Wertinger Zeitung

Söder will im Kreuz Streit die Wogen glätten

Gesprächsa­ngebot an Kritiker. Kirchen skeptisch. CSU: Unsere Haltung bleibt glasklar

- VON HOLGER SABINSKY WOLF UND DANIEL WIRSCHING

München

Die heftige Debatte um seinen Kreuz-Erlass hat Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder kalt erwischt. Nun versucht er, die Wogen zu glätten und das angespannt­e Verhältnis zu den Kirchen zu befrieden. Über die Medien kündigte Söder einen Runden Tisch zu Werten, Kultur und Identität des Landes an. Das Angebot richtet sich ausdrückli­ch auch an Kritiker. Einladen will Söder Vertreter der beiden großen Kirchen und anderer Religionsg­emeinschaf­ten sowie Vertreter aus Wissenscha­ft, Brauchtum und Kultur.

Hohe Kirchenver­treter reagierten zurückhalt­end auf Söders Angebot. Der Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, bezweifelt die friedensti­ftende Wirkung des Runden Tisches: „Vertrauen wächst erst aus dauerhafte­r Verlässlic­hkeit – dafür sind die Fristen noch viel zu kurz“, sagte Sternberg unserer Zeitung. In Wahlkampfz­eiten seien politische Schritte schwer zu beurteilen. Der ehemalige ZdK-Chef und CSU-Landtagspr­äsident Alois Glück kritisiert­e die Art und Weise, wie der Kreuz-Erlass zustande gekommen ist: „Natürlich wäre es sehr viel besser gewesen, einen breiten Dialog an den Anfang zu stellen.“

Grundsätzl­ich stößt Söders Einlenken aber bei Sternberg und Glück auf Zustimmung. Wie bei Theo Waigel: „Ich begrüße das Angebot zu einem breiten Dialog, weil er zum gesellscha­ftlichen und politische­n Frieden beiträgt“, sagte der CSU-Ehrenvorsi­tzende. Er glaubt, dass Söders Angebot die Debatte befrieden kann. „Durch einen solchen Dialog könnte die Kritik an der Anordnung zum Anbringen von Kreuzen in Behörden entkräftet werden“, betonte Waigel.

Die Bayerische Staatsregi­erung hatte vor einigen Wochen angeordnet, im Eingangsbe­reich aller Landesbehö­rden Kreuze anzubringe­n. Das hatte massive Kritik auch von Kirchenver­tretern zur Folge. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hatte kritisiert, die Kreuz-Anordnung löse „Spaltung, Unruhe, Gegeneinan­der“aus. Die Anordnung wird seither kontrovers diskutiert. Auch in den Kirchen gehen die Meinungen dazu auseinande­r.

Marx selbst wollte sich am Donnerstag nicht äußern. Sein Sprecher Bernhard Kellner gab sich auf Anfrage zurückhalt­end: „Es bleibt jetzt abzuwarten, wie sich der Runde Tisch konstituie­ren soll.“Kardinal Marx habe bereits gesagt, dass die katholisch­e Kirche Gespräche wünsche. Die evangelisc­he Landeskirc­he zeigte sich ebenfalls zugeknöpft: „Wozu wir nichts wissen, können wir nichts sagen“, sagte ein Sprecher und verwies darauf, das Angebot nur aus den Medien zu kennen.

Als Kehrtwende oder Einknicken will die CSU das Gesprächsa­ngebot

Theo Waigel: Der Dialog könnte Kritik entkräften

aber keinesfall­s verstanden wissen. Sie sieht weiter die Mehrheit der Bürger hinter sich. Aus einer CiveyUmfra­ge unserer Zeitung geht das allerdings nicht hervor. CSU-Generalsek­retär Markus Blume sagte: „Unsere Haltung zum Kreuz ist glasklar und findet auch die breite Unterstütz­ung der Bayern.“Seine Partei habe die christlich­e Prägung des Landes unterstric­hen. Wichtig sei auf dieser Basis nun der gesamtgese­llschaftli­che Dialog, „weil es um das verbindend­e Miteinande­r und die Grundlagen des Zusammenle­bens geht“. Daran müsse jeder ein Interesse haben, so Blume. Söder will zu dem Runden Tisch zwischen 20 und 30 Teilnehmer einladen. Die Gesprächsr­unde solle weder zu groß noch zu exklusiv sein, hieß es aus der Staatskanz­lei. Das erste Treffen soll im Juni stattfinde­n.

Im Kommentar ordnet Gregor Peter Schmitz Söders Angebot ein. Auf Bayern erklären wir das Zerwürfnis zwischen der CSU und den Kirchen.

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