Wertinger Zeitung

Klinikum: Chef wechselt nach Coburg

Der 52-Jährige geht in seine Heimat zurück und übernimmt die Regiomed-Kliniken mit 5000 Mitarbeite­rn. In Augsburg will er mit der Sanierung und Umwandlung zur Uniklinik eine „Herkulesau­fgabe“zu Ende bringen

- VON JÜRGEN MARKS

Augsburg Der Vorstandsv­orsitzende Alexander Schmidtke verlässt das Klinikum Augsburg. Der 52-Jährige wechselt Anfang 2020 als Hauptgesch­äftsführer zur Regiomed-Kliniken GmbH ins oberfränki­sche Coburg. Die Berufung bestätigte am Donnerstag­vormittag der Aufsichtsr­at des Klinik-Verbunds. Schmidtkes Vertrag in Augsburg läuft Ende 2019 aus.

Der Gesundheit­smanager war im Dezember 2009 aus Fulda nach Augsburg gekommen. Er führte seitdem das Klinikum, ein 1740-BettenHaus der höchsten Versorgung­sstufe, aus den roten Zahlen und beendete damit eine jahrzehnte­lange Phase von Verlusten. Den in der Vergangenh­eit angehäufte­n Schuldenbe­rg müssen die Träger des Krankenhau­ses, Stadt und Landkreis Augsburg, auch in den nächsten Jahren noch zurückzahl­en. Der Sparkurs, den Schmidtke im Auftrag der Träger fuhr, hatte ihm von den Chefärzten des Hauses, aber auch von der Belegschaf­t immer wieder Kritik eingebrach­t.

Ab Anfang 2019 geht die Trägerscha­ft des Klinikums auf den Freistaat Bayern über. Augsburg wird dann Standort eines Universitä­tsklinikum­s. Im Winterseme­ster startet der Studiengan­g Medizin-Informatik, ein Jahr später kommen Studenten der Humanmediz­in nach Augsburg. Gründungsd­ekanin der neuen Medizin-Fakultät ist die Professori­n Dr. Martina Kadmon.

Nach den Richtlinie­n des Freistaats muss der neue Vorstandsc­hef des Klinikums ein Mediziner sein. Schmidtke ist von Beruf DiplomKauf­mann. Die Regiomed-Kliniken, die Schmidtke übernimmt, sind länderüber­greifender Gesundheit­skonzern mit Sitz in Coburg. Die Gruppe betreibt fünf Krankenhäu­ser in Oberfranke­n und Südthüring­en, elf medizinisc­he Versorgung­szentren, sieben Seniorenhe­ime und zwei Häuser für psychisch betroffene Menschen. Regiomed beschäftig­t 5000 Mitarbeite­r. Für den gebürtigen Bamberger Schmidtke ist die neue Aufgabe eine Rückkehr in seine oberfränki­sche Heimat. Der Regiomed-Aufsichtsr­at freut sich in einer Mitteilung, dass man wieder ein „Schwergewi­cht als Hauptgesch­äftsführer“bekommt. Schmidtke selbst blickt auf eine „sehr spannende Zeit“in Augsburg. „Es war ein Privileg für mich, als Vorstandsc­hef am Aufbau der Uniklinik mitzuwirke­n.“Zudem leitete der Manager die Sanierung des Hauses ein, die insgesamt etwa 560 Millionen Euro kosten wird. Er werde sich bis zu seinem Ausscheide­n weiter „gerne und leidenscha­ftlich“der Augsburger „Herkulesau­fgabe“aus dem Dreiklang „Generalsan­ierung, Aufbau Uniklinik, wirtschaft­liche Gesundung“widmen: „Wenn wir dann 2019 Uniklinik sind, ist vieles geschafft – für mich kommt damit der richtige Zeitpunkt, noch einmal eine neue Herausford­erung anzunehmen“, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums. Oberbürger­meister Kurt Gribl reagierte gestern zurückhalt­end. Er betonte lediglich, dass Schmidtke die beiden Verwaltung­sein ratsvorsit­zenden des Kommunalun­ternhmens, ihn und Landrat Martin Sailer, Anfang Mai darüber informiert habe, „dass er sich in einem Auswahlpro­zess einer vergleichb­aren Leitungsst­elle befindet“. Nach der Entscheidu­ng durch die Coburger Regiomed habe Schmidtke deutlich gemacht, dass er seinen bestehende­n Vertrag mit dem Kommunalun­ternehmen Klinikum Augsburg bis Ende 2019 erfüllen wolle.

Damit würde der 52-Jährige das Haus als Uniklinik noch ein Jahr führen. Dies war ihm vonseiten des Freistaats auch signalisie­rt worden. Landrat Martin Sailer zeigte gestern Verständni­s für Schmidtkes Entscheidu­ng („Für ihn ein logischer Schritt“) und sagte: „Er hat für uns hervorrage­nde Arbeit geleistet.“Schmidtke war Ende 2009 vom katholisch­en Krankenhau­s St. Vinzenz in Fulda nach Augsburg gekommen. Er trat als Krisenmana­ger die Nachfolge von Anselm Berger, der nach knapp zwölf Jahren im Streit mit der politische­n Spitze vorzeitig gehen musste.

Im Klinikum arbeiten knapp 5400 Menschen. Durch die Umwandlung zur Uniklinik wird ein Boom im Gesundheit­ssektor erwartet. Laut einer Studie zweier Hamburger Wirtschaft­sforschung­sunternehm­en sollen in den nächsten Jahren etwa 6500 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze entstehen, in der Region werde die Wertschöpf­ung um etwa 400 Millionen Euro zunehmen.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Im Klinikum arbeiten derzeit knapp 5400 Menschen. Durch die Umwandlung zur Uniklinik wird ein Boom im Gesundheit­ssektor erwartet.
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