Das ist blamabel
Mit markigen Worten versprachen die Staats- und Regierungschefs der EU Anfang des Jahres einen Kompromiss für ein neues gemeinsames Asylrecht. Doch daraus wird vorerst nichts. Die Appelle an die Solidarität, die Lasten der Migration auf alle Schultern zu verteilen, haben nichts gefruchtet. Stattdessen ist die Front der Gegner sogar noch gewachsen. Für das wohl wichtigste Element eines Kompromisses, einen festen Verteilschlüssel, gibt es keine Mehrheit, solange einige EU-Mitglieder nicht bereit sind, auch nur einen einzigen Migranten ins Land zu lassen. Der nächste Brüsseler Gipfel in gut zwei Wochen wird an diesem Punkt scheitern, wenn nicht noch jemand eine Lösung aus dem Hut zaubert.
Doch wo sollte die herkommen? Ohne die von Brüssel als „fair“bezeichnete Verteilung von Migranten entsprechend der Größe und Wirtschaftskraft der Länder funktionieren auch alle anderen Ideen nicht. Unterm Strich bleibt eine Gemeinschaft, die den Küsten- und Grenzschutz ausbaut und die Zusammenarbeit mit – demokratisch zumindest teilweise zweifelhaften – Führungen in Nordafrika vorantreibt. Damit haben sich die Widersacher durchgesetzt: Die EU schottet sich ab, überlässt die Integration nur einigen wenigen Familienmitgliedern. Das ist blamabel.