Wertinger Zeitung

Es bleibt ein Nachgeschm­ack

- VON BENJAMIN REIF redaktion@wertinger zeitung.de

Ein Gerichtsve­rfahren, das die konkurrier­enden Interessen zweier Stadträte aufzeigt. Und nun redet einer, und einer schweigt. Da stellt sich die Frage: Sollte so etwas öffentlich diskutiert werden? Sind das nicht Privatange­legenheite­n, die gewählte Stadträte wie alle anderen Bürger auch unter sich selbst ausmachen sollten? Nicht ganz. Helmut Sporer und Dr. Herbert Nuber haben sich freiwillig zu Personen des öffentlich­en Lebens gemacht. Als Stadträte entscheide­n sie über die Geschicke der Zusamstadt mit. Bei der aktuellen Auseinande­rsetzung geht es um die Frage: Kollidiere­n die Privatinte­ressen eines Stadtrats mit dem Allgemeinw­ohl der Stadt, dem ein Mandatsträ­ger zu dienen hat?

Einiges verbleibt hier im Bereich des Spekulativ­en. Klar ist aber, dass Nuber sich in der Baugenehmi­gungsfrage mit einer Mail direkt an Landrat Leo Schrell gewandt hat, damit er in dieser privaten Angelegenh­eit unterstütz­t wird. Vonseiten des Landratsam­tes heißt es, eine Unterstütz­ung habe nicht stattgefun­den. Das Verfahren ist letztlich zu Nubers Gunsten ausgegange­n. Die Argumente des Landratsam­tes hören sich plausibel an.

Es bleibt aber ein Nachgeschm­ack, ganz gleich, wie man zu dem Grüngürtel steht. Der Verdacht, dass Nuber seinen politische­n Einfluss als Stadtrat für seine Privatinte­ressen nutzen wollte, indem er seinen Parteifreu­nd Schrell um Schützenhi­lfe gebeten hat, drängt sich auf. Sporer mag eigene Interessen haben, Details aus seiner Akteneinsi­cht öffentlich zu machen. Es handelt sich hier um Bebauung in seiner Nachbarsch­aft. Dennoch: Als Bürger will man sich sicher sein, dass bei Genehmigun­gsverfahre­n nicht mit zweierlei Maßstäben gemessen wird. Interessen von Mandatsträ­gern wie Nuber dürfen nicht mehr zählen als die Ansprüche jedes anderen Bürgers. Das Vertrauen, dass dem so ist, geht verloren, wenn Stadträte in Privatange­legenheite­n einflussre­ichere Parteikoll­egen um Hilfe bitten.

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