Die Wildschweine müssen weg
Die Angst vor der Schweinepest ist groß. Jetzt wollen Jäger die Tiere sogar mit einem Nachtsichtgerät ins Visier nehmen. Beim Thema Schule sorgt der Wittislinger Bürgermeister für Verstimmung
Lauingen Geht es um das Thema Jagd, kann Thomas Baumann mitreden. Seit 1990 nimmt er selbst Schwarzwild ins Visier, erzählt Ziertheims Bürgermeister. Kein Wunder also, dass Baumann sich beim bayerisch-württembergischen Kommunalstammtisch bei diesem bestimmten Tagesordnungspunkt zu Wort meldet. „Die Schweinepest wird kommen“, sagt er und spricht damit die Sorge aus, die alle Anwesenden haben. Das sind die Bürgermeister der grenznahen Gemeinden sowie die beiden Landräte der Kreise Dillingen und Heidenheim, die sich Dienstagabend im Hotel Lodner in Lauingen getroffen haben.
Die Seuche ist auf dem Vormarsch. So mancher befürchtet, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie in Deutschland und auch der Region ankommt. „Die Angst ist groß“, sagt Heidenheims Landrat Thomas Reinhardt. Würde die Schweinepest kommen, sei dies vergleichbar mit einem „GAU“. Rein- kritisiert die überdurchschnittlich hohe Wildschweinpopulation. „In der Vergangenheit wurde zu wenig gejagt“, sagt Reinhardt. Ähnlich ist die Situation in Dillingen. Im Kreis Heidenheim arbeite man mit sogenannten Verwahrstellen – eine Art Tiefkühltruhe für geschossenes Wild, um die Tiere aufzubewahren und zu untersuchen. Diese gebe es auch in Dillingen, berichtet Landrat Leo Schrell. Im Gegensatz zum Nachbarkreis müsste man diese jedoch selber zahlen – ohne Zuschüsse des Landes.
Um dem Wild besser Herr zu werden, wünscht sich so mancher Jäger nun eine Nachtsichtvorrichtung. In Dillingen liegen zwei solche Anträge vor, laut Schrell müssen sie im Einzelfall entschieden werden. Thomas Baumann bezweifelt die Sinnhaftigkeit eines solchen Geräts. „Damit werden wir das Problem auf keinen Fall lösen.“Die Tiere seien intelligent und würden dazulernen. Nächtliche Jagden würden zu noch mehr Schneisen und Schäden auf Feldern führen. Baumanns Lösung: „Nur damit kriegen wir die Angelegenheit in den Griff.“Auch wenn diese einen großen organisatorischen Aufwand bedeuten. Dischingens Bürgermeister Alfons Jakl betont: „Wichtig ist, dass wir grenzüberschreitend zusammenarbeiten und Drückjagden gemeinsam organisieren.“
Auf der Tagesordnung des Kommunalstammtisches steht auch die Situation der Krankenhäuser. Die ist nicht nur in Dillingen angespannt. Reinhardt berichtet: „Das Kreiskrankenhaus Heidenheim arbeitet in den vergangenen Jahren defizitär, die Rücklagen gehen steil nach unten.“Es brauche eine faire Kostenerstattung seitens des Bundes. „Die kommunalen Krankenhäuser werden ausgequetscht wie eine Zitrone.“Auch die geplante Neustrukturierung der Notfallversorgung könnte für die Krankenhäuser im Kreis Dillingen gravierende Folgen haben. „Es wäre ein Wahnsinn, wenn wir aus der Notfallversorgung hinausfliegen“, meldet sich Dillingens Oberbürgerhardt meister Frank Kunz zu Wort. Deshalb sei es wichtig, ein interkommunales Signal an die Landes- und Bundespolitik zu senden. So manchem ist der bisherige Protest jedoch zu wenig. Bächingens Bürgermeister Roland Grandel kritisiert: „Der große Aufschrei fehlt bislang total.“Grandel wünscht sich, dass man verantwortliche Stellen in der Landes- und Bundespolitik massiver angeht – und den Bürgern das Thema noch konkreter näher bringt. Landrat Reinhardt erwidert, dass es solche Bemühungen bereits in alle Richtungen gibt. „Aber das Thema ist komplex, und das Geschäft mühsam.“Reinhard und Amtskollege Schrell schlagen vor, die Krankenhausproblematik verstärkt in Bürgerversammlungen und Gemeinderäten anzubringen.
Dass der Stammtisch auch dazu da ist, Differenzen auszuräumen, zeigt sich im Bereich Schule. Kürzlich berichtete unsere Zeitung über Wittislingens Bürgermeister Ulrich Müller, der ein Abwerben von Kindern durch Schulen in der württemDrückjagden. bergischen Nachbarschaft bemängelte. Unter anderem fiel der Begriff „Blender“. Dischingens Gemeindeoberhaupt Jakl zeigt sich etwas verstimmt. „Die Aussagen sind mir sauer aufgestoßen.“Zu einem guten Miteinander gehöre es, nicht das schlechtzureden, was nicht schlecht ist, sondern sich auszutauschen, wendet er sich in Richtung Müller. Auch Sontheims Bürgermeister Matthias Kraut stellt klar: „Wir werben keine Schüler ab, die kommen von alleine zu uns.“Müller versucht, die Wogen zu glätten. „Es war keine böse Absicht von mir“, sagt er. „Es ging mir nur um die Sache – die Mittelschule.“
Wie mittlerweile üblich, ist auch der Ausbau der B 492 Thema beim Stammtisch. Der „Running Gag“, wie es Schrell nennt, geht weiter. Denn das Vorhaben verzögert sich erneut. Es wurden schwierige Bedingungen im Untergrund entdeckt, der torfige Boden gibt zu viel nach. Geplanter Baubeginn ist nun Frühjahr 2019. In der Runde ist die Rede von „kollektivem Staatsversagen“.