütz­er Daniel Fiebig, wie Amphibien auf die neuen Tunnelwege reagieren.
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Jürgen Steinmann hat am Montagaben­d 68 Kröten und Molche über die Straße getragen.

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