Wer fährt mit WER herum?
Sogar im äußersten Zipfel des Altlandkreises Dillingen taucht das Autoschild auf
Es geht um Heimatverbundenheit
Landkreis Ausgerechnet durch Zöschingen kurvt ausgerechnet der Bürgermeister ausgerechnet mit einem Wertinger Kennzeichen durch die Straßen. Doch Thomas Steinwinter ist nicht der Einzige, der im Dillinger Land nicht DLG am Auto hat, sondern WER. Wie unsere Grafik zeigt, sind beide Kennzeichen im Landkreis bunt vertreten. Mit Wertingen hat Steinwinters Kennzeichen-Wahl allerdings überhaupt nichts zu tun.
Wer sich ein neues Auto kauft, muss es an der örtlichen Zulassungsstelle registrieren lassen. Den Autofahrern des Landkreis Dillingen stellt sich die Frage, ob das Nummernschild mit „DLG“oder „WER“versehen sein soll. Seit Juli 2013 ist es wieder möglich, das Wertinger Kennzeichen zu wählen. Davor gab es im Zuge der Gebietsreform von 1972 nur das DLGKennzeichen für Neuanmeldungen. Die Zahl der WER-Kennzeichen steigt, bestätigt das Landratsamt in Dillingen. Ende 2013, ein halbes Jahr nach der Wiedereinführung, waren es rund 1700 Wertinger Kennzeichen im Landkreis. Inzwischen sind es 8300. Die WERs kommen im ganzen Landkreis vor. In Buttenwiesen beispielsweise gibt es einige. Mit 1772 Stück, fährt fast ein Viertel der Buttenwiesener mit Wertinger Kennzeichen. Doch der größte Teil kommt natürlich aus dem Raum Wertingen. Rund 5250 WER-Kennzeichen sind dort zugelassen. Warum sich mehr als ein Drittel der Wertinger für diese Kombination entschieden hat, kann verschiedene Gründe haben.
Viele wollen damit ihre Heimatverbundenheit zum Ausdruck bringen. Wie beispielsweise Peter Lachenmeir aus Wertingen. Seine Familie besitzt drei Autos. Die beiden neueren Fahrzeuge wurden mit „WER“versehen. „Wir sind stolz auf unsere kleine Zusamstadt“, sagt Lachenmeir. Deshalb finde er es auch toll, dass man nun seit einigen Jahren die Möglichkeit hat, seine Herkunft auf dem Nummernschild zeigen zu können.
Die Wahl des WER-Kennzeichens kann aber auch praktische Gründe haben. Wie bei Familie Wiedenmann aus Wertingen. Man wollte für beide Wagen die gleichen Buchstaben und Zahlen auf dem Nummernschild, deshalb wurde einmal ein Dillinger und einmal ein Wertinger Kennzeichen gewählt. Für andere wiederum ist die Wahl zwischen „DLG“und „WER“nicht so wichtig. Nicole Özbeks Auto wurde schon vor über fünf Jahren zugelassen. Sie hat deswegen ein Dillinger Kennzeichen und wollte das 2013 auch nicht ändern. Ihr war der Aufwand zu groß: „Mir ist es ehrlich gesagt egal, was auf meinem Nummernschild steht.“
Dass vielen die Ummeldung zu aufwendig ist, denkt auch Andy Landgraf vom Wertinger Schilder- laden. „Vor allem für Firmen bedeutet es viel Mühe, alle Dienstwagen umzumelden“, sagt er. Ein Wertinger Unternehmen sei ihm bekannt, das dies durchgezogen hätte. Doch das sei ein Einzelfall, meint Landgraf. Insgesamt habe er auch den Eindruck, dass der Ansturm, der zur Wiedereinführung geherrscht habe, inzwischen wieder abgeklungen sei. „Die Verteilung von Dillinger und Wertinger Kennzeichen ist ziemlich ausgeglichen bei meinen Kunden.“
Auf den gesamten Landkreis gesehen sind die WER-Kennzeichen aber unterschiedlich verteilt. Am wenigsten gibt es in der Verwaltungsgemeinschaft Bissingen. Dort sind es nur 35 Wagen mit einem solchen Nummernschild. Der größte Teil der Fahrzeuge im Landkreis hat immer noch ein Dillinger Kennzeichen. Von derzeit insgesamt 99 600 zugelassenen Fahrzeugen sind es rund 91 200.
Das Wertinger Kennzeichen ist nicht nur im Landkreis Dillingen erlaubt. Auch im Landkreis Augsburg kann man „WER“wählen. Der Grund dafür liegt daran, dass Teile des Landkreises wie beispielsweise Meitingen oder Biberbach früher einmal zum alten Landkreis Wertingen gehörten. Insgesamt gibt es dort derzeit 212 Fahrzeuge mit einem solchen Nummernschild. Zöschingens Bürgermeister Steinwinter und seine Frau beschlossen 2013, das nächste Auto bekommt ein WER-Kennzeichen, denn: „Meine Frau heißt Wera – und dann gibt es das Wertinger Kennzeichen, das ist ein wahnsinniger Zufall.“Das Kennzeichen von Steinwinters BMW lautet WER/A 7707. Am 7. Juli 2007 haben sie sich kennengelernt.