München-Pendler sind sauer
Verkehr Bahnfahrer haben es im Moment nicht leicht, denn es gibt gleich zwei Gründe, warum es auf der Schiene zwischen Augsburg und München nicht nach Plan läuft
Augsburg Rappelvolle Züge, Verspätungen und Ausfälle – wer aktuell von Augsburg nach München unterwegs ist, braucht besonders zu den Stoßzeiten morgens und abends starke Nerven. Schuld daran sind zwei Faktoren: Auf Grund von Bauarbeiten in Ulm ist die Fernverkehrsstrecke dort gesperrt. Züge aus Richtung Ulm werden umgeleitet oder entfallen komplett. Reisende müssen auf die Regionalzüge ausweichen.
Problem hier: Laut Pressestelle der Deutschen Bahn befinden sich aktuell drei bis vier Waggons des Fuggerexpress teilweise unfallbedingt in der Werkstatt. Sie fehlen also, um das erhöhte Fahrgastaufkommen im Regionalverkehr Richtung München abzufangen.
Besonders in der Zeit zwischen acht Uhr und zehn Uhr kommt es zu Engpässen. Fahrgäste berichten, dass Anfang der Woche in diesem Zeitfenster kein schneller Zug nach München gefahren sei. Und die Schnellzüge, die fahren, haben wegen der Umleitung teilweise erhebliche Verspätungen.
Viele Pendler sind sauer. Sie fühlen sich nicht ausreichend informiert. „Es ist schwierig, an verlässliche Informationen zu kommen“, sagt eine junge Frau, die die Strecke Augsburg–München täglich fährt. „Man passt seinen Tagesablauf dem Fahrplan an und dann fahren die Züge gar nicht oder mit sehr viel Verspätung.“
Ein anderer Pendler sagt: „Ich will wirklich nicht immer nur auf der Bahn rumhacken, aber gerade ist es echt chaotisch. Alles ist voll, ich fahre eigentlich nur noch im Stehen. Es gibt keine Durchsagen, kei- Infozettel.“Zustände, die auch Jörg Lange vom Fahrgastverband Pro Bahn in den vergangenen Tagen mehrfach beobachtet hat. In Mering beispielsweise seien viele Regionalzüge vollkommen überfüllt eingefahren. „Sagen wir mal so: Mit Anlauf kam man noch rein.“
Die Baustelle wird noch die kommende Woche für Verzögerungen und Zugausfälle sorgen. Im Ausfahrtbereich des Ulmer Hauptbahnhofs werden die Gleise der Schnellfahrstrecke von Stuttgart angeschlossen. Die Maßnahme ist Teil des Großprojekts Stuttgart 21 und der Ausbaustrecke Ulm–Stuttgart. Nach Fertigstellung der aktuellen Bauarbeiten soll sich die Fahrzeit im Fernverkehr Richtung Norden um etwa eine halbe Stunde verkürzen.
„Uns ist bewusst, dass kein Ersatzfahrplan so komfortabel ist wie der reguläre Betrieb“, sagt MichaelErnst Schmidt von der Pressestelle der Deutschen Bahn in München. Er rät den Fahrgästen, sich vor Fahrtantritt im Internet auf bahn.de oder mit der Bahn-App über den aktuellen Fahrplan zu informieren. „Hier laufen die Infos in Echtzeit ein“, sagt Schmidt. Der Termin für die Bauarbeiten wurde extra in die Zeit der Herbstferien gelegt, wo wene niger Fahrgäste unterwegs sind. Dass diese Ausbaumaßnahmen nötig sind, ist auch für Jörg Lange keine Frage. Allerdings rät er Fahrgästen und Pendlern davon ab, am kommenden Montag die Bahn zu benutzen. „Wir rechnen mit erheblichen Einschränkungen, da die Ferien zu Ende sind und wir auch mit Winterumsteigern rechnen, die bei kälteren Temperaturen eher die Bahn benutzen. Außerdem ist unklar, wie viele Wagen des Fuggerexpress verfügbar sein werden.“
Die Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) organisiert im Auftrag des Freistaats unter anderem den Regionalverkehr in Bayern. Hier ist das Problem bekannt. Man sei mit der DB Regio in Gesprächen, heißt es aus der Pressestelle. Schon seit Wochen kommt es beim Fuggerexpress zu Zugkürzungen, weil zu wenige Fahrzeuge einsatzbereit sind. Als Ursachen nennt die BEG Unfallschäden an den Zügen, Inspektionen und technische Defekte.
Ab Montag soll sich die Situation entspannen. Dann seien laut DB Regio wieder mehr Fahrzeuge einsatzbereit. Es ist also Besserung in Sicht. Auch weil die Fernzüge aus Ulm ab Freitag, 9. November, wieder planmäßig fahren sollen.