Wertinger Zeitung

Sicher durch die Grillsaiso­n

Die warme Jahreszeit ist auch die Zeit der Grillunfäl­le, meistens verursacht durch Brandbesch­leuniger. Wer einige Sicherheit­sregeln beachtet, kann sich schützen

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Der Grill ist den Deutschen heilig. Einer Statista-Umfrage zufolge besitzen knapp 90 Prozent der Bundesbürg­er einen. Und laut einer Umfrage der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung grillen 14 Prozent der Menschen hierzuland­e mindestens einmal im Monat, sechs Prozent sogar mehrmals im Monat.

Allerdings findet ein gemütliche­r Grillabend mit Freunden nicht immer auch ein gutes Ende: Im Eifer des Gefechts kommt es nämlich oft zu Unfällen, meistens verursacht durch den unsachgemä­ßen Gebrauch von Brandbesch­leunigern. 4000 Grillunfäl­le ereignen sich hierzuland­e jedes Jahr, so die Daten der Deutschen Gesellscha­ft für Verbrennun­gsmedizin, kurz DGV.

Jeder zehnte davon hat schwerste Verbrennun­gen zur Folge. Das hat viel damit zu tun, dass die meisten Grill-Fans (62 Prozent) immer noch auf Holzkohle schwören – und Kohlegrill­s sind am unfallträc­htigsten. Dass bei einem Gas- oder Elektrogri­ll jemand einen Unfall erleidet, kommt äußerst selten vor. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat der Gasgrill in Amerika mittlerwei­le schon einen beachtlich­en Marktantei­l von

Gas und Elektrogri­lls sind weniger unfallträc­htig

rund 30 Prozent erreicht. Und auch in Deutschlan­d ist die Zahl derer, die Gasgrills bevorzugen, in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich angestiege­n – noch liegt ihr Anteil aber nur bei rund zehn Prozent.

Um Unfällen vorzubeuge­n, hilft es, ein paar Sicherheit­sregeln zu beachten. Grundsätzl­ich sollten nur Grills eingesetzt werden, die der DIN-Norm 66077 entspreche­n oder das GS-Siegel tragen. Darauf weist die Versicheru­ngskammer Bayern hin. Außerdem wichtig: Ein Grill muss richtig aufgestell­t werden – auf einem festen, ebenen und natürlich nicht brennbaren Untergrund. Zudem sollte er im Windschatt­en stehen, um Stichflamm­en durch plötzliche Windböen zu vermeiden. Spiritus, Benzin und andere Brandbesch­leuniger haben am Grill nichts verloren: Werden sie ins Feuer gegossen, kann sich in Sekundensc­hnelle ein gefährlich­es Luft-GasGemisch entwickeln, das zu einer hohen Stichflamm­e führt.

Brennbare Gegenständ­e wie Papierserv­ietten oder trockene Pflanzen sind in einem Radius von drei Metern rund um den Grill tabu – und leicht brennbare Synthetikk­leidung sollte man als Grillmeist­er auch nicht tragen. Grillschür­ze und sind zwar nicht jedermanns Sache, aber mit dieser Ausstattun­g geht man auf Nummer sicher. Zudem sollte man den Grill nie unbeaufsic­htigt lassen und zur Sicherheit einen Eimer Wasser bereithalt­en. Außerdem wichtig, wenn kleine Kinder anwesend sind: Rund um den Grill wird nicht getobt – sonst kann es leicht passieren, dass sie zu nah ans Feuer kommen oder den Grill umstoßen.

Für den Fall, dass doch einmal etwas schiefgeht, helfen die gängigen Versicheru­ngen weiter: „Schäden, die beim Grillen entstehen, sind häufig durch die Privathaft­pflichtode­r die Hausratver­sicherung gedeckt“, erläutert BdV-Pressespre­cherin Bianca Boss. Unter bestimmten Umständen könne auch eine Unfalloder Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung zum Tragen kommen.

Die private Haftpflich­tversiche- rung verhindert, dass die Person, die einen Schaden verursacht, mit ihrem Privatverm­ögen für die Folgekoste­n aufkommen muss – zum Beispiel eben, wenn sie dafür verantwort­lich ist, dass beim Grillen etGrillhan­dschuhe Mehr als zwei Drittel der Deutschen (67,8 Prozent) trinken zu Grill wurst und Steaks gerne ein kühles Bier. Das zeigt eine aktuelle Sta tista Umfrage. Wasser kommt bei 59,4 Prozent der Befragten auf den Tisch, Softdrinks wie Cola und Fanta bei 51,7 Prozent. Wein hal ten weit weniger Menschen für ein passendes Grill Getränk: Nur jeder vierte Deutsche (25,8 Prozent) trinkt demnach gerne einen Schoppen zu seiner Wurst. (czy) was schiefgega­ngen ist. Dabei ist es nicht zwangsläuf­ig so, dass nur jene Person, die Spiritus und Co. in die Flammen gegossen hat, als Verursache­r gilt und haften muss: Mitunter können auch nicht aktiv Grillende mitverantw­ortlich für einen Schaden sein.

So hat beispielsw­eise das Oberlandes­gericht Hamm in einem solchen Fall entschiede­n, dass alle Beteiligte­n, die eine Verwendung eines Brandbesch­leunigers nicht verhindert haben, haften müssen. Dem Gericht zufolge hätten sämtliche Anwesenden aktiv einschreit­en müssen, um die Gefahr abzuwenden (Az. 9 U 129/08).

Auch deswegen ist eine Privathaft­pflichtver­sicherung für alle unerlässli­ch. Die Police greift allerdings nur dann, wenn einer Person ein Verschulde­n nachgewies­en werden kann.

Zur Wurst ein Bier

 ?? Foto: Markus Scholz, dpa ?? 4000 Grillunfäl­le ereignen sich hierzuland­e jedes Jahr. Jeder zehnte davon hat schwerste Verbrennun­gen zur Folge. Das hat viel damit zu tun, dass die meisten Grill Fans immer noch auf Holzkohle schwören.
Foto: Markus Scholz, dpa 4000 Grillunfäl­le ereignen sich hierzuland­e jedes Jahr. Jeder zehnte davon hat schwerste Verbrennun­gen zur Folge. Das hat viel damit zu tun, dass die meisten Grill Fans immer noch auf Holzkohle schwören.

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