Der Qashqai macht auf sauber
Neuvorstellung Nissan hebt die Benziner in dem Kompakt-SUV auf Euro-6d-temp-Niveau – und noch etwas gibt es dazu
Egal ob Benziner oder Diesel, Erdoder Flüssiggas, Wasserstoff- oder Elektroantrieb: Der Motor ist und bleibt das Herzstück eines jeden Autos, ohne ihn kommt der Wagen nicht vom Fleck – weder mit Fahrer noch autonom. Wie viel PS nun aber unter der Haube schlummern oder wie schnell die Hunderter-Marke fällt, solche Kriterien rücken zusehends in den Hintergrund.
An Bedeutung gewinnen Fragen nach den Abgaswerten, nach Komfort und nach Konnektivität. Nissan nutzt die aktuellen Aufräumarbeiten beim Qashqai deshalb auch für die Einführung einer neuen Infotainment-Generation. Mit der wollen die Japaner zur Konkurrenz auf dem hart umkämpften Kompakt-SUVMarkt aufschließen. Allerdings wirkt der nur sieben Zoll große Touchscreen mit seinen flankierenden Plastiktasten fast schon etwas verloren in der Mittelkonsole.
Endlich aber hält mit der jüngsten Ausbaustufe des Nissan-ConnectSystems auch eine zeitgemäße Smartphone-Anbindung Einzug im Qashqai: Apple CarPlay und Android Auto funktionieren tadellos und machen die zusätzlich angebotene, fest eingebaute TomTomNavigationslösung eigentlich überflüssig. Wer sich trotzdem für das Gesamtpaket entscheidet, darf sich auf 3D-Darstellung, vereinfachte Zieleingabe, Echtzeit-Verkehrsdaten (für fünf Jahre kostenlos), Online-Kartenupdates und die neuartige Door-to-Door-Navigation freuen: Über eine eigene Handy-App lässt sich schon zu Hause das Ziel eingeben und direkt ins Auto senden. Umgekehrt kann man auch beim Parken den Standort ans Smartphone melden, damit man sicher wieder zum Auto zurückfindet.
Jetzt aber zum Motor: Nötig wurde der Umbau der Antriebspalette, weil die beiden bisherigen Benziner (ein 1.2er mit 115 PS und der 163 PS starke 1,6 Liter) nicht die neueste Abgasnorm erfüllen und nicht mehr zugelassen werden dürfen; im Frühjahr 2019 wird aus dem gleichen Grund der 1,6er-Diesel ersetzt. An die Stelle der alten Ottos tritt der Partikel-gefilterte und Euro-6d-Temp-saubere 1,3-Liter- Turbobenziner, der eine Gemeinschaftsentwicklung der RenaultNissan-Allianz und Daimler ist und nicht nur bei den Franzosen seinen Dienst tut, sondern auch in der Mercedes A-Klasse. Die Basis-Version des Vierzylinders leistet im Qashqai zukünftig 140, das Starkmodell 160 PS.
Der Einstiegspreis liegt mit 21350 Euro knapp 900 Euro über dem bisherigen Tarif, für die potentere Version werden gut 2000 Euro extra fällig. Diese Investition tut allerdings nicht wirklich not, zwar verkürzt das Plus an Leistung und Drehmoment (260 statt 240 Newtonmeter) den Standardsprint um gut anderthalb Zähler auf 8,9 Sekunden und die Vmax legt ein paar km/h zu; statt 193 Sachen schafft der Qashqai dann Tempo 200. Das allerdings spielt im Alltag kaum eine Rolle und deutlich flotter fühlt sich die 160-PS-Version nicht an; auch das Turboloch verschwindet nicht. Im Gegenteil: Während der schwächere Motor seine volle Kraft schon bei 1600 Touren in die Waagschale wirft, verlangt der stärkere nach 2000 Umdrehungen. Darunter passiert bei beiden nicht viel.
Gleichauf sind beide Leistungsstufen in Sachen Geräuschdämmung (unaufdringlich und kaum hörbar) und beim Verbrauch: Nissan gibt hier wie da einen Durchschnittsdurst von 5,3 Litern an, nach unseren Testrunden bescheinigte der Bordcomputer jeweils einen 7-Komma-Wert. Für den 160-PSMotor allerdings sprechen die 200 Kilogramm mehr Anhängelast (1,5 Tonnen) sowie das ebenfalls neue Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Der Preisaufschlag für den Doppelkuppler liegt bei klassenüblichen 1700 Euro. Dafür erkauft man sich aber nicht nur mehr Komfort, sondern verzichtet auch auf ein wenig Elan; eine ganze Sekunde länger als mit dem manuellen Getriebe dauert es, bis der selbst schaltende Qashqai auf Landstraßentempo kommt. Dafür passt die wenig sportliche Auslegung des Getriebes hervorragend zum erfreulich unaufgeregten Gesamteindruck des Nissans, der sich auch in der ausgewogenen Fahrwerks- und Lenkabstimmung widerspiegelt.