Sporer befragt Lehmeier im Stadtrat
In einer emotionalen Sitzung geht es noch einmal um einen Bauantrag, der im Gremium zu Verwerfungen geführt hatte.
Ein bemerkenswertes Detail zu dieser Sitzung lieferte einer, der gar nicht anwesend war: der CSUStadtrat Alfred Schneid. Er war aus terminlichen Gründen verhindert, doch er verschickte vor der Sitzung ein Schreiben, welches Willy Lehmeier vorlas. Schneid wünschte der Sitzung einen „dem Ansehen des Gremiums angemessenen Verlauf“.
War er denn angemessen? Bei einer derart ungewöhnlichen Sitzung ist das schwer zu sagen. Der Anfang der Debatte ließ Schlimmes vermuten. Stadträte warfen einander mangelndes Demokratieverständnis, abgekartete Methoden oder Zumutungen vor. Es drohte eine ernsthafte Eskalation, welche die Stimmung im Gremium so weit hätte verderben können, dass eine konstruktive Zusammenarbeit nicht mehr möglich gewesen wäre.
Lehmeier ging dann ein beträchtliches Risiko ein und machte den Vorstoß, die Vorwürfe gegen ihn selbst, den Bauausschuss und die Stadtverwaltung vom Tisch zu bringen. Hätten die Grünen auf ihrem Nichtbefassungsantrag bestanden, wäre das blamabel gewesen.
Doch so wurde die Krise des Stadtrates zumindest ein Stück weit entschärft. Sowohl Lehmeier als auch Sporer behielten bei aller sachlichen Härte das Maß an Respekt für die Gegenseite, welches das sprichwörtliche Porzellan nicht zerbrechen ließ. Von einer anschließenden Atmosphäre wie nach einem reinigenden Gewitter konnte man allerdings auch nicht sprechen. Die Positionen bleiben verhärtet.
Was kann man als Zuhörer aus der Sitzung mitnehmen? Zunächst einmal, dass die Stadträte in Wertingen auch nur Menschen sind. Die Emotionen waren auf allen Seiten deutlich zu spüren. Die Diskussionskultur im Wertinger Stadtrat ist ansonsten eher zurückhaltend.
Für den neutralen Betrachter ergaben die Fragen Sporers und Lehmeiers Antworten keinen großen Erkenntnisgewinn. Natürlich hat ein Stadtrat einen Kontrollauftrag. Wie dieser aber in der Praxis aussehen soll, da gehen die Meinungen offensichtlich auseinander.