Schönheit, die den Atem raubt
Von Galle bis zum Yala: Strand, Kultur und wilde Tiere in Sri Lankas Süden
Plötzlich ist die Luft zum Atmen weg. Die Haut ist schlagartig mit einem feinen Schweißfilm bedeckt. Tritt man aus dem klimatisierten Flughafen in Colombo läuft man gegen eine Wand aus heißer und feuchter Luft. Panik! Soll das so bleiben? Soll es. Aber: Man gewöhnt sich recht schnell an die klimatische 180-Grad-Drehung vom trocken-kühlen Deutschland ins feucht-vormonsunliche Sri Lanka. Ums Schwitzen kommt man nicht rum, aber Luft zum Atmen ist genügend da. Garantiert. Atemberaubend, aber im positiven Sinn, ist die Landschaft. Auf der Fahrt in den Süden der Insel wechselt sich kräftiges Grün ab mit dem bräunlichen Ton von gefluteten Reisfeldern, das Meer schimmert in sämtlichen Blautönen. Alles wirkt sehr satt, die Farben viel kräftiger als zu Hause in Deutschland. Auch die Lichtstimmung ist anders – für Fotografen ein echtes Highlight. Im Süden zwischen Mirissa und Tangalle reiht sich ein schöner Strandabschnitt an den nächsten. Angefangen bei Mirissa Beach: Der Hauptstrand ist rund 600 Meter lang, Strandbar reiht sich an Strandbar. Man kann dort gut essen, zahlt aber auch mehr als in den kleinen Lokalen im Ort selbst. Dafür ist der frische Fisch am Abend wirklich ein Gedicht. Und das Feierabendbierchen zum Sonnenuntergang sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Mirissa hat außerdem noch einen geheimen Strand – der gar nicht so geheim ist. Den Secret Beach erreicht man am besten mit dem Tuktuk. Die Fahrt ist holprig, aber man wird belohnt. Am Secret Beach liegen zwei Buchten nebeneinander – die eine eignet sich gut zum Schnorcheln, die andere zur Abkühlung ohne den sonst üblichen starken Wellengang. Aber Vorsicht! Hier gibt es Seeigel. Die Angestellten an der Strandbar geben gerne Auskunft, wo man gefahrlos ins Wasser kann.
Surfen in Weligama
Etwas westlich von Mirissa liegt Weligama, bekannt als SurferHotspot. Nicht für echte Könner, aber für die, die es werden wollen. Hier sind es nicht die Strandbars, sondern die Surfschulen, die sich am Strand aufreihen wie Perlen auf der Kette. Der Strand hat nicht ganz so viel Flair, aber wer mit Kindern reist, kann sich entspannt zurücklehnen: Der Wellengang ist regelmäßig und nicht ganz so wild wie in Mirissa. Östlich von Mirissa befindet sich das Städtchen Matara. Wer etwas Kultur mitnehmen möchte, kann dort den Inseltempel Paravi Duwa besuchen. Nicht weit von Matara liegt der Polhena Beach. Mit etwas Glück kann man hier mit Meeresschildkröten schwimmen. In jedem Fall ein Strand mit nur mäßig hohen Wellen. In oder bei Tangalle gibt es diverse Strände. Einsame Abschnitte mit malerischen Fischerbooten findet man östlich der Stadt. Eher zentral liegt der Goyambokka Beach. Auch hier Strandbars, ein ausnahmsweise breiter Strand. Schön, aber auch sehr sonnig. 20 Minuten mit dem Tuktuk von Tangalle aus Richtung Osten gelangt man an den Hiriketiya Beach. Der Strand liegt malerisch in einer kleinen Bucht. Die Wellen kommen mit ungeheurer Kraft ans Ufer. Deshalb sind auch viele Surfer vor Ort. Aber auch das Planschen macht Spaß. Nase zuhalten und rein in die mannshohen Wellen! Und die Pizza in der Strandbar: empfehlenswert. Was kann man, abgesehen vom Strand-Hopping, sonst so machen im Süden Sri Lankas? Auf jeden Fall eine Safari im YalaNationalpark. Zu sehen gibt es dort neben diversen großen und kleinen Vogelarten auch den getüpfelten Axishirsch, Elefanten, Warane, Affen, Krokodile und noch viel mehr. Als besonderes Highlight zählt die Leopardensichtung. Viele Tourenanbieter sehen es als ihre Pflicht, ihren Besuchern die getüpfelte Großkatze zu zeigen. Dabei gehen sie nicht immer ganz rücksichtsvoll zur Sache. Nahezu jedes Hotel oder Guesthouse in der Umgebung des Yala bietet seine eigenen Touren an, meist zu ähnlichen Preisen, aber eben auch qualitativ grundverschieden. Einen guten Überblick über die diversen Anbieter samt Bewertungen liefern gängige OnlineTravel-Portale.
Spaziergang im Kulturerbe
Kulturell kann das Städtchen Galle im äußersten Südwesten punkten. Die Altstadt im holländischen Fort besticht als UNESCO-Weltkulturerbe. Pittoreske Gässchen, nette und liebevoll geführte Läden mit allerlei Klimbim, Restaurants – sowohl einheimische wie auch europäische – und Eisdielen findet man hier auf engstem Raum. Man ist in Galle auf Touristen eingestellt, das merkt man. Das kann manchmal störend sein, zum Beispiel, wenn einen der dritte Schlangenbeschwörer an den Korb locken will oder die siebte Dame ihre selbst genähten Kinderkleider anbietet. Und doch: Der Spaziergang über die Mauern des Forts, am besten vielleicht sogar zum Sonnenuntergang, entschädigt für vieles. Wen es doch wieder an den Strand zieht, sollte den Jungle Beach bei Unawatuna, einem kleinen Dorf bei Galle, besuchen. Da ist der Name Programm. Von der Straße zum Strand runter muss man tatsächlich durch den Dschungel kraxeln. Leichtes Gepäck ist empfehlenswert. Der Strand selbst ist übersät mit Korallenteilchen vom Riff der Nachbarbucht. Was beim Laufen echt schmerzhaft ist, ist beim genaueren Hinsehen ein Genuss. Jedes Teil für sich: eine echte Schönheit. Muscheln und kleine Krebse gibt es natürlich auch zu bewundern. Strand, Kultur, Wildlife – der Süden Sri Lankas ist vielfältig und unbedingt sehenswert. Wie wunderschön alles war, merkt man spätestens beim ersten Schritt raus aus dem Münchner Flughafen: keine Freude über die kühle, klare Luft. Stattdessen: Sehnsucht. Nach Atem raubender Hitze, nach hoher Luftfeuchtigkeit, die die Haare so schön fluffig macht, nach Füßen im Sand und Meeresrauschen im Ohr. So sollte das immer bleiben.