Frodo steht auf Hüttenkäse
Noch haben ihn nicht viele Besucher zu Gesicht bekommen. Doch Gürteltier Frodo hat sich gut eingelebt in seinem neuen Zuhause. Wenn er durch sein Gehege saust, zeigt er sich von seiner besten Seite
Augsburg Auf den ersten Blick wirkt das Gehege wie ausgestorben. Doch plötzlich regt sich etwas in der vorderen Ecke. Eine kleine rosa Schnauze streckt sich hinter einem morschen Ast in die Luft. Ein hellbrauner Panzer wölbt sich und schon lugt Frodo hinter dem Ast hervor. Zwei Kinder, die auf Zehenspitzen gespannt durch die Glasscheibe blicken, rufen: „Schau Mama, da ist das Gürteltier!“
Seit einem Monat lebt Frodo im Augsburger Zoo. Anfangs traute er sich noch nicht richtig heraus. Doch mittlerweile lässt er sich auch tagsüber blicken. Vor allem wenn er Futter wittert. Auf dem Speiseplan des Gürteltieres stehen getrocknete Insekten, Obst und Gemüse oder Vogelpellets. Die aber nur eingeweicht, damit sich seine Zähne nicht abnützen.
Gürteltiere sind überwiegend Fleischfresser. So bekommt Frodo auch mal Innereien. „Wir geben ihm eine Auswahl an Futter, damit er sich gut einlebt“, sagt Zookurator Thomas Lipp. Ein Leibgericht hat der Neuankömmling schon: Er steht auf Hüttenkäse. Doch nicht jedes Essen wird ihm einfach so serviert. „Morgens verteilen wir Mehlwürmer im Gehege, die er suchen muss“, sagt Lipp.
Die abwechslungsreiche Ernährung zeigt Wirkung. Regelmäßig wird Frodo mit Würmern auf eine Waage gelockt: 1,4 Kilogramm. Genau richtig für das 14 Monate alte Gürteltier, das im Karlsruher Zoo geboren wurde. In seinem neuen Zuhause im Augsburger Zoo ist Frodo der Erste seiner Art. Das Besondere an ihm: Er ist ein südliches Kugelgürteltier. Im Gegensatz zu anderen Arten ist er auch tagsüber aktiv. Das macht ihn für Zoobesucher besonders interessant.
Von Zeit zu Zeit saust er über die Rindestücke im Gehege, gräbt mit seinen langen Krallen im sandigen Boden oder klettert über einen morschen Ast. Bei angenehmen 25 Grad im Käfig fühlt er sich wohl. Denn Gürteltiere bevorzugen eine trockene Umgebung. „Wir verändern permanent die Einrichtung, damit er Abwechslung hat“, sagt Zookurator Lipp. Allerdings dürfen die Äste und Steine nicht zu hoch sein, sonst könnte Frodo beim Klettern herunterfallen und sich verletzen.
In freier Wildbahn sind Kugelgürteltiere vor allem durch ihren dicken Panzer geschützt. Dank ihrer harten Schale haben sie kaum Fressfeinde. Nur der Jaguar kann ihnen gefährlich werden. Erst flüchten sie. Doch bei akuter Gefahr rollen sich die Tiere dank der drei beweglichen Glieder im Panzer zu einer Kugel zusammen. Kopf und Schwanz passen dann wie nach dem SchlüsselSchloss-Prinzip genau ineinander. „Selbst für Raubtiere sind Kugel- gürteltiere dann schwere Beute“, weiß Lipp.
Vor solchen Gefahren muss sich Frodo im Augsburger Zoo nicht fürchten. Er lebt in einem eigenen Gehege zwischen grünen Sittichen und Kapuzineraffen, dort, wo zuvor die Degus untergebracht waren. Gürteltiere sind Einzelgänger. Mit seinen direkten Nachbarn ist Frodo noch nicht richtig warm geworden. „Die Sittiche haben sich noch nicht hereingetraut“, sagt Lipp. Das dürfte aber auch am schönen Wetter liegen. Sobald es den Vögeln im Außengehege zu kalt wird, können sie in Frodos Gehege fliegen und sich dort wärmen.
Im Gegensatz zu den laut krächzenden Sittichen ist Frodo eher ein stiller Zeitgenosse. Wie ein Meerschweinchen gibt er ab und an quiekende Laute von sich. Ansonsten streift das 25 Zentimeter lange Gürteltier still durch das Gehege oder schläft. Bald soll er eine Wärmelampe und einen ausgehöhlten Baumstamm bekommen, um es sich darin gemütlich zu machen. Dann können ihn Besucher auch beim Schlafen beobachten.
Den Tierpflegern ist Frodo mit seinen abstehenden Ohren und der spitzen Schnauze bereits ans Herz gewachsen. „Sie sind alle begeistert von ihm“, sagt Zookurator Lipp mit einem Lachen. Frodo habe sich gut eingelebt, fresse zuverlässig und finde alles, was er braucht. Wenn jemand das Gehege betritt, zupft das Gürteltier auch gerne mal mit seinen Krallen an den Schuhbändern des Eindringlings. Seine Badeschale hat Frodo noch nicht benutzt, aber vielleicht ist die Zeit für Abkühlungen jetzt auch vorbei.