Wertinger Zeitung

Die Wildschwei­ne müssen weg

Die Angst vor der Schweinepe­st ist groß. Jetzt wollen Jäger die Tiere sogar mit einem Nachtsicht­gerät ins Visier nehmen. Beim Thema Schule sorgt der Wittisling­er Bürgermeis­ter für Verstimmun­g

- VON ANDREAS SCHOPF

Lauingen Geht es um das Thema Jagd, kann Thomas Baumann mitreden. Seit 1990 nimmt er selbst Schwarzwil­d ins Visier, erzählt Ziertheims Bürgermeis­ter. Kein Wunder also, dass Baumann sich beim bayerisch-württember­gischen Kommunalst­ammtisch bei diesem bestimmten Tagesordnu­ngspunkt zu Wort meldet. „Die Schweinepe­st wird kommen“, sagt er und spricht damit die Sorge aus, die alle Anwesenden haben. Das sind die Bürgermeis­ter der grenznahen Gemeinden sowie die beiden Landräte der Kreise Dillingen und Heidenheim, die sich Dienstagab­end im Hotel Lodner in Lauingen getroffen haben.

Die Seuche ist auf dem Vormarsch. So mancher befürchtet, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie in Deutschlan­d und auch der Region ankommt. „Die Angst ist groß“, sagt Heidenheim­s Landrat Thomas Reinhardt. Würde die Schweinepe­st kommen, sei dies vergleichb­ar mit einem „GAU“. Rein- kritisiert die überdurchs­chnittlich hohe Wildschwei­npopulatio­n. „In der Vergangenh­eit wurde zu wenig gejagt“, sagt Reinhardt. Ähnlich ist die Situation in Dillingen. Im Kreis Heidenheim arbeite man mit sogenannte­n Verwahrste­llen – eine Art Tiefkühltr­uhe für geschossen­es Wild, um die Tiere aufzubewah­ren und zu untersuche­n. Diese gebe es auch in Dillingen, berichtet Landrat Leo Schrell. Im Gegensatz zum Nachbarkre­is müsste man diese jedoch selber zahlen – ohne Zuschüsse des Landes.

Um dem Wild besser Herr zu werden, wünscht sich so mancher Jäger nun eine Nachtsicht­vorrichtun­g. In Dillingen liegen zwei solche Anträge vor, laut Schrell müssen sie im Einzelfall entschiede­n werden. Thomas Baumann bezweifelt die Sinnhaftig­keit eines solchen Geräts. „Damit werden wir das Problem auf keinen Fall lösen.“Die Tiere seien intelligen­t und würden dazulernen. Nächtliche Jagden würden zu noch mehr Schneisen und Schäden auf Feldern führen. Baumanns Lösung: „Nur damit kriegen wir die Angelegenh­eit in den Griff.“Auch wenn diese einen großen organisato­rischen Aufwand bedeuten. Dischingen­s Bürgermeis­ter Alfons Jakl betont: „Wichtig ist, dass wir grenzübers­chreitend zusammenar­beiten und Drückjagde­n gemeinsam organisier­en.“

Auf der Tagesordnu­ng des Kommunalst­ammtisches steht auch die Situation der Krankenhäu­ser. Die ist nicht nur in Dillingen angespannt. Reinhardt berichtet: „Das Kreiskrank­enhaus Heidenheim arbeitet in den vergangene­n Jahren defizitär, die Rücklagen gehen steil nach unten.“Es brauche eine faire Kostenerst­attung seitens des Bundes. „Die kommunalen Krankenhäu­ser werden ausgequets­cht wie eine Zitrone.“Auch die geplante Neustruktu­rierung der Notfallver­sorgung könnte für die Krankenhäu­ser im Kreis Dillingen gravierend­e Folgen haben. „Es wäre ein Wahnsinn, wenn wir aus der Notfallver­sorgung hinausflie­gen“, meldet sich Dillingens Oberbürger­hardt meister Frank Kunz zu Wort. Deshalb sei es wichtig, ein interkommu­nales Signal an die Landes- und Bundespoli­tik zu senden. So manchem ist der bisherige Protest jedoch zu wenig. Bächingens Bürgermeis­ter Roland Grandel kritisiert: „Der große Aufschrei fehlt bislang total.“Grandel wünscht sich, dass man verantwort­liche Stellen in der Landes- und Bundespoli­tik massiver angeht – und den Bürgern das Thema noch konkreter näher bringt. Landrat Reinhardt erwidert, dass es solche Bemühungen bereits in alle Richtungen gibt. „Aber das Thema ist komplex, und das Geschäft mühsam.“Reinhard und Amtskolleg­e Schrell schlagen vor, die Krankenhau­sproblemat­ik verstärkt in Bürgervers­ammlungen und Gemeinderä­ten anzubringe­n.

Dass der Stammtisch auch dazu da ist, Differenze­n auszuräume­n, zeigt sich im Bereich Schule. Kürzlich berichtete unsere Zeitung über Wittisling­ens Bürgermeis­ter Ulrich Müller, der ein Abwerben von Kindern durch Schulen in der württemDrü­ckjagden. bergischen Nachbarsch­aft bemängelte. Unter anderem fiel der Begriff „Blender“. Dischingen­s Gemeindeob­erhaupt Jakl zeigt sich etwas verstimmt. „Die Aussagen sind mir sauer aufgestoße­n.“Zu einem guten Miteinande­r gehöre es, nicht das schlechtzu­reden, was nicht schlecht ist, sondern sich auszutausc­hen, wendet er sich in Richtung Müller. Auch Sontheims Bürgermeis­ter Matthias Kraut stellt klar: „Wir werben keine Schüler ab, die kommen von alleine zu uns.“Müller versucht, die Wogen zu glätten. „Es war keine böse Absicht von mir“, sagt er. „Es ging mir nur um die Sache – die Mittelschu­le.“

Wie mittlerwei­le üblich, ist auch der Ausbau der B 492 Thema beim Stammtisch. Der „Running Gag“, wie es Schrell nennt, geht weiter. Denn das Vorhaben verzögert sich erneut. Es wurden schwierige Bedingunge­n im Untergrund entdeckt, der torfige Boden gibt zu viel nach. Geplanter Baubeginn ist nun Frühjahr 2019. In der Runde ist die Rede von „kollektive­m Staatsvers­agen“.

 ?? Symbolfoto: Ralf Hirschberg­er, dpa ?? Putzig sind sie ja, die Wildschwei­ne. Doch in der Region gibt es zu viele davon. Jäger wollen die Bestände nun reduzieren, auch mithilfe einer Nachtsicht­vorrichtun­g. Beim bayerisch württember­gischen Kommunal stammtisch ging es um die Frage, wie viel...
Symbolfoto: Ralf Hirschberg­er, dpa Putzig sind sie ja, die Wildschwei­ne. Doch in der Region gibt es zu viele davon. Jäger wollen die Bestände nun reduzieren, auch mithilfe einer Nachtsicht­vorrichtun­g. Beim bayerisch württember­gischen Kommunal stammtisch ging es um die Frage, wie viel...

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