Die Ehrgeizige
Die Csu-kandidatin möchte mit Erfahrungen aus der Verwaltung punkten
Mit 38 Jahren ist Katja Müller die Jüngste im Kandidaten-trio. Ihr Credo: „Frischer Wind für Lauingen.“Wer es erkennen möchte, sieht schon in der Kleiderwahl für die Podiumsdiskussion eine solche Botschaft versteckt. Sind Schuhe und Hose noch klassisch schwarz, zieren die weiße Bluse rote Wildkatzen. Ihr Jackett bleibt die ganze Veranstaltung über ihre Stuhllehne gehängt. In der Eröffnungsrede ist die Csu-politikerin entwaffnend ehrlich. „Ich bin rhetorisch nicht so eloquent wie manch anderer hier“, sagt sie. Ein Eingeständnis, das sich im weiteren Verlauf bewahrheiten sollte. Müller ist keine, die den Saal einnimmt, wenn sie spricht. Keine, die bedeutungsvolle Pausen einbaut und keine, die knackige Zitate in den Raum wirft.
Müller punktet anders – auf eine nüchterne, sachliche Art. Die Arbeit in der Verwaltung bezeichnet die Hauptamtsleiterin der Stadt Ichenhausen als ihr „Steckenpferd“. Sie kennt die Abläufe, weiß, wie schwierig es mitunter ist, Projekte voranzubringen. Deshalb ist sie, was ihre Vorhaben in Lauingen angeht, zurückhaltend mit konkreten Aussagen. Beispiel Leerstand in der Innenstadt. Das sei ein großes Thema, bei dem man viele Dinge berücksichtigen müsse, sagt sie. „Es ist wichtig, dass wir zusammen mit allen Beteiligten ein Konzept finden.“Auch bei der Herzog-georg-straße sei es ihr ein Anliegen, die Bürger mitzunehmen. „Wir müssen genau hinhören, die Wünsche und Anliegen sammeln und daraus ein Konzept entwickeln“, sagt sie. Die Frage, ob Traktoren durch die Innenstadt fahren sollen, will sie „nicht verneinen und nicht bejahen“.
Müller erzählt, dass sie großer Anhänger des FC Augsburg ist. Dass sie keinen Alkohol trinkt und in ihrer Jugend gerne ins Empire gegangen ist. Bei der Frage, ob sich in Lauingen eine neue Disco niederlassen soll, antwortet sie sachlich: „Wenn die Lärmbeeinträchtigung und die Parkplatzsituation geregelt sind, habe ich nichts dagegen.“Die Idee eines Stadtfestes finde sie „gut“. Das schweiße die Menschen zusammen. Man müsse jedoch auf das Engagement der Freiwilligen bauen. Beim Thema Bahnhofssanierung wolle sie darauf hinwirken, dass die Bahn das Projekt als Nächstes angeht. Bei der Frage, ob die Stadt das Objekt erwerben solle, sei sie „gespalten“.
Müller braucht etwas, bis sie auf der Bühne warm wird. Sie macht sich immer wieder Notizen auf Karteikarten. Angriffe auf die Gegenkandidaten unterlässt sie. Auf Sticheleien der Konkurrenz wirft sie kritische Blicke zur Seite. Als Fdpkonkurrentin Stocker die eigenen Beziehungen zu Csu-politiker Georg Winter vor ihr selbst ins Feld führt, sagt sie im schärferen Ton: „Das ist der Landtagsabgeordnete meiner Partei.“Den größten Applaus erhält Müller für die Ankündigung, den Begriff „Mohrenstadt“fortzuführen. Die Mutter einer siebenjährigen Tochter verspricht außerdem, die Kindergarten- und Betreuungsangebote auszubauen und einen „kritischen Blick“auf die Kindergartengebühren zu werfen.
Im Schlusswort betont sie ihr Anliegen, Lauingen lebendiger zu gestalten. Und gibt sich das einzige Mal richtig angriffslustig. „Ich würde mich freuen, wenn am 15. Oktober eine Entscheidung gefallen ist und sich alle auf ihre beruflichen Aufgaben konzentrieren können“, sagt sie. Ihre beiden Konkurrenten als Einkäuferin und Rechtsanwalt. Sie selbst als Leiterin einer Verwaltung – in Lauingen.