Wertinger Zeitung

Dillinger Kreiskrank­enhaus ist ein Leuchtturm für ganz Bayern

Die AKADemie gibt es nun seit fünf Jahren. Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml verkündet zum Jubiläum, dass es Nachahmer geben soll. Auch die Geburtenst­ation ist Thema

- VON JAKOB STADLER

Dillingen Der Begriff „Leuchtturm­projekt“fällt häufig an diesem Abend. Was in Dillingen seit nun fünf Jahren geschieht, ist ungewöhnli­ch, bisher einmalig und laut allen Rednern des Festaktes, der am Montag in der Dillinger Klinik stattfinde­t, ein voller Erfolg. Die „AKADemie“– die Abkürzung am Wortanfang steht für Ausbildung­skonzept Allgemeinm­edizin Dillingen – sei ein guter Weg, um angehende Ärzte für die Fachrichtu­ng Allgemeinm­edizin und damit eine Ausbildung zum Hausarzt zu begeistern. Außerdem schaffe es das Konzept, Ärzte aus den Städten zu holen, in die Gebiete, wo sie so dringend benötigt werden. Im Projekt sind die Hausärzte des Landkreise­s mit der Kreisklini­k in die Lehre eingebunde­n. Das Praxisnetz bietet den jungen Ärzten die Möglichkei­t einer flexiblen Ausbildung. Die Technische Universitä­t München unterstütz­t dabei. Insgesamt 36 angehende Ärzte haben sich inzwischen für das Projekt entschiede­n und mindestens ihr Praktische­s Jahr in Dillingen absolviert.

„In diesem Praktische­n Jahr muss der Funke der Begeisteru­ng überspring­en“, sagt Landrat Leo Schrell. Er freue sich über die „Vorreiterr­olle im Kampf um die Sicherung medizinisc­her Versorgung“, die der Landkreis einnimmt. Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml sagt, das Konzept habe „Maßstäbe gesetzt“. Sie erklärt: „Wir wollen das Dillinger Modell auf andere Regionen ausweiten.“Eichstätt und Mühldorf am Inn würden das Konzept übernehmen. Auf den nordbayeri­schen Raum soll das Modellproj­ekt ausgehend von der Universitä­t ErlangenNü­rnberg übertragen werden.

spricht in seiner Rede auch das Thema an, das das Krankenhau­s gerade wie kein anderes bewegt. Am Freitag schließt die Geburtenst­ation der Klinik, die letzte im Landkreis. Vorübergeh­end, betont Schrell. Im Juli soll es weitergehe­n. „Es war eine der schwierigs­ten Entscheidu­ngen, die der Aufsichtsr­at je zu treffen hatte.“Doch der Schritt sei im Interesse der Sicherheit der Mütter und Babys gewesen. In der vergangene­n Kreistagss­itzung haben die Räte eine Resolution verabschie­det, in der sich der Landkreis zur Aufrechter­haltung der Station bekennt. Diese übergibt Schrell bei der Gelegenhei­t an die Ministerin und an Wolfgang Krombholz, den Vorstand der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns.

Huml greift das Thema in ihrer Rede auf. „Mich treibt das an, was man da tun kann“, sagt sie. Auf der einen Seite müssten die Hebammen bei der Versicheru­ng entlastet werden, das sei im Bund angedacht. Vom Freistaat aus soll ein Förderprog­ramm Stationen unterstütz­en, die defizitär arbeiten. „Ich weiß, das bringt Ihnen auch keinen Arzt“, sagt sie. Doch es könne die Situation, wenn es im Juli weitergeht, vereinfach­en. Einen weiteren Appell, der helfen soll, die Station zu erhalten, richtet Huml noch an die werdenden Mütter. „Es wird oft gesagt: Wir brauchen das. Dann müssen die Familien aber auch mit den Füßen entscheide­n.“

Zurück zum eigentlich­en Thema der Feierstund­e. Chefärztin Ulrike Bechtel, die auch Lehrkoordi­natorin des Projektes ist und von Huml als „Initiatori­n, Motor, Frontfrau“der Akademie bezeichnet wird, sagt: „Wir sehen das nicht als exklusives Projekt. Wir freuen uns, wenn das Schule macht.“Sie hat Zahlen ausgewerte­t, die zeigen, dass das ProSchrell jekt auch den gewünschte­n Effekt erzielt. Etwa ein Drittel der jungen Ärzte arbeite danach auf dem Land – bei den konvention­ellen TU-Studenten sei es in der gleichen Zeit kein einziger gewesen.

Um das Problem der fehlenden Hausärzte in den Griff zu bekommen, seien aber vor allem mehr Studienplä­tze für Medizin nötig. In Augsburg sollen ab nächstem Jahr mehr als 250 neue Plätze geschaffen werden. Wenn der Studienort so nah ist, könnte das die Ausbildung am Dillinger Krankenhau­s noch attraktive­r machen. Doch die Akademie spricht sich auch so herum. Bechtel erzählt von einem Studenten, der von der Berliner Charité zur Allgemeina­rztausbild­ung nach Dillingen gekommen ist. Sie habe gefragt, warum er sich ausgerechn­et für den Landkreis entschiede­n hat. Der junge Arzt habe geantworte­t: „Dillingen hat einen Ruf.“»Kommentar

 ?? Symbolfoto: Guido Kirchner/dpa ?? Das Dillinger Konzept der AKADemie hat überzeugt – und soll nun auch anderorts im Freistaat umgesetzt werden. Ziel ist es, dass sich mehr Medizinstu­denten für eine Lauf bahn als Hausarzt entscheide­n und diesen Beruf im Idealfall auch im ländlichen Raum...
Symbolfoto: Guido Kirchner/dpa Das Dillinger Konzept der AKADemie hat überzeugt – und soll nun auch anderorts im Freistaat umgesetzt werden. Ziel ist es, dass sich mehr Medizinstu­denten für eine Lauf bahn als Hausarzt entscheide­n und diesen Beruf im Idealfall auch im ländlichen Raum...
 ?? Foto: Stadler ?? Dass sie alle persönlich da waren, zeigte laut Huml die Bedeutung des Projektes: (von links) der Präsident der Bayerische­n Ärz tekammer Gerald Quitterer, Dr. Doris Roller, Dr. Wolfgang Fink, Landrat Leo Schrell, Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml, Dr....
Foto: Stadler Dass sie alle persönlich da waren, zeigte laut Huml die Bedeutung des Projektes: (von links) der Präsident der Bayerische­n Ärz tekammer Gerald Quitterer, Dr. Doris Roller, Dr. Wolfgang Fink, Landrat Leo Schrell, Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml, Dr....

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