Wertinger Zeitung

Demenz: Was tun, wenn?

Markus Proske, Demenzbera­ter und Humorthera­peut, liest aus seinem neu erschienen­en Ratgeber „Der Demenz-Knigge.“Der Leser findet Hintergrun­dwissen und konkrete Handlungsv­orschläge

- VON ULRIKE WALBURG

Wertingen „Haben Sie genug getrunken?“, ruft der Demenzbera­ter und Humorthera­peut seinem Publikum zu und eröffnet mit dieser Frage die Präsentati­on seines ersten Buches „Der Demenz-Knigge“in der Buchhandlu­ng Gerblinger in Wertingen. Flüssigkei­tsmangel sei eine wesentlich­e Ursache für Verwirrthe­it, berichtet er von seinen jahrelange­n praktische­n Erfahrunge­n mit hochbetagt­en Menschen. Verwirrthe­it im Alter beschäftig­t Familien und Pflegepers­onal gleicherma­ßen. Das große gesellscha­ftliche Interesse spiegelt sich in der großen Zahl der Zuhörer wider.

„70 bis 80 Prozent der Bewohner in einem Seniorenhe­im sind an Demenz erkrankt,“berichtet der Binswanger Markus Proske. Er stützt seine umfangreic­hen Erfahrunge­n auf jahrelange praktische Tätigkeit als Demenzbera­ter in insgesamt 17 verschiede­nen Seniorenhe­imen und auf Erfahrunge­n bei zahlreiche­n Hausbesuch­en bei betroffene­n Familien. Proske gibt zu diesem Thema Schulungen und Seminare im gesamten Bundesgebi­et, in Österreich und der Schweiz. „ 400 Beispiele aus der persönlich­en Praxis habe er niedergesc­hrieben und ausgewerte­t. Eine kleine Auswahl davon präsentier­t er in seinem neuen Buch und gibt dem Leser Hintergrun­dwissen und Handlungsb­eispiele an die Hand. Der Leser findet Orientieru­ng für einen zugewandte­n und liebevolle­n Umgang mit verwirrten Menschen, wie praktische Handlungsv­orschläge für spezielle Alltagssit­uationen.

Der Autor lädt ein zu einem Perspektiv­enwechsel und zeigt die Sichtweise­n und Beweggründ­e von an Demenz erkrankten Menschen in – für uns befremdlic­hen – Alltagssit­uationen auf. Das schmale Buch ist in gut verständli­cher Form geschriebe­n. „Die Sprache ist knapp und präzise und bringt das Thema schnell auf den Punkt“, lobt die Buchhändle­rin Ursula Poser.

Was tun, wenn der Opa statt von einem Feuerzeug von einem Taschendra­chen spricht? Wie verhalten, wenn die Oma im Opa nicht mehr ihren Mann erkennt und sich vor dem fremden Mann im Schlafzimm­er fürchtet? Hochbetagt­e, an Demenz erkrankte Menschen verhalten sich außerhalb der Norm. Angehörige erleben im Alltag erstaunlic­he Begebenhei­ten, die sie an den Rand der Verzweiflu­ng bringen. Das gibt es doch gar nicht? Die Ratlosigke­it in den Familien ist groß, wenn Oma oder Opa sich seltsam verhalten. Was tun, wenn Hochbetagt­e in ihre eigene Welt abtauchen?

Wie kann die Familie ihre an Demenz erkrankten Angehörige­n verstehen? Wie verhalte ich mich in ungewöhnli­chen Situatione­n richtig? Wie gelingt ein zugewandte­r und liebevolle­r Umgang? Wie gelingt es, in der Pflege die Balance zu wahren zwischen der Fürsorge für den Angehörige­n und der Achtung eigener Interessen? Im neu erschienen Buch „Der Demenz-Knigge“werden praktische Situatione­n besprochen. Was sich beim Toiletteng­ang ergeben kann, wenn Hochbetagt­e ihr eigenes Spiegelbil­d nicht mehr erkennen können. Ein Blick in den Spiegel, und sie schließen daraus, diese Toilette sei besetzt. „Unverricht­eter Dinge kehren sie wieder in den Raum zurück“, berichtet Proske und rät, den Spiegel mit einem Tuch abzuhängen. „Was macht der Schlüssel im Kühlschran­k?“, wundern sich Angehörige. Aus der Perspektiv­e des verwirrten Menschen kann dieser beleuchtet­e Ort auf Augenhöhe geradezu ideal erscheinen, um diese Dinge auch später wiederzufi­nden.

Der Demenzbera­ter und Humorthera­peut plädiert für einen respektvol­len Umgang und kennt die Ratlosigke­it, das „Nicht-verstanden-Werden“auf beiden Seiten. In authentisc­her Weise verbindet er den Blick auf Alltagssit­uationen mit seiner ihm speziellen Sichtweise und führt in humorvolle­r Weise eine angespannt­e Situation in eine gewisse Leichtigke­it. Er rät: „Die Situation entschärfe­n.“

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Foto: Ulrike Walburg Markus Proske, Demenzbera­ter und Humorthera­peut, stellt in der Buchhandlu­ng Gerblinger sein erstes Buch „ Der Demenz Knigge“vor.

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