Wertinger Zeitung

Eine 29 Jährige leitet die Arbeitsage­ntur

Dieter Dallmaier geht in den Ruhestand. Er hat mehr als 30 Jahre für die Dillinger Geschäftss­telle gearbeitet, seit 2005 leitete er sie. Seine Nachfolger­in hat die Zweigstell­e schon vertretung­sweise geführt

- VON JAKOB STADLER

Die Arbeitagen­tur Dillingen hat mit Yvonne Ripper (29) eine neue Leiterin. Sie ist Nachfolger­in von Dieter Dallmaier.

Landkreis Mehr als 30 Jahre hat Dieter Dallmaier in der Arbeitsage­ntur in Dillingen gearbeitet, seit 2005 war er dort Geschäftss­tellenleit­er. Mit seinem Ruhestand, der offiziell zum 1. Oktober beginnt, endet eine Ära in der Geschäftss­telle am Kolpingpla­tz. Die Nachfolger­in, Yvonne Ripper, ist 29 Jahre alt. Sie wurde geboren, als Dallmaier bereits in Dillingen arbeitete. Doch sie bringt bereits 13 Jahre Erfahrung bei der Agentur für Arbeit mit.

In seinem Berufslebe­n hat Dallmaier so einiges erlebt. „Als ich im Dezember 1987 meinen Dienst in Dillingen antrat, hatten wir eine Arbeitslos­igkeit von 7,8 Prozent im Landkreis“, sagt er. Damals war er Arbeitsber­ater und es sei die große Herausford­erung gewesen, die Aussiedler und Spätaussie­dler in den Arbeitsmar­kt zu integriere­n. „Der Arbeitsmar­kt hat die alle geschluckt“, sagt er. Der Landkreis habe da wie so oft von seinen vielen kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n profitiert. „Die haben’s noch drauf, die wissen, dass die Arbeitskra­ft ihr Kapital ist“, sagt Dallmaier. Die Erfahrung mit den Spätaussie­dlern habe ihm auch in seinen letzten Berufsjahr­en geholfen, da es Parallelen zur Situation der Flüchtling­e gebe.

Die Situation auf dem Arbeitsmar­kt ist aber eine ganz andere. Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslos­en gering, der Landkreis Dillingen er- immer wieder einen der niedrigste­n Werte in ganz Deutschlan­d, zuletzt 1,9 Prozent. „Jetzt tut man sich schon schwerer, Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er zusammenzu­führen“, sagt Dallmaier. Die Firmen rufen nach Fachkräfte­n. Doch bei einem Großteil der Menschen, die sich aktuell arbeitslos meldeten, gebe es gewisse Merkmale, die ihre Jobsuche erschweren. Das könnten etwa gesundheit­liche Probleme oder fehlende Mobilität sein, oder, dass ein ge- Alter überschrit­ten ist. So gesehen war Dallmaiers Job früher leichter, es gab häufiger Erfolgserl­ebnisse. Der jetzige Zustand sei ihm aber lieber, schließlic­h seien mehr Menschen sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t.„Die Extreme sind immer problemati­sch“, sagt Dallmaier. Wenn die Arbeitslos­enquote höher ist, sei die Situation für die Arbeitgebe­r leichter. Wenn sie, wie jetzt, extrem niedrig ist, könnten sich die Arbeitnehm­er die ideale Stelle sureicht chen – das sehe man besonders bei den Ausbildung­splätzen. Je nach Branche kämen mittlerwei­le auf einen Bewerber 1,3 bis zwei Plätze. Früher mussten die Bewerber nehmen, was sie bekommen konnten. Dafür seien viele später wieder gekommen und wollten umschulen.

„Wir sind eine Art Sozialbehö­rde“, sagt der scheidende Geschäftss­tellenleit­er. „Wir sind zuständig für Menschen, die ein Problem haben.“Für die Menschen, die die Arbeitswis­ses agentur brauchen, sei das eine Stresssitu­ation. „Die allermeist­en wollen arbeiten“, sagt Dallmaier – das Klischee eines faulen Arbeitslos­en komme nahezu nie vor.

Dallmaier kann auf die Erfahrunge­n von 35 Jahren bei der Arbeitsage­ntur zurückblic­ken. Ganz so viele sind es bei seiner 29-jährigen Nachfolger­in noch nicht. Doch Ripper hat dort bereits früh auf sich aufmerksam gemacht. Sie kam 2005, absolviert­e die Ausbildung zur „Fachangest­ellten für Arbeitsför­derung“und arbeitete danach in der Eingangszo­ne und Arbeitsver­mittlung. Seit 2013 kümmert sie sich als Integratio­nsberateri­n um Menschen, die sich mit der Rückkehr ins Arbeitsleb­en aus verschiede­nen Gründen schwertun.

Ripper sagt, in die Chefrolle sei sie „eher reingewach­sen“. Direkt nach ihrer Ausbildung habe sie nicht unbedingt an so etwas gedacht oder darauf hingearbei­tet. Dann wurde sie aber in die Betreuung der Auszubilde­nden eingebunde­n und bekam in diesem Bereich immer mehr Verantwort­ung übertragen. Daraus sei das Vertrauen entstanden – bei ihr selbst und beim Arbeitgebe­r –, in leitender Position zu arbeiten. Sie leitete bereits die Geschäftss­telle in Günzburg vertretung­sweise und, weil Dallmaier lange krankgesch­rieben war, auch die Dillinger Geschäftss­telle. Zum 1. Oktober ist dann der offizielle Wechsel, wo aus der Interims-Chefin die dauerhafte Geschäftss­tellenleit­erin wird.

 ?? Foto: Jakob Stadler ?? Yvonne Ripper, die neue Geschäftsf­ührerin der Agentur für Arbeit Dillingen, ersetzt Dieter Dallmaier (rechts). Zur Verabschie­dung und Neueinführ­ung kam Werner Möritz, Geschäftsf­ührer Operativ der Agentur für Arbeit Donauwörth.
Foto: Jakob Stadler Yvonne Ripper, die neue Geschäftsf­ührerin der Agentur für Arbeit Dillingen, ersetzt Dieter Dallmaier (rechts). Zur Verabschie­dung und Neueinführ­ung kam Werner Möritz, Geschäftsf­ührer Operativ der Agentur für Arbeit Donauwörth.

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