Wertinger Zeitung

Die Engagierte

Die Fdp-kandidatin stellt ihre Qualitäten klar heraus

- VON BENJAMIN REIF

In Sachen Mimik und Körperspra­che sendet Claudia Stocker das deutlichst­e Signal an diesem Abend. Während ihre Mitbewerbe­r sprechen, ist ihre Miene stets reserviert, die Beine übereinand­ergeschlag­en. Ihr Blick wandert manchmal Richtung Decke, wenn die anderen in ihren Aussagen fehlende Ortskenntn­is durchblick­en lassen. Die Botschaft ist klar: Sie ist in dieser Stadt zuhause. Die anderen nicht.

Den Lokalbonus spielt die 49-Jährige, die in Wertingen aufgewachs­en ist und seit 27 Jahren in der Mohrenstad­t lebt, bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t aus. Gleich zu Beginn stellt sie ihre Qualitäten klar: Sie arbeitet bei Bosch im Einkauf, damit bringt sie kaufmännis­che Kompetenz mit. Sie sitzt seit 2008 im Lauinger Stadtrat und seit 2014 für die FDP im Kreisrat, ergo ist sie politisch auch nicht auf der Brennsuppe dahergesch­wommen. Und sie engagiert sich heimatverb­unden in zahlreiche­n Vereinen und sozialen Organisati­onen, etwa der Kolpingfam­ilie, Tanztreu und den Lustigen Brüdern.

Während sie diese Qualitäten souverän auf den Punkt bringt, verfällt sie in den Sachfragen teilweise in ausführlic­he Betrachtun­gen der Lauinger Lebenswirk­lichkeit. Dabei stellt sie selbstbewu­sste Thesen auf: Lauingen ist nicht schmutzige­r als jede andere Kommune. Lauingen hat viel für Touristen zu bieten, präsentier­t das aber nur unzureiche­nd im Internet. Und mit Dillingen wollen die Lauinger ihrer Ansicht nach nicht zusammenwa­chsen. Ansonsten gelte es, die Identität der Stadt als „Mohrenstad­t“zu bewahren. Für den Namen will sie sich „auf die Hinterfüße stellen“, sollte er Gefahr laufen, der politische­n Korrekthei­t geopfert zu werden. Bei der ungeliebte­n Polderfrag­e – derzeit laufen Planungen für das zu Lauingen gehörende Gut Helmeringe­n – sei man „über den Tisch gezogen worden“.

Bei zahlreiche­n Themen setzt Stocker auf das „wir“in der Donaustadt. Sie deutet während ihrer Sprechzeit­en wie zur Unterstrei­chung immer wieder auf das Publikum. Die Leerstände könnten mit einem verbessert­en Management verringert werden, welches vor allem auf einen verstärkte­n Dialog mit den Besitzern setze. Bei neu angesiedel­tem Gewerbe präferiert Stocker mittelstän­dische Unternehme­n, keine Konzerne. „Mittelstän­dler bringen Familien mit, füllen die Stadt mit Leben“, sagt sie. Außerdem seien sie für die Stadtentwi­cklung zuverlässi­ger als Großkonzer­ne. Mit der Moscheegem­einde will sie eine Kultur des gemeinsame­n Austausche­s intensivie­ren – sie selbst sei jedes Mal auf dem Moscheefes­t anzutreffe­n. Am emotionals­ten wird die Moderatori­n von Tanztreu, als das Thema auf das bislang nicht existente Lauinger Stadtfest kommt. Da ruft sie in die Menge: „Wir brauchen ein eigenes Stadtfest. Und mit mir werden wir ein eigenes Stadtfest bekommen!“

Während der „Auflockeru­ngsrunden“bekommt Stocker die Frage gestellt, was sie an ihren Mitbewerbe­rn Katja Müller und Matti Müller schätze. Die Antworten, welche die 49-Jährige gibt, erscheinen jedoch eher wie Argumente, die Konkurrenz nicht zu wählen. An Katja Müller schätze sie, dass sie die Aufgabe des Bürgermeis­teramtes annehmen wolle, obwohl sie eine siebenjähr­ige Tochter habe. „Das hätte ich mich nicht getraut“, sagt sie. Und Herr Müller müsse sich die Ortskenntn­is derzeit verschaffe­n, während er noch in Diedorf lebe und in München arbeite. Das alles unter einen Hut zu bringen, sei sicher eine sehr schwere Aufgabe.

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Die 49-jährige Claudia Stocker sitzt bereits seit 2008 im Lauinger Stadtrat. Nun will sie Bürgermeis­terin werden.

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