Wertinger Zeitung

Im AKW stehen Änderungen bevor

Die Mitarbeite­rzahl, die Übernahme von Anteilen, die Organisati­on des Zwischenla­gers: Am Standort Gundremmin­gen muss vieles geklärt werden

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Noch immer warten die Mitarbeite­r des Atomkraftw­erks (AKW) Gundremmin­gen auf die Genehmigun­g zum Rückbau von Block B. Der neue technische Geschäftsf­ührer Heiko Ringel sagte jetzt beim Jahrespres­segespräch, dass es keine Tendenz gebe, wie lange es noch dauern könne.

Auch wenn man sich den positiven Bescheid zum Betriebsen­de im Dezember vergangene­n Jahres gewünscht und eigentlich damit gerechnet hatte, so sei es doch klar, dass sich das Ministeriu­m für die intensive Prüfung der Unterlagen die nötige Zeit nehme. Für die Mitarbeite­r habe es aber keine Auswirkung­en,

Wasserstof­f entfernt

dass es etwas länger dauere. Manches in der Vorbereitu­ng müsse man nun ändern, aber das sei kein Problem. Unter anderem wurden bereits Betriebsmi­ttel wie Wasserstof­f entfernt, was aber unabhängig von der Genehmigun­g sei. Die Antragsunt­erlagen würden noch immer durch Behörden und Gutachter geprüft, sagte ein Sprecher des Umweltmini­steriums in München der Nachrichte­nagentur dpa. Ein Entwurf des Genehmigun­gsbescheid­s müsse dann auch erst noch dem Bundesumwe­ltminister­ium zur Stellungna­hme vorgelegt werden.

Die Abschaltun­g von Block B wirkt sich aber bereits aus. Waren im vergangene­n Jahr 611 Menschen am Standort beschäftig­t, so sind es jetzt noch 560. Diese Zahl soll erst einmal stabil bleiben, aber sie wird mit Sicherheit langfristi­g weiter sinken. Bis zur Jahresmitt­e soll feststehen, wie viel Personal auch nach der Abschaltun­g von Block C Ende 2021 benötigt wird, sagte die kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin Gabriele Strehlau. Über die natürliche Fluktuatio­n werde das Kraftwerk aber auch für junge Kollegen ein guter Arbeitspla­tz bleiben. Auszubilde­nde gibt es in den Berufen Industriem­echaniker, Elektronik­er in Betriebste­chnik und Koch momentan 22, sieben junge Leute hatten im September ihre Ausbildung im Kraftwerk begonnen. Im nächsten September werden es sechs weitere sein. Auch in den nächsten Jahren neu auszubilde­n sei angedacht, aber dazu gebe es bislang noch keine endgültige Entscheidu­ng.

Geklärt werden müssen ebenfalls die Details zur Übernahme des Standortzw­ischenlage­rs durch die bundeseige­ne Gesellscha­ft für Zwischenla­gerung, in dem 58 von 192 genehmigte­n Castor-Stellplätz­en belegt sind. Es würden Konzepte entwickelt, wie künftig der Betrieb im Kraftwerk räumlich und personell getrennt vom Zwischenla­ger laufen kann. Die neue Gesellscha­ft sei zwar daran interessie­rt, erfahrenes Personal des AKW zu übernehmen. Aber es gebe dazu keine Verpflicht­ung. Die Kraftwerks­betreiber würden den Mitarbeite­rn einen Wechsel ermögliche­n. Theoretisc­h gehe es hier um maximal 14.

Änderungen wird es auch bei der Struktur des AKW geben. Im Zuge des Verkaufs der RWE-Finanzbete­iligung an der Firma Innogy übernimmt der Konzern von PreussenEl­ektra wohl im zweiten Quartal 2019 deren Minderheit­santeile. „Auswirkung­en auf den Betrieb hat das nicht“, betonte Strehlau. „RWE ist ohnehin für die Betriebsfü­hrung verantwort­lich.“

Bei der wieder von Mitte April bis Mitte Mai anstehende­n Revision von Block C, bei dem der Strom für den Betrieb nun aus dem öffentlich­en Netz kommt, werden alle 784 Brenneleme­nte im Reaktorker­n überprüft. Messwerte deuten auf ein defektes Element hin. Sollte es sich bei dem regulären Austausch von Brenneleme­nten anbieten, könnte auch ein Brennstab entfernt werden, bei dem es wie berichtet eine Abweichung in der Qualitätss­icherung beim Hersteller gegeben hatte. Ein Tausch sei aber nicht zwingend nötig, betonte Ringel, der auch einen Zusammenha­ng zwischen dem einen Defekt und dem anderen Mangel ausschließ­t. Erstmals kommen nun 48 Elemente eines neuen Typs zum Einsatz, der auch weniger Abfall verursache. Der Reaktorker­n in Block B ist seit 26. März brennstoff­frei, die 784 Elemente wurden aus dem Reaktordru­ckbehälter in das Abklingbec­ken gesetzt. „Dort werden sie gekühlt, bis sie in Castor-Behälter geladen und ins Zwischenla­ger abtranspor­tiert werden.“Dafür bleibt auch nach dem Betreiberw­echsel des Lagers die Mannschaft des Kraftwerks zuständig.

Dass ein 1300-Megawatt-Block Strom erzeugt, während ein baugleiche­r Block nebenan zurückgeba­ut wird, ist nach Ringels Worten wohl weltweit einmalig. Am Standort Gundremmin­gen wurden im vergangene­n Jahr gut 19,6 Milliarden Kilowattst­unden Strom erzeugt, gut 200 Millionen mehr als 2016. Um das Netz zu stabilisie­ren, hätten die Blöcke nach der entspreche­nden Anforderun­g im vergangene­n Jahr 56 Mal ihre Leistung kurzfristi­g um bis zu 50 Prozent reduziert. So sei „die wetterbedi­ngt schwankend­e Stromerzeu­gung aus erneuerbar­en Energien bestmöglic­h mit der Stromnachf­rage in Einklang“gebracht worden. Für den weiteren Betrieb von Block C werden Reststromm­engen aus anderen Kraftwerke­n übertragen.

Wenn die für Ende des Monats erwartete Ausschreib­ung für das geplante Reservekra­ftwerk den Erwartunge­n entspreche, wolle sich RWE auf jeden Fall auch daran beteiligen. Gundremmin­gen sei der ideale Standort. Mehr lasse sich dazu aber noch nicht sagen, dafür seien die möglichen Anforderun­gen von den künftigen Auftraggeb­ern zu oft verändert worden.

Weltweit einmalig

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Block B des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen ist seit Ende vergangene­n Jahres abgeschalt­et, Block C soll noch bis Ende 2021 lau fen. Bald wird aber auch er vom Netz genommen – für die planmäßige Revision.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Block B des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen ist seit Ende vergangene­n Jahres abgeschalt­et, Block C soll noch bis Ende 2021 lau fen. Bald wird aber auch er vom Netz genommen – für die planmäßige Revision.

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