Was der Juncker-Deal der Börse bringt
Donald Trump spielt den Rächer der handelspolitisch Enterbten in Amerika schon zu lange, um eine Wende ohne Gesichtsverlust zu machen. Gott mag nachgeben, Donald Trump aber nie. Also braucht es etwas, das er als seinen Erfolg verkaufen kann. Und hier hat die EU in Person ihres Kommissionschefs Juncker beim Treffen mit dem US-Präsidenten viel schlitzohriges Geschick bewiesen: Die EU wird den Amerikanern Sojabohnen abnehmen. Der Unmut der Trump-treuen Farmer angesichts der sich verschließenden chinesischen Importtüren wird sich damit legen. Daneben wird Europa zukünftig auch mit US-Flüssiggas beheizt. Wenn Trump das nicht als seinen großartigen und fantastischen Erfolg preisen kann, was dann? Gönnen wir ihm diesen Triumph. Hauptsache, wir haben eine handelspolitische Feuerpause und die Exportmärkte in den USA bleiben für die EU offen. Ansonsten würde ein munteres Zoll-Wettrüsten zu Exporteinbrüchen führen. Die Kurse deutscher Exportaktien würden schmelzen wie Eis beim aktuellen Supersommer.
Für Handelsnaivität ist aber sicher kein Platz. Aus dem Saulus Trump wird nicht plötzlich ein Paulus. Bislang ist die Lebensdauer von Trumps Aussagen geringer als die einer Eintagsfliege. Der Autohandel soll ohnehin nicht Bestandteil eines Handelsabkommens sein. Und die Landwirtschaft gilt hüben wie drüben als so heilig.
Dennoch, solange verhandelt wird, wird nicht geschossen, auch nicht im Handelskrieg. Die stabilen, vor allem exportlastigen Aktienmärkte signalisieren Entspannung. Wie lautet doch das feste Glaubensbekenntnis der Börsen: Die Märkte haben immer recht. Die Handelskuh ist noch nicht vom Eis. Aber das Seil hat man ihr immerhin um den Hals gelegt.
Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmarkt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexperten.