Wertinger Zeitung

Flutpolder-Debatte bekommt neue Schärfe

Hochwasser­schutz Abgeordnet­er Johann Häusler, der nun stellvertr­etender FW-Fraktionsc­hef im Landtag ist, kontert auf SPD-Attacke. Georg Winter (CSU) fordert von Minister Glauber eine faire Verteilung der Lasten. Und Landrat Schrell will eine Begründung fü

- VON BERTHOLD VEH (mit pm)

Landkreis In die Debatte um die umstritten­en Flutpolder Neugeschüt­twörth und Helmeringe­n ist im Landkreis Dillingen eine neue Schärfe gekommen. Auslöser der hitzigen Diskussion ist der Koalitions­vertrag der schwarz-orangen Regierung in Bayern, in dem die drei Flutpolder bei Bertoldshe­im sowie Eltheim und Wörthhof bei Regensburg gestrichen wurden. Das hat bei vielen Bürgern in der Region Empörung ausgelöst. Und auch der FW-Landtagsab­geordnete Johann Häusler hatte seine Parteifreu­nde dabei deutlichst kritisiert (wir berichtete­n). Die SPD im Landkreis Dillingen spricht von einer „willkürlic­hen Benachteil­igung der Region“. Die Genossen rügten dabei auch die Landtagsab­geordneten Häusler und Georg Winter (CSU), denn die beiden hätten diese Benachteil­igung „mitgetrage­n und akzeptiert“.

Dies hat wiederum Häusler erzürnt, die Position der Genossen, die im Übrigen bei den Flutpolder­Dialogen kaum zu sehen gewesen seien, sei „blank jeglicher Ahnung“. Der Biberbache­r betont: „Ich bin einer von drei Abgeordnet­en, die diesem Koalitions­vertrag nicht zugestimmt haben.“Ein Grund dafür sei die plötzliche Streichung der drei Flutpolder gewesen. Er habe auch sofort mit dem neuen Umweltmini­ster Thorsten Glauber und FW-Chef Hubert Aiwanger gesprochen. „Der Flutpolder Neugeschüt­twörth ist mit seinen 1800 Hektar völlig unakzeptab­el“, sagt Häusler. Glauber habe signalisie­rt, dass er offen für einen Dialog sei. Im ersten Quartal 2019 werde es einen Termin vor Ort Landkreis Dillingen geben. „Wir biegen das mit den Poldern noch um“, glaubt Häusler. Offensicht­lich hat dem Biberbache­r die Kritik an seinen Freunden bei den Freien Wählern nicht geschadet. Häusler wurde jetzt zum stellvertr­etenden FW-Fraktionsv­orsitzende­n im Landtag gewählt. „Meine Position in München ist stärker, als sie je war“, sagt Häusler.

Auch Georg Winter hält die Kritik der SPD, wie er unserer Zeitung sagt, für haltlos. Der SPD-Kreisvorsi­tzende Dietmar Bulling müsse sich fragen lassen, warum er als Zweiter Bürgermeis­ter von Lauingen lange die Brisanz für seine Stadt beim Hochwasser­schutz unterschät­zt habe. Winter betont, er habe seine Position bereits am 22. Oktober in einem Schreiben an den Mi- Markus Söder klargemach­t und gesagt, „dass die Polder im Landkreis Dillingen raus müssen“. Wegen der Flutpolder aber die ganze Koalitions­vereinbaru­ng abzulehnen, wäre laut Winter unverantwo­rtlich gewesen. Der CSU-Politiker hat nun bei dem Thema nachgelegt und dem neuen Umweltmini­ster Glauber geschriebe­n.

„Die Tatsache, dass drei Flutpolder­standorte im Koalitions­vertrag aus dem Rennen sind, hat heftige Reaktionen im Landkreis Dillingen ausgelöst“, teilt Winter dem FWPolitike­r mit. Die Besonderhe­it der Region bestehe darin, dass es den großen Riedstrom gibt, der seit 1999 im Durchschni­tt alle drei Jahre die landwirtsc­haftlichen Flächen flutet und beeinträch­tigt. Das Hochwasim serschutz-Aktionspro­gramm Schwäbisch­e Donau sehe nun sechs Deichrückv­erlegungen und zwei Flutpolder im Riedstrom vor. Diese Lastenteil­ung sei „ungerecht“. Bei den Streichung­en der drei Standorte im Koalitions­vertrag werde auf eine faire Verteilung der Lasten entlang der Donau Bezug genommen. Dies müsse auch für den Landkreis Dillingen gelten.

Post hat Glauber auch von Landrat Leo Schrell im Namen des Bündnisses „Hochwasser­schutz für unsere Heimat“erhalten. Der FW-Politiker fordert darin fachlich belastbare Gründe und Fakten vom Bayerische­n Umweltmini­sterium ein, die zur Streichung der Flutpolder Bertholdsh­eim und Eltheim/Wörthhof geführt haben. In seinem Schreiben an Glauber äußert der Bündnisspr­enisterprä­sidenten cher sein Unverständ­nis über die Streichung. Der Landrat verweist auf die vom Ministeriu­m getroffene­n Aussagen, dass in jedem Donauabsch­nitt steuerbare Rückhalter­äume geschaffen werden müssten, um ein wirksames Gesamtkonz­ept für einen effektiven Hochwasser­schutz an der Donau zu erreichen. Schrell sagt: „In Anbetracht dieser eindeutige­n Aussagen ist die Herausnahm­e der drei Flutpolder aus dem Gesamtkonz­ept nicht nachvollzi­ehbar.“Im unteren Donauabsch­nitt sei im Verhältnis zum Bereich der schwäbisch­en Donau deutlich weniger an potenziell­em Rückhaltev­olumen vorgesehen.

Ungeachtet dessen macht Schrell deutlich, dass er es unveränder­t als die gemeinsame Verantwort­ung des Ministeriu­ms, der Fachbehörd­en und vor allem der örtlichen Kommunalpo­litik ansehe, alles daranzuset­zen, dass die Bevölkerun­g nachhaltig auf einen effektiven und effiziente­n Hochwasser­schutz vertrauen kann.

„Wir können allein durch den Verzicht auf Maßnahmen des Hochwasser­schutzes kein Hochwasser verhindern“, macht Schrell deutlich. Zu den Forderunge­n des Bündnisses zähle es, den Rückhalter­aum der Flutpolder auf die zwingend notwendige Fläche zu verkleiner­n, insbesonde­re beim Standort Neugeschüt­twörth. Dies will Schrell in einem persönlich­en Gespräch mit Minister Glauber erörtern.

Wenig konkret war die Antwort aus dem Bayerische­n Umweltmini­sterium auf die Anfrage unserer Zeitung, warum donauabwär­ts drei Standorte gestrichen wurden – im Landkreis Dillingen aber nicht. Der Freistaat Bayern setze auf ein umfassende­s Maßnahmenp­aket mit technische­m Hochwasser­schutz, natürliche­m Hochwasser­schutz und Hochwasser­vorsorge, teilt ein Sprecher mit. Bis 2030 sollen dazu rund 4,5 Milliarden Euro investiert werden. Auch an dem bereits in Umsetzung befindlich­en Flutpolder­konzept für Bayern werde festgehalt­en. Das sei Teil des Koalitions­vertrags. „Wir werden hier eine gute Lösung mit den Beteiligte­n vor Ort finden“, ließ der Sprecher wissen.

Eine neue Entwicklun­g gibt es inzwischen beim geplanten Flutpolder in Leipheim. Bei einem Treffen der Interessen­gemeinscha­ft mit Vertretern des Wasserwirt­schaftsamt­s Donauwörth im Kreis Günzburg wurde berichtet, dass der Leipheimer Flutpolder von 650 auf 450 Hektar verkleiner­t werden soll.

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 ?? Foto: Airbus 2013 ?? Beim Hochwasser im Juni 2013 sprang im Landkreis Dillingen der Riedstrom an. Das Foto zeigt das Gebiet Neugeschüt­twörth an der Donau bei Gremheim, wo ein Flutpolder gebaut werden soll.
Foto: Airbus 2013 Beim Hochwasser im Juni 2013 sprang im Landkreis Dillingen der Riedstrom an. Das Foto zeigt das Gebiet Neugeschüt­twörth an der Donau bei Gremheim, wo ein Flutpolder gebaut werden soll.

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