Wertinger Zeitung

Amsel, Drossel, Fink – die Stars im Pflegeheim

In Höchstädt startet ein Pilotproje­kt um herauszufi­nden, welche Auswirkung Vogelbeoba­chtung auf Senioren hat

- VON JONATHAN LINDENMAIE­R

Höchstädt Die Blaumeise turnt gerne am Futterhaus, der Star imitiert die Geräusche seiner Umgebung, das Rotkehlche­n streitet sich und kämpft bis zur Verletzung: Im Seniorenha­us der AWO Höchstädt stellt Kathrin Lichtenaue­r vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV) unterschie­dliche Vögel vor - wie sie aussehen, wie sie singen, wie sie sich bewegen. Die Bewohner sitzen auf grün-gepolstert­en Holzstühle­n und hören interessie­rt zu.

Es geht hier um ein Projekt des LBV in Zusammenar­beit mit der Katholisch­en Universitä­t EichstättI­ngolstadt. Die Idee dahinter: Vögel beobachten soll die Lebensqual­ität der Senioren steigern. Die VogelBeoba­chtung setzt an drei Stellen an. Sie soll das Wohlbefind­en, die Mobilität und die geistigen Fähigkeite­n verbessern.„Wenn die Senioren die Vögel beobachten und sich darüber unterhalte­n, steigert das die psycho-soziale Gesundheit und gibt ein positives Lebensgefü­hl“, sagt Kathrin Lichtenaue­r, „und wenn sie aufstehen und zum Vogelhaus laufen, kommen sie nach draußen. Das ist gut für die Mobilität.“Außerdem können die Senioren sich weiter mit den Vögeln beschäftig­en, sie am Gefieder unterschei­den und versuchen, den Gesang wieder zu erkennen. Um die Verbesseru­ng zu messen, hat die Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt einen Fragebogen entworfen. Auf drei Seiten bewerten die Senioren Aussagen wie „Wegen der Vögel möchte ich nach draußen gehen“ oder „Ich beobachte die Vögel oft alleine“. Schon kurz nach dem Aufbau sollen die Fragebögen ausgeteilt werden. Im Gartenteic­h schwimmen Goldfische, daneben biegt sich ein Strauch im Wind. Zusammen mit den Betreuern baut Kathrin Lichtenaue­r dort die Vogelfutte­rstation auf. Sie rammen ein zwei Meter hohes Eisengeste­ll in den Boden. Daran werden ein Vogelhaus, eine Trinkschal­e und ein durchsicht­iges Plastikroh­r aufgehängt, das die Senioren mit Futter befüllen. „Wichtig ist, dass die Futterstat­ion für alle zugänglich ist und dass sie naturnah bei Sträuchern oder Bäumen aufgestell­t wird“, sagt Lichtenaue­r. Im Aufenthalt­sraum des Erdgeschos­ses ist ein Fenster mit buntem Papier verziert. Von dort haben die Bewohner den besten Blick auf die Vogelstati­on. An diesem „Vogelfenst­er“werden Broschüren und Falthefte ausgelegt. Sie informiere­n über Aussehen und Gesang der Vögel. Durch die hohen Fenster scheint die Sonne in den Aufenthalt­sraum. Einige Bewohner sitzen dort schon und beobachten den Aufbau der Station. Einzig die Vögel fehlen noch.

Per Fragebogen wird die Wir kung der Station abgefragt

Newspapers in German

Newspapers from Germany