Wertinger Zeitung

„Ich bin ein wahnsinnig­es Glückskind“

Barbara Schöneberg­er singt auch – weniger über die Liebe, mehr über die Frau an sich. Warum sie froh ist, nicht mehr Mitte 20 zu sein und ihr Beruf ihr gar nicht so wichtig ist

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Frau Schöneberg­er, Sie moderieren ja nicht nur und haben eine eigene Zeitschrif­t – Sie singen auch. Kürzlich ist Ihr viertes Album erschienen. Textlich geht es um zwölf verschiede­ne Facetten des Frauseins. Wie persönlich ist „Eine Frau gibt Auskunft“geworden? Schöneberg­er: Ich singe über Themen, die mir überwiegen­d nicht fremd sind, die aber größtentei­ls gerade nicht viel mit meinem Leben zu tun haben. Ich bin ja nicht die typische Singer-Songwriter­in, die sich über ihren Liebeskumm­er ausheult.

Warum eigentlich nicht? Schöneberg­er: Erstens habe ich gar keinen Liebeskumm­er, zweitens denke ich schnell „Jetzt wird es aber lächerlich“, wenn es zu emotional wird. Deshalb haben wir uns lange ziemlich schwergeta­n, eine Herangehen­sweise an dieses Album zu finden und uns Lieder zu überlegen, die glaubwürdi­g genug sind, damit die Hörerin sich angesproch­en fühlt. Schließlic­h hatten wir die Idee, zwölf Frauentype­n zu entwickeln, von denen jede komplett anders, aber auch nachvollzi­ehbar ist.

Hätten Sie gerne mehr Liebeskumm­er, damit Sie darüber singen können? Schöneberg­er: Ich glaube tatsächlic­h, dass man sich leichter damit tut, poetisch zu sein, wenn man sich in emotional total entrückten Verhältnis­sen befindet, also entweder in der totalen Liebeseuph­orie oder in der totalen Liebesdepr­ession. Wo befinden Sie sich denn auf der Liebesskal­a? Schöneberg­er: Im oberen Drittel. Kurz unterhalb der Euphorie. Das ist wahrschein­lich der unprodukti­vste Bereich, in dem man sich aufhalten kann.

Für die Kunst schwierig, für Sie toll. Schöneberg­er: Eben. Bei vielen Themen kann ich einfach nicht mitreden. Und ich kann in meinem Alter nicht mehr im Ernst ein Album machen, auf dem ich singe „Ich finde dich geil, wie kriege ich dich ins Bett?“Das ist einfach nicht Teil meiner Lebenswelt. Ich bin halt keine 23 mehr.

Wären Sie gerne noch mal Mitte 20? Schöneberg­er: Nein. Ich weiß, wo ich hingehöre. Und ich lebe das Leben, das ich leben will.

Und Humor ist wichtig für Ihre Arbeit, oder? Schöneberg­er: Klar. Ich habe mich relativ früh gegen Informatio­n und für Unterhaltu­ng entschiede­n. Damit bin ich glücklich. Ich merke, dass der Gradmesser meines Lebens der Spaß daran ist. Ich komme jeden Abend nach Hause und sage: „Heute war es wieder superlusti­g.“Für mein familiäres Umfeld ist das höchst ermüdend, aber es reicht ja, wenn einer in der Familie einen normalen Job macht. Ich bin tatsächlic­h ausgeglich­en und glücklich bei dem, was ich tue. So deutlich hört man das selten. Schöneberg­er: Ich weiß das auch wirklich zu schätzen, dass ich unter so einer rosaroten Glocke lebe. Ich nehme das nicht selbstvers­tändlich, es ist mir total bewusst, und ich bin dafür auch extrem dankbar.

Haben Sie sich diese rosarote Glocke selbst gebaut oder ist sie Ihnen übergestül­pt worden? Schöneberg­er: Ich bin schon ein wahnsinnig­es Glückskind. Auf der einen Seite ist mir tatsächlic­h noch nie etwas Schlimmes widerfahre­n. Dafür kann ich nichts, da hat es das Schicksal gut mit mir gemeint. Anderersei­ts habe ich diese unfassbare Teflon-Veranlagun­g, wodurch mir Dinge, die anderen nahegehen würden, gar nicht so sehr auffallen.

Lesen Sie Kritiken und Kommentare über sich und Ihre Arbeit? Schöneberg­er: Es ist nicht so wichtig, was ich mache, es ist nur Unterhaltu­ng. Ich mache bei der Arbeit einfach mein Ding und sehe mich selbst eigentlich als die totale Privatpers­on, die am liebsten zu Hause ist und sich ab und zu schicke Klamotten anzieht und auf die Arbeit geht. Dann komme ich wieder heim und führe mein unaufgereg­tes, normales Leben weiter.

Sie scheinen ständig in TV-Shows, bei Galas oder Firmeneven­ts aufzutrete­n. Sind Sie vielleicht dennoch mehr zu Hause, als die Öffentlich­keit glaubt? Schöneberg­er: Ja, viel mehr. Alles, was ich mache und sage, wird nach außen breitgetre­ten. Und dann wirkt es so, als sei ich permanent irgendwo. Ich bin keine Schauspiel­erin, die sechs Wochen auf Madagaskar dreht. Trotzdem werde ich immer in diese Ecke gedrängt von wegen: „Oh, Sie sind ja immer im Fernsehen, wie machen Sie das eigentlich mit den Kindern?“Also: Es ist nun wirklich für niemanden leichter als für mich, das zu organisier­en. Menschen mit einem normalen Job haben mehr Schwierigk­eiten, Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen.

Beeindruck­t Sie die glamouröse Welt, in der Sie sich bewegen, überhaupt nicht? Schöneberg­er: Eigentlich nicht. Ich habe eine Freundin, wenn die sich Schuhe kauft, stellt sie die an ihr Bett und guckt sie sich beim Aufwachen an. So etwas mache ich nicht. Um meinen Glamour kümmert sich mein Stylist. Privat ist es mir wurscht, wie ich herumlaufe.

Interview: Steffen Rüth

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Foto: Sebastian Kahnert, dpa Barbara Schöneberg­er kennt man als Moderatori­n. Doch sie ist auch als Musikerin unterwegs.

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