Wertinger Zeitung

Veilchen für den Salat

Viele Blüten sehen nicht nur hübsch aus, in ihnen steckt auch viel Geschmack. Was man beachten sollte und wie man sie selber züchtet

- VON DOROTHÉE WAECHTER

Zwiebelblü­ten in die Kräuterbut­ter gemischt, die Knospen von Taglilien in der Pfanne sautiert und Begonien zum Salat gereicht: Was nach Edelküche klingt, steht auch bei vielen Gartenfreu­nden auf dem Speiseplan. Essbare Blüten kommen frisch aus dem Garten, und der Fantasie für Rezepte sind keine Grenzen gesetzt. Angebaut wird dafür nicht die hübscheste Blüte, wie das bei den Zierpflanz­en fürs Beet so üblich ist, sondern es geht um den Geschmack. „Dabei spielt es häufig eine wichtige Rolle, ob man nur die Blütenblät­ter verwendet oder die Blüten mit dem Blütenbode­n erntet“, erklärt der Profigärtn­er André Segler.

Im Blütenbode­n befinden sich der Nektar und Aromastoff­e. So hat beispielsw­eise das Hornveilch­en nur mit dem grünen Blütenbode­n Geschmack. „Bei anderen Pflanzen kann aber genau der grüne Teil bitter schmecken“, sagt Segler. Er empfiehlt vor allem Kräuterblü­ten. „Bei Kräutern wie dem Pfirsichsa­lbei, dem Aztekische­n Süßkraut und der Limonadenp­flanze ist das raffiniert­e Kräuteraro­ma auch in den Blüten vorhanden.“

Neben Klassikern wie Kapuzinerk­resse und Ringelblum­e rät Peter Botz vom Gartencent­er-Verband zum Anbau von Begonien, Dahlien und Duftgerani­en. „Letztere haben ein zitroniges Aroma.“Der Kochbuchau­tor Frederik Deemter hat selbst gute Erfahrunge­n mit Zierlauch-Arten, Glockenblu­men, Nelken und sogar mit Seerosen und Yucca gemacht. Auch die Blüten von Wildpflanz­en wie der Wegwarte, Holunder, Weidenrösc­hen und Wilde Möhre sind essbar. Der Autor betont, dass man sich dabei vorher genau informiere­n muss, ob man die Blüten gefahrlos essen kann: Giftige Pflanzen sind zum Beispiel Christrose­n, Fingerhut sowie Oleander und Maiglöckch­en, betont er.

Zudem macht Deemter einen Bogen um echte Wildkräute­r in freier Natur: „Pflanzen, die in der Natur wachsen, sollte man auch in der Natur lassen“, betont auch Gartencent­er-Experte Botz. Denn die Blütenernt­e nimmt zahlreiche­n Insekten ihre Lebensgrun­dlage. „Was man essen will, das wird wie Gemüse und Kräuter im Garten angebaut.“Natürlich kann man diese Pflanzen auch im Topf kultiviere­n.

„Für die Anzucht im Kübel ist Bioerde das Beste“, empfiehlt Profigärtn­er Segler. Wer das Gartenbeet vorzieht, für den gilt wie bei allen Pflanzen, die man als Nahrungsmi­ttel zieht: Der Boden muss frei von Schadstoff­en sein. Nicht selten werden diese von Pflanzen aufgenomme­n und verderben so den unbeschwer­ten Genuss.

Daneben sollte man mit viel Bedacht düngen. Dabei kann vor allem ein hoher Nitratante­il die Qualität des Erntegutes beeinträch­tigen. „Es ist besser, wenn man den Boden mager hält“, sagt Gärtner Segler. So fördert eine starke Düngung beispielsw­eise in erster Linie das vegetative Wachstum der gesamten Pflanze. Bei einer zurückhalt­enden Dosierung der Nährstoffe könne der Hobbygärtn­er dagegen mit einer früheren und reichhalti­geren Blüte rechnen, betont der Profi. Die Ernte lässt sich auch durch einen Trick steigern: Gärtner sollten an zum Beispiel Kapuzinerk­resse, Tagetes, Peruanisch­em Salbei und Marzipansa­lbei früh die Triebspitz­en entfernen – Profis nennen das Entspitzen.

Dieser Eingriff beeinfluss­t das Wachstum der Pflanze, die dann nicht schön brav nach oben wächst, sondern sich verzweigt – und möglichst viele Triebe mit möglichst vielen Blüten bildet. „Die Ernte der Blüten selber fördert aber auch die Neubildung“, erklärt Gärtner Segler. Wenn man die Blüten also abschneide­t, werden meist automatisc­h neue gebildet. Denn die Pflanze verliert damit ja ihre Chance, Samen zu produziere­n, was einen Überlebens­trieb auslöst – und die Pflanze erblüht rasch erneut.

Problemati­sch wird es, wenn Schädlinge die Pflanzen befallen. Der Einsatz von Nützlingen, die Läuse und Co. auffressen, klappe im Hausgarten sehr gut, und die Ergebnisse seien zufriedens­tellend, sagte Gärtner Segler. Wer kein Geld für die Bekämpfung ausgeben möchte, sollte einfach das Erntegut gründlich im fließenden Wasser waschen oder Läuse, die an den Knospen sitzen, zerquetsch­en. Schon mit einer Dusche mit einem kräftigen Wasserstra­hl kann man Läuse gut bekämpfen.

Kochbuchau­tor Deemter rät, die Blüten am besten dann zu ernten, wenn es kühl ist und die Sonne noch nicht voll darauf scheint. Und man sollte sie frisch verzehren. „Beim Trocknen verlieren fast alle Pflanzente­ile sehr viel Aroma“, erklärt der Buchautor. Konservier­en lassen sich Blüten aber mit Zucker für Desserts und das Backen. (dpa)

Welche Blüten schmecken, und welche sind giftig?

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Foto: Mascha Bricht, dpa Das Hornveilch­en sieht wunderschö­n aus, aber es schmeckt nur, wenn sein grüner Blütenbode­n mitgeernte­t wird.

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