Statussymbol Löwenbaby
Tierschutz Immer mehr Menschen in Frankreich halten junge Raubkatzen. Um sich mit ihnen zu fotografieren, damit anzugeben, um sie teuer zu verkaufen. Mit fatalen Folgen
Paris Es reichte den drei Männern nicht, in einem geliehenen Lamborghini über die Champs-Élysées – die Pracht-Avenue der französischen Hauptstadt – zu kutschieren. Nein, mit an Bord hatten sie auch noch ein Löwenbaby. Dem sie den Namen „Putin“gegeben hatten. Das meldeten besorgte Anwohner der Polizei. Diese hielt deshalb die besagte Luxuskarosse auf, beschlagnahmte das Tier und brachte den Fahrer in Untersuchungshaft. Laut Medienberichten soll der 33-Jährige während des Fahrens Selfies mit dem Löwen auf dem Beifahrersitz gemacht haben.
Es häufen sich die Vorfälle in Frankreich, dass Menschen Raubkatzen halten – ohne Genehmigung und entsprechende Kenntnisse über den richtigen Umgang. Sie halten die Tiere als Statussymbol, beklagt Tierschutz-Stiftung „30 Millionen Freunde“. Sie hat sich des Löwenbabys angenommen und Klage gegen den Fahrer eingereicht.
Bei „Putin“, der keine zwei Monate alt ist, stellte der Tierarzt nun körperliche Schwäche sowie gesundheitliche Probleme mit einer Hinterpfote und mit dem Schwanz des kleinen Löwen fest. Er soll nun in ein spezialisiertes Tierzentrum in der Loire-Region zu zwei anderen Löwenbabys gebracht werden, die im Oktober ebenfalls bei Privatpersonen entdeckt worden waren.
Eines davon befand sich in einer Wohnung bei Paris, ein anderes in einer Autogarage in Marseille. Es handelt sich um ein Weibchen, das „30 Millionen Freunde“zufolge erst wenige Wochen alt ist, der Mutter frühzeitig entrissen und in „völlig ungeeigneten Bedingungen“gehalten wurde. Es weise Zeichen für Entzündungen und Haarausfall am ganzen Körper auf. „Es ist mager, aber der Bauch ist aufgebläht“, sagte Arnaud Lhomme von der Tierschutz-Vereinigung. Ob das Tier überlebe, sei unsicher.
Gerade hat ein Gericht in Créteil bei Paris einen Mann zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe und einer Geldbuße von 2000 Euro verurteilt, der ebenfalls ohne Genehmigung ein eineinhalb Monate altes Löwenbaby in einem Kinderbett bei sich hielt. Die Polizei war auf ihn aufmerksam geworden, weil er in den sozialen Netzwerken Fotos von dem Tier veröffentlicht hatte, wie es unter anderem an seinem Kopf knabberte. Außerdem bot er es für einen Preis von 10000 Euro zum Kauf an.
Im Oktober wurde wiederum ein Tigerbaby in einem Wohnhaus in Le Havre entdeckt, im September bei Paris ein junger Luchs, der als geschützte Tierart gilt. „30 Milliodie nen Freunde“gibt an, in knapp einem Jahr 36 wilde Tiere gerettet zu haben. „Uns werden immer mehr Leute gemeldet, die sich mit jungen Raubkatzen in Szene setzen“, sagt Lhomme. Von den Löwenbabys werde vermutet, dass sie aus Zirkussen stammten. Zoos hingegen, heißt es, unterliegen viel zu starken Kontrollen, als dass ein Junges einfach unter der Hand verkauft werden könnte.
Auf dem Parkplatz eines Wildtierparks bei Paris wurden vor drei Jahren zwei junge Löwen, die noch nicht ausgewachsen waren, ausgesetzt, erzählt dessen Direktor Patrick Jardin. Das verwundere ihn nicht: „Zwischen 18 und 24 Monaten wird ein Löwe die Hölle.“Mit zunehmendem Alter beiße und kratze er – statt zu schmusen wie ein Haustier. Trotzdem vermutet er, dass es mehr solche Raubtiere bei Privatleuten gebe als in Tierparks.