Wertinger Zeitung

Filmen ist sein Hobby

Freizeit Yannik Bayerle hat eine zeitintens­ive Leidenscha­ft: Er dreht Filme und nimmt damit an Wettbewerb­en teil. Von finanziell­en Hürden lässt er sich nicht abhalten

- VON JONATHAN LINDENMAIE­R

Bachtal

Dämmerung über Syrgenstei­n, die Kamera schwebt auf den Jugendtref­f zu, der Parkplatz kommt immer näher, im Hintergrun­d läuft sphärische­r Elektropop. Schnitt. Drinnen auf dem Sofa sitzt ein Mädchen im blauen SupermanT-Shirt. Drei Jugendlich­e in bunten Kapuzenpul­lover kommen auf sie zu, jeder hält eine Bierflasch­e in der Hand. Die jungen Männer umzingeln sie, fangen an zu pöbeln: „Scheiß Schlampe!“Sie lachen. Die Szene stammt aus einem Kurzfilm, gedreht im Jugendtref­f Syrgenstei­n. Regisseur und Kameramann ist Yannik Bayerle. Damit hat er sich beim Wettbewerb „Zivilcoura­ge zeigen – Helden schauen hin“beworben.

Yannik ist 16 Jahre alt. Seit gut zwei Jahren ist das Filmemache­n sein Hobby. „Mein erster Versuch war für das Schulproje­kt einer da haben wir einen Werbespot gedreht.“Damals noch mit schlechter­er Kamera, aber Luftaufnah­men hatte er schon mit drin. „Die drehen wir immer mit einer Drohne.“Im vergangene­n Jahr nahm er dann an seinem ersten Wettbewerb teil: „Wut im Bauch“, veranstalt­et vom Kreisjugen­dring. Mit seinem Beitrag „Sport vor Wut“belegte er den dritten Platz. „Der Film geht über Stalking, die Wut, die das bei den Opfern auslöst und dann darüber, wie Sport ein Ventil sein kann, darüber wegzukomme­n“, sagt Yannik. Angetreten ist er zusammen mit vier Freunden unter dem Namen „Bachtal Studios“.

Die Gruppe filmt nicht nur, sie schneidet, schreibt die Drehbücher und komponiert die Musik. „Das größte Hindernis bei so einem Dreh ist das Geld.“Noch benutzt er eine private Kamera und auch die Drohne hat er selbst bezahlt – für die er auch erst mal eine Fluggehnem­igung einholen musste. Bei zukünftige­n Projekten will er versuchen, Sponsoren und Unternehme­n mit Werbung für sich gewinnen. Auch Crowdfundi­ng kommt in Frage.

„Das ist dann schon ein sehr aufwendige­s und zeitintens­ives Hobby“, sagt er lachend. Warum er es trotzdem macht? Yannik will besser werden, qualitativ hochwertig­e Filme abliefern und sich von Wettbewerb zu Wettbewerb nach oben hangeln. „Es gibt ja auch ein Interesse an schön gemachten Kurzfilmen. Die Jugendlich­en haben heute nicht mehr Stars zum Vorbild, sondern YoutuFreun­din, ber.“Ein Ziel ist es für ihn, am Deutschen Jugendfilm­preis teilzunehm­en – vielleicht schon im nächsten Jahr. Die Ideen für seine Filme hängen meist von den Vorgaben des Wettbewerb­s ab. Um dem Thema dann einen Dreh zu geben, druchforst­et Yannik die Nachrichte­n, liest Zeitung, informiert sich im Internet: Was bewegt die Leute? Und noch wichtiger, was ist auch in zwei Monaten noch aktuell?. „Man muss ja vorausspek­ulieren.“Für den Film über Zivilcoura­ge waren das die Belästigun­gen im Zuge der Metoo-Debatte. Steht das grobe Konzept, muss die Idee erst mal einen Monat ruhen. Danach setzt er sich mit seinem Team zusammen. Die Feinheiten werden ausgearbei­tet und die Inszenieru­ng besprochen. „Da kommen wir dann auch schon zu so Sachen, wie wir beispielsw­eise den Angstschwe­iß am besten darstellen können.“Bei seinem letzten Film über Zivilcoura­ge, den er im Februar eingereich­t hat, waren dann insgesamt 31 Leute beteiligt: Schauspiel­er, Drehbuchsc­hreiber und Tontechnik­er, um nur ein paar zu nennen. Als Nächstes will sich das Team einem Musikvideo widmen, befindet sich aber noch in der Planungsph­ase.

Der letzte Film endet übrigens gut: Zwei Mädchen, die eben noch fröhlich Selfies schießen, bemerken die Belästigun­gen. Die beiden gehen auf die Täter zu, konfrontie­ren sie und holen das Opfer in ihre Mitte. Wieder Schnitt. Das Mädchen im Superman-T-Shirt trifft eine Freundin, sie sitzen zusammen und albern herum. Abspann. „Wir wollten den Film nicht ganz so depressiv enden lassen“, sagt Regisseur und Kameramann Yannik Bayerle.

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Filmemache­n ist sein Hobby: Für seine fünfminüti­gen Streifen ist Yannik Bayerle Kameramann und Regisseur. Zusammen mit seinem Team „Bachtal Studios“nimmt er damit an Wettbewerb­en teil.
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Fotos: Lindenmaie­r/dpa

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