Hitz geht mit einem Lächeln
Der FC Augsburg unterliegt im letzten Heimspiel der Saison Vizemeister Schalke 04. Der Ausgang der Partie ist weit weniger interessant als die Emotionen zweier Augsburger
Augsburg Beide Trainer hatten ihre Sicht der Dinge dargestellt und Fragen beantwortet. Die Pressekonferenz nach der Begegnung zwischen dem FC Augsburg und dem FC Schalke 04 war folglich nahezu beendet, da ergriff Manuel Baum nochmals das Wort. Dem sonst so nüchtern wirkenden Analytiker lag etwas auf dem Herzen. Das letzte Heimspiel nahm er als Anlass, ein erstes Saisonfazit zu ziehen. Der FCA-Trainer blickte zurück: Auf einen überdimensionierten Kader und eine überraschend gute Platzierung nach der ersten Saisonhälfte, auf verletzte und einen ausgeschlossenen Spieler nach der Winterpause und den seiner Meinung nach „absolut verdienten Klassenerhalt“.
Vor allem aber wollte sich der 38-Jährige bedanken. Den Tränen nahe und mit zittriger Stimme erwähnte er Familie, Trainerteam, Mannschaft, Sportliche Leitung und Fans. Prinzipiell bedankte er sich so ziemlich bei jedem, der in irgendeiner Form Einfluss auf seine Arbeit nimmt. Um niemanden zu vergessen, hatte Baum sich dies sogar auf einem Zettel notiert. Ganz zum Schluss sendete er noch eine Botschaft hinaus: „Ich finde es ganz wichtig, dass wir in Augsburg demütig, bodenständig, loyal und dankbar bleiben, dass wir ein achtes Jahr in der Bundesliga bleiben“, sagte er und fügte hinzu: „Und hoffentlich auch ein neuntes Jahr.“
Der FCA hatte den Ligaverbleib längst eingetütet. Das bedeutete nicht, dass diesem Nachmittag Emotionen fehlten. Davon überzeugen konnte sich unter anderem der ehemalige FCA-Präsident Walther Seinsch, der unter den Zuschauern weilte. In einer leidenschaftlichen Partie traf Thilo Kehrer doppelt für Schalke und Philipp Max für Augsburg. Zudem er- regten strittige Schiedsrichterentscheidungen, packende Zweikämpfe und zahlreiche Torszenen die Gemüter. Nach Schlusspfiff feierten die Schalker auf dem Rasen ihren 2:1 (2:1)-Erfolg und den zweiten Tabellenplatz wie eine Meisterschaft. 2001 beweinten die Königsblauen den Vizetitel, bejubelten sie ihn. Während die Mannschaft von Coach Domenico Tedesco vor der zahlreich mitgereisten Schalke-Anhängerschaft ihren Glücksgefühlen freien Lauf ließ, erlebte Marwin Hitz rund hundert Meter entfernt vor den Augsburger Fans bewegende Momente anderer Art. Nach fünf Spielzeiten verabschiedete sich der Torwart aus Augsburg. Womöglich bestritt Hitz sein letztes Spiel im Augsburger Trikot. Dass er beim abschließenden Saisonspiel in Freiburg nochmals zwischen den Pfosten steht, gilt als unwahrscheinlich.
Auf dem Platz stand Hitz nie für Spektakel, seine Paraden, die er auch gegen Schalke gezeigt hatte, erschienen stets zweckmäßig. Äußerlich wirkte er kontrolliert und abgeklärt – selbst während seines Abschiedsspiels. Innerlich indes sah es diesmal ganz anders aus, wie er im Nachgang der Partie erläuterte. Hitz wollte die Begegnung „cool wie immer“angehen, sein Magen rebellierte jedoch. Frau Patricia diagnostizierte, er sei wohl aufgeregt. Auch beim Einlaufen und während des Spiels begleiteten Hitz wiederkehrend wehmütige Gedanken, bestätigte er. Weniger der Bauch, vielmehr der Kopf habe hingegen entschieden, den Vertrag in Augsburg nicht zu verlängern. Hitz begründete dies mit „persönlichen Zielen“, damit, sich „weiterentwickeln“und „menschlich durchsetzen“zu wollen. Zum Gerücht, er werde sich Borussia Dortmund anschließen, äußerte er sich nicht. Ebenso wenig dazu, ob sein Wechsel mit der Schweizer Nationalmannschaft zu tun habe. „Heute ist nicht der Tag für Kampfansagen“, sagte Hitz lädiesmal chelnd. Eines stellte er noch klar: Im vergangenen Sommer wollte er den FCA nicht verlassen. Und: Ihm sei es nie um Zahlen, also ein besseres Angebot, gegangen. Dies bestätigte Sportgeschäftsführer Stefan Reuter, der einen Wechsel von Hitz zum BVB vermutete. Hitz habe sich absolut korrekt verhalten – auch wenn ihm eine Vertragsverlängerung oder ein Verkauf im vergangenen Sommer wohl lieber gewesen wäre. Augsburg Hitz – Schmid, Gouweleeuw, Hinteregger, Max – R. Khedira (90. Danso), Baier (79. Córdova) – M. Richter (73. Mo ravek), Gregoritsch, Caiuby – Finnbogason Schalke Fährmann – Stambouli, Naldo, Kehrer – D. Caligiuri, Goretzka, McKennie, Schöpf – Burgstaller (89. Teuchert) – Ko nopljanka (84. Oczipka), Di Santo (66. Harit) Tore 0:1 Kehrer (23.), 1:1 Max (27.), 1:2 Kehrer (34.) Schiedsrichter Kampka (Mainz) Zuschauer 30 660 (ausverkauft)