Haushalt im Zeitalter der Handy Apps
Die Digitalisierung schreitet auch in den eigenen vier Wänden fort. Die Fachkräfte in Wertingen testen nützliche Apps und erklären, auf was man sich in Zukunft zuhause vorbereiten muss
Die Lehrkräfte an der Wertinger Hauswirtschaftsschule klären darüber auf, ob die Anwendungen zuhause nützen können.
Wertingen Ein intelligenter Geschirrspüler? Mit dem Standort Dillingen verfügt der Haushaltsgerätekonzern BSH nicht nur über ein wichtiges Werk, in dem jährlich fast drei Millionen Maschinen hergestellt werden. Einer der größten Arbeitgeber der Region soll – wie bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen vergangene Woche in München bekannt wurde – jetzt ganz in die digitale Welt eintauchen. Etwa mit einem Spülsystem, das vernetzt daherkommt, zum Beispiel selbstständig die Wasserhärte vor Ort erkennen und dazulernen kann. Rechtzeitig zum heutigen „Welttag der Hauswirtschaft“signalisiert auch die renommierte Hauswirtschaftsschule in Wertingen, dass sie fürs elektronische Zeitalter gerüstet ist. Denn die Art, wie Menschen leben, kochen und ihre Hausarbeit erledigen, verändert sich.
Beispiele für den „smarten“Haushalt gibt es schon einige: Der Ofen, der auf das Mobiltelefon meldet, wenn der Kuchen vollendet ist. Der Geschirrspüler, der daran erinnert, dass die Reinigungs-Tabs ausgehen. Mit Sensoren bestückte Spülgeräte, die künftig verstärkt an der Donau produziert werden und sogar Feedback entgegennehmen können. Wird der Maschine zum Beispiel mitgeteilt, dass Reste von Angebranntem schlecht entfernt wurden, dreht sie beim nächsten Mal einfach stärker auf. Solche schlauen Geräte sollen in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit als Thema eine immer größere Rolle spielt, für die maximale Wasserersparnis garantieren können.
Der Haushalt der Zukunft: mitdenkende Kühlschränke, Herde, Küchenwaagen, Toaster und Waschmaschinen, programmierbare Staubsauger, kluge Kaffeemaschinen mit perfekter Bohnenzubereitung. Beim beinahe automatisierten Heimbetrieb – kurz „Smart Home“– sind viele Systeme miteinander verbunden. Etwa Beleuchtung, Türschlösser, Heizungen und Thermometer, alles mit Sendern ausgestattet und per „Apps“steuerbar. Apropos: Die zahlreichen Kleinprogramme zum Herunterladen gibt es auch als willkommene Unterstützung für die Arbeit in Haus und Garten, beim Einkaufen und sogar bei Notfällen. „Sie können das Alltagsleben erleichtern und uns helfen, die täglichen Herausforderungen zu meistern“, urteilt Cornelia Stadlmayr, Schulleiterin der über die Grenzen der Region hinaus bekannten Bildungseinrichtung im Herzen der Zusamstadt. Dort lernen die Auszu- bildenden während des einsemestrigen Studiengangs, einen Haushalt fachkundig zu führen. Angesichts der Fülle dieser elektronischen digitalen Begleiter hält die Institution ein wachsames Auge auf das üppige Angebot: „Wir überprüfen jede Applikation, bevor wir sie im Unterricht einsetzen, und ob sie in der Lehre unsere Ziele erfüllen.“Und: „Dennoch kann so ein System das hauswirtschaftliche Wissen und Können nicht ersetzen, das von uns vermittelt wird.“
Hier eine Auswahl an schon heute verfügbaren Apps für den digitalen und den analogen Haushalt, vorgestellt von Lehrkräften der Hauswirtschaftsschule:
Familie gesund ernährt: „Ich finde etwa die App-Trilogie für Schwangere und junge Familien zu den Themen gesunde Ernährung und Bewegung richtig gut!“, meint die schwangere Theoriefachfrau Sigrid Scherzer. Sie sei so anspre- chend, weil sie die Entwicklung ihres Babys wöchentlich verfolgen könne. „Außerdem kann ich ein Gewichtstagebuch führen, das für später eine nette Erinnerung sein könnte.“Die Tipps seien leicht in die Praxis umzusetzen und steigerten die Vorfreude auf den Nachwuchs.
Nützlinge im Garten: Kerstin Kranzfelder stellt in ihrem Hausgartenbau-Unterricht die Applikation über „Nützlinge im Garten“vor. „Wer einen neuen Gast im Garten entdeckt, kann ihn anhand der App leicht identifizieren.“Hobbygärtner profitierten dabei von dem Bestimmungsschlüssel, um Schritt für Schritt festzustellen, welches Tier man vor sich habe. Dazu muss nur die Anzahl der Beine eingegeben werden, um eine Übersicht der Tierarten zu erhalten. Anhand der Fotosuche kann man alle Nützlinge oder Schädlinge erkennen.
Beste Reste: Richtig toll findet Praxislehrkraft Elisabeth Decker die „Beste Reste“-App vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Denn jedes achte Lebensmittel, das wir kaufen, würde weggeworfen. Den Namen der übrig gebliebenen Ware einmal eingegeben, findet das Programm Rezepte für das Restegericht. „Diese Anwendung ist wirklich brauchbar, denn wenn ich nicht zum Einkaufen komme und noch restliche Lebensmittel im Kühlschrank lagern, suche ich nach entsprechenden Rezepten.“
Einkaufsratgeber Fische und Mee resfrüchte: „Für meinen Unterricht Küchenpraxis stelle ich gerne den mobilen Einkaufsratgeber ‚Fische und Meeresfrüchte‘ vom WWF vor“, erklärt Monika Weber. Der helfe, die richtige Wahl zu treffen, um guten Gewissens Fisch einkaufen zu können beziehungsweise bestimmte Fische lieber zu meiden. Die Empfehlung lautet entweder „Gute Wahl“, „Zweite Wahl“oder „Lieber nicht“. Mit dem Einkaufsverhalten könne jeder dazu beitragen, die Überfischung der Meere zu reduzieren. Die App, so Weber, sei übersichtlich und leicht zu bedienen.
Vergiftungsunfälle bei Kindern: Vergiftungsunfälle bei Kindern seien lebensbedrohlich und bei Eltern gefürchtet, sagt Schulleiterin Cornelia Stadlmayr, die das Fach „Familie und Soziales“unterrichtet. Sie schwört auf das digitale Angebot des Bundesinstituts für Risikobewertung „Vergiftungsunfälle bei Kindern“. „Das ist eine Hilfe für Eltern wie Betreuer, wenn es gilt, die richtige Entscheidung zu treffen.“Dabei könne direkt aus dem Programm heraus der Giftnotruf abgesetzt werden. Dazu kommen Tipps zur Aufbewahrung von Haushaltsprodukten und Medikamenten. »Kommentar