Amsel, Drossel, Fink – die Stars im Pflegeheim
In Höchstädt startet ein Pilotprojekt um herauszufinden, welche Auswirkung Vogelbeobachtung auf Senioren hat
Höchstädt Die Blaumeise turnt gerne am Futterhaus, der Star imitiert die Geräusche seiner Umgebung, das Rotkehlchen streitet sich und kämpft bis zur Verletzung: Im Seniorenhaus der AWO Höchstädt stellt Kathrin Lichtenauer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) unterschiedliche Vögel vor - wie sie aussehen, wie sie singen, wie sie sich bewegen. Die Bewohner sitzen auf grün-gepolsterten Holzstühlen und hören interessiert zu.
Es geht hier um ein Projekt des LBV in Zusammenarbeit mit der Katholischen Universität EichstättIngolstadt. Die Idee dahinter: Vögel beobachten soll die Lebensqualität der Senioren steigern. Die VogelBeobachtung setzt an drei Stellen an. Sie soll das Wohlbefinden, die Mobilität und die geistigen Fähigkeiten verbessern.„Wenn die Senioren die Vögel beobachten und sich darüber unterhalten, steigert das die psycho-soziale Gesundheit und gibt ein positives Lebensgefühl“, sagt Kathrin Lichtenauer, „und wenn sie aufstehen und zum Vogelhaus laufen, kommen sie nach draußen. Das ist gut für die Mobilität.“Außerdem können die Senioren sich weiter mit den Vögeln beschäftigen, sie am Gefieder unterscheiden und versuchen, den Gesang wieder zu erkennen. Um die Verbesserung zu messen, hat die Universität Eichstätt-Ingolstadt einen Fragebogen entworfen. Auf drei Seiten bewerten die Senioren Aussagen wie „Wegen der Vögel möchte ich nach draußen gehen“ oder „Ich beobachte die Vögel oft alleine“. Schon kurz nach dem Aufbau sollen die Fragebögen ausgeteilt werden. Im Gartenteich schwimmen Goldfische, daneben biegt sich ein Strauch im Wind. Zusammen mit den Betreuern baut Kathrin Lichtenauer dort die Vogelfutterstation auf. Sie rammen ein zwei Meter hohes Eisengestell in den Boden. Daran werden ein Vogelhaus, eine Trinkschale und ein durchsichtiges Plastikrohr aufgehängt, das die Senioren mit Futter befüllen. „Wichtig ist, dass die Futterstation für alle zugänglich ist und dass sie naturnah bei Sträuchern oder Bäumen aufgestellt wird“, sagt Lichtenauer. Im Aufenthaltsraum des Erdgeschosses ist ein Fenster mit buntem Papier verziert. Von dort haben die Bewohner den besten Blick auf die Vogelstation. An diesem „Vogelfenster“werden Broschüren und Falthefte ausgelegt. Sie informieren über Aussehen und Gesang der Vögel. Durch die hohen Fenster scheint die Sonne in den Aufenthaltsraum. Einige Bewohner sitzen dort schon und beobachten den Aufbau der Station. Einzig die Vögel fehlen noch.
Per Fragebogen wird die Wir kung der Station abgefragt