Die Engagierte
Die Fdp-kandidatin stellt ihre Qualitäten klar heraus
In Sachen Mimik und Körpersprache sendet Claudia Stocker das deutlichste Signal an diesem Abend. Während ihre Mitbewerber sprechen, ist ihre Miene stets reserviert, die Beine übereinandergeschlagen. Ihr Blick wandert manchmal Richtung Decke, wenn die anderen in ihren Aussagen fehlende Ortskenntnis durchblicken lassen. Die Botschaft ist klar: Sie ist in dieser Stadt zuhause. Die anderen nicht.
Den Lokalbonus spielt die 49-Jährige, die in Wertingen aufgewachsen ist und seit 27 Jahren in der Mohrenstadt lebt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus. Gleich zu Beginn stellt sie ihre Qualitäten klar: Sie arbeitet bei Bosch im Einkauf, damit bringt sie kaufmännische Kompetenz mit. Sie sitzt seit 2008 im Lauinger Stadtrat und seit 2014 für die FDP im Kreisrat, ergo ist sie politisch auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Und sie engagiert sich heimatverbunden in zahlreichen Vereinen und sozialen Organisationen, etwa der Kolpingfamilie, Tanztreu und den Lustigen Brüdern.
Während sie diese Qualitäten souverän auf den Punkt bringt, verfällt sie in den Sachfragen teilweise in ausführliche Betrachtungen der Lauinger Lebenswirklichkeit. Dabei stellt sie selbstbewusste Thesen auf: Lauingen ist nicht schmutziger als jede andere Kommune. Lauingen hat viel für Touristen zu bieten, präsentiert das aber nur unzureichend im Internet. Und mit Dillingen wollen die Lauinger ihrer Ansicht nach nicht zusammenwachsen. Ansonsten gelte es, die Identität der Stadt als „Mohrenstadt“zu bewahren. Für den Namen will sie sich „auf die Hinterfüße stellen“, sollte er Gefahr laufen, der politischen Korrektheit geopfert zu werden. Bei der ungeliebten Polderfrage – derzeit laufen Planungen für das zu Lauingen gehörende Gut Helmeringen – sei man „über den Tisch gezogen worden“.
Bei zahlreichen Themen setzt Stocker auf das „wir“in der Donaustadt. Sie deutet während ihrer Sprechzeiten wie zur Unterstreichung immer wieder auf das Publikum. Die Leerstände könnten mit einem verbesserten Management verringert werden, welches vor allem auf einen verstärkten Dialog mit den Besitzern setze. Bei neu angesiedeltem Gewerbe präferiert Stocker mittelständische Unternehmen, keine Konzerne. „Mittelständler bringen Familien mit, füllen die Stadt mit Leben“, sagt sie. Außerdem seien sie für die Stadtentwicklung zuverlässiger als Großkonzerne. Mit der Moscheegemeinde will sie eine Kultur des gemeinsamen Austausches intensivieren – sie selbst sei jedes Mal auf dem Moscheefest anzutreffen. Am emotionalsten wird die Moderatorin von Tanztreu, als das Thema auf das bislang nicht existente Lauinger Stadtfest kommt. Da ruft sie in die Menge: „Wir brauchen ein eigenes Stadtfest. Und mit mir werden wir ein eigenes Stadtfest bekommen!“
Während der „Auflockerungsrunden“bekommt Stocker die Frage gestellt, was sie an ihren Mitbewerbern Katja Müller und Matti Müller schätze. Die Antworten, welche die 49-Jährige gibt, erscheinen jedoch eher wie Argumente, die Konkurrenz nicht zu wählen. An Katja Müller schätze sie, dass sie die Aufgabe des Bürgermeisteramtes annehmen wolle, obwohl sie eine siebenjährige Tochter habe. „Das hätte ich mich nicht getraut“, sagt sie. Und Herr Müller müsse sich die Ortskenntnis derzeit verschaffen, während er noch in Diedorf lebe und in München arbeite. Das alles unter einen Hut zu bringen, sei sicher eine sehr schwere Aufgabe.