Bei der Weiterbildung ist der Landkreis hinten
Bertelsmann-Studie Der Deutsche Weiterbildungsatlas 2018 liefert auch Erkenntnisse für die Region, und da schaut es für den Landkreis Dillingen nicht gut aus. Wie sich dies in absehbarer Zeit ändern könnte
Im Deutschen Weiterbildungsatlas 2018 schneidet der Landkreis Dillingen nicht gut ab. Wie sich das ändern könnte.
Landkreis Es gibt vermutlich keine Schulabschlussfeier, in der nicht vom lebenslangen Lernen die Rede ist: Denn Quali, Abi und Co. sind zwar wichtige Meilensteine auf dem eigenen Bildungsweg, aber eben noch lange nicht das Ziel. Wer im Beruf weiterkommen will, muss sich weiterbilden. Wie intensiv die Deutschen das tun, hat jüngst das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung ausgewertet – im Deutschen Weiterbildungsatlas 2018. Betrachtet man darin die einzelnen Regionen, so kommt man auf stark unterschiedliche Ergebnisse. Und der Landkreis Dillingen schneidet bei diesem Ranking im Vergleich mit den umliegenden Regionen richtig schlecht ab.
Die Daten sind nicht ganz frisch. Sie wurden im Rahmen des Mikrozensus 2014 und 2015 erhoben, aber jetzt ausgewertet. In Bayern nahmen demzufolge überdurchschnittlich viele Menschen an Weiterbildungen teil. Jeder achte Bürger über 25 Jahren (12,7 Prozent) bildete sich mindestens einmal jährlich allgemein oder beruflich weiter. Bayern liegt laut Studie über dem Bundesdurchschnitt (12,2 Prozent). Nur die Sachsen, Hessen, RheinlandPfälzer und Baden-Württemberger bilden sich stärker fort. Doch auch in Bayern sind die Unterschiede gravierend. Landsberg am Lech beispielsweise ist bei der BertelsmannStudie bundesweit an der Spitze. 22,7 Prozent gaben im Kreis Landsberg an, in den Jahren 2014/2015 an Umschulungen, Lehrgängen, Fortbildungen für einen beruflichen Aufstieg oder neue Aufgaben teilgenommen zu haben. Mit eingerechnet sind auch Kurse an der Volkshochschule zur Erweiterung der Kenntnisse in den Bereichen Sport, Musik, Kunst oder Gesundheit.
Was überrascht: Der Landkreis Dillingen liegt im Vergleich mit dem näheren Umfeld abgeschlagen am Ende. Nur 4,8 Prozent (Mittelwert 2014/2015) der Menschen im Dillinger Land gaben an, eine Weiterbil- absolviert zu haben. Im Donau-Ries-Kreis waren es dagegen 19,6 Prozent, im Landkreis Günzburg, der ebenfalls nicht gut abschnitt, immerhin noch 9,3 Prozent. Dennoch sieht Projektmanagerin Lena Wittenbrink im Vergleich zur vorigen Erhebung „einen positiven Trend“. Die Weiterbildungsbeteiligung lag im Landkreis Dillingen 2012/2013 bei 3,7 Prozent.
Die untersuchten Regionen haben unterschiedlichste Voraussetzungen: Es gibt einkommensschwache Gegenden und wirtschaftsstarke Regionen. Das wirkt sich auch auf die Teilnahme an Weiterbildungen aus. Die entscheidende Frage, die der Weiterbildungsatlas stellt, ist jedoch, wie gut Kommunen ihre Voraussetzungen nutzen. Gelingt es ihnen, auch bei ungünstigen Bedindung gungen viele Menschen für Weiterbildung zu aktivieren? Eine Antwort auf diese Fragen gibt die „Potenzialausschöpfung“. Auch hier attestiert die Bertelsmann-Studie dem Landkreis Dillingen kein gutes Ergebnis. Der Erwartungswert entspricht 100 Prozent. Die tatsächliche Beteiligung an Weiterbildungen im Landkreis Dillingen lag in den Jahren 2014/15 aber nur bei 46,4 Prozent. Lena Wittenbrink analysiert: „Diese Potenzialausschöpfung zeigt, dass der Landkreis Dillingen deutlich hinter den eigenen Möglichkeiten zurückbleibt.“Die Projektmanagerin gewinnt den Zahlen auch etwas Positives ab, denn die Potenzialausschöpfung habe sich verbessert. In den Jahren 2012/2013 hatte sie noch bei 39,3 Prozent gelegen. Der Weiterbildungsatlas widmet sich auch dem konkreten Angebot im Kreis Dillingen. Und zumindest beim Vhs-Angebot lag die Region im Spitzenfeld. Pro 1000 Einwohner wurden in den Jahren 2014/15 im Landkreis 12,1 Kurse von den Volkshochschulen angeboten. Das gemeinschaftliche Angebot (Katholische Erwachsenenbildung, Gewerkschaften) sei leicht unterdurchschnittlich, und beim privatwirtschaftlichen Weiterbildungsangebot bleibe der Landkreis deutlich hinter den Landes- und Bundeswerten zurück, so Wittenbrink. Das betriebliche Weiterbildungsangebot sei mit 45,8 Angeboten für 1000 Einwohner etwas unterdurchschnittlich.
Landrat Leo Schrell sagt zu dem Ergebnis, dass Weiterbildungen leider oftmals nur an zentralen Weiterbildungsstätten ermöglicht werden. Hier unterstütze der Landkreis das Technologie Centrum Westbayern (TCW) in Nördlingen als regionale Weiterbildungsstätte in Nordschwaben. Im Landkreis Dillingen gebe es bislang „nur ein geringes Angebot zur beruflichen Weiterbildung in speziellen Branchen, was sich auch auf das Ergebnis des Deutschen Weiterbildungsatlas in den betrieblichen Angeboten auswirkt“. Deshalb begrüßt Schrell insbesondere die Entscheidung der IHK Schwaben, mit dem Haus der Wirtschaft ein regionales Bildungszentrum im Landkreis Dillingen zu errichten. Und er freue sich, dass die Volkshochschulen in der Region mit ihrem Angebot überdurchschnittlich gut abgeschnitten hätten. IHKVizepräsident Walter Berchtenbreiter betont, dass sich die Situation mit dem Haus der Wirtschaft „deutlich verbessern“werde. Die berufliche Fortbildung sei ja der Sinn dieser Einrichtung.