Platzt die Sparkasse Nordschwaben?
Hintergrund Die Fusion der drei Sparkassen Nördlingen, Donauwörth-Oettingen und Dillingen hängt an einer Frage. Über die könnte heute entschieden werden
Nördlingen/Dillingen Solange die Pressevertreter noch im Sitzungssaal saßen, herrschte vergangene Woche im Donau-Rieser Kreistag eitle Einheit. Man sprach über die Marke, mit der man für den gesamten Landkreis werben will – Stichwort „natürlich Donau-Ries“. Und über das gemeinsame Kommunalunternehmen, zu dem unter anderem die drei Kliniken Oettingen, Donauwörth und Nördlingen gehören. Doch kaum schlossen sich die Türen hinter den Journalisten, ging ein Riss durch das Gremium – so berichten es zumindest Sitzungsteilnehmer. Einer bringt es so auf den Punkt: „Es ging nur noch darum, dass die Donauwörther und die Nördlinger nicht miteinander können.“Der Stein des Anstoßes: die angedachte Fusion der Sparkassen in Nordschwaben.
Schon seit 2016 laufen hinter den Kulissen Gespräche über die Zusammenarbeit der Sparkassen Dillingen, Nördlingen und Donauwörth-Oettingen. Die Nördlinger sind dabei der kleinste Partner, ihre Bilanzsumme liegt nach Informationen unserer Zeitung bei rund 500 Millionen Euro. Deutlich größer ist die Sparkasse Donauwörth, sie weist eine Bilanzsumme von circa 1,1 Milliarden Euro auf. Gewichtigster Partner ist die Stadt- und Kreissparkasse Dillingen mit einer Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Euro. Alle drei Geldinstitute seien kerngesund, betonen Insider. Noch, fügt so mancher hinzu – und fürchtet, dass eines Tages der sogenannte Zinsschock kommt. Das bedeutet: Die Kredite, für die die Schuldner nur wenig Zinsen bezahlen, laufen weiter – die Sparer bekommen aber wieder mehr für ihr Geld. Was dem Verbraucher entgegenkommen würde, könnte den Banken zu schaffen machen. Deshalb, so die Befürworter der Fusion: Lieber jetzt zusammenarbeiten, Kompetenzen bündeln, die Wirtschaftlichkeit steigern. Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: Eine Fusion würde für die Mitarbeiter Sicherheit bedeuten und Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Für die Kunden hätte sie aus seiner Sicht kaum Auswirkungen, es werde weiter Geschäftsstellen und persönliche Berater geben. Der Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse Dillingen, Landrat Leo Schrell, wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zum Thema äußern.
Die Sparkasse Nordschwaben hat viele Befürworter. Das liegt nicht nur an der Bilanzsumme, die dann rund 2,9 Milliarden Euro hoch wäre und damit etwa dem Durchschnitt der bayerischen Sparkassen entspräche. Das Geldinstitut würde auch den Wirtschaftsraum Nordschwaben abdecken. In den vergangenen zwei Jahren wurde im Vorfeld der Fusionsgespräche über zahlreiche Eckpunkte verhandelt: Welcher Standort macht was, welcher Vorstand sitzt wo – und welche Stadt bekommt den Vorstandsvorsitzenden? Auf all diese Fragen sind nach Informationen unserer Zeitung Antworten gefunden worden. Nur eine ist noch offen: Wo soll der juristische Sitz der Sparkasse Nordschwaben sein? In Donauwörth, sagen die Donauwörther. In Dillingen, sagen die Dillinger. Sie haben das Argument auf ihrer Seite, dass ihr Geldinstitut die größte Bilanzsumme aufweist und dass der Vorstandsvorsitzenden im Gegenzug aus Donauwörth kommen soll. Die Donauwörther dagegen verweisen darauf, dass der Landkreis Donau-Ries größer ist, als der Dillinger – und aus ihm zwei Geldinstitute kommen.
Schon seit Wochen, ja Monaten drehen sich die Verhandlungspartner bei dieser Frage im Kreis. Und offensichtlich geht manchem jetzt die Geduld aus. Eine Entscheidung müsse her, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Die wiederum könnte heute der Verwaltungsrat der Sparkasse Donauwörth treffen. Stimmt er dem juristischen Sitz Dillingen zu, könnten die Fusionsgespräche für die Sparkasse Nordschwaben beginnen. Pocht er auf den Sitz Donauwörth, platzt die Idee. Und nach Informationen unserer Zeitung scheint die zweite Variante durchaus wahrscheinlich. Nicht zuletzt deshalb, munkeln Insider, weil einflussreiche Donauwörther, die im Hintergrund agieren, in diesem Punkt nicht nachgeben wollen – und Oberbürgermeister Armin Neudert das auch deutlich machen. Auf Anfrage unserer Zeitung bezeichnet der Rathauschef diese Informationen allerdings als „völlig haltlos“. Er habe eine eigene Meinung, eine klare Position pro Standort Donauwörth. Neudert verweist auf die wirtschaftliche Stärke des Landkrei– ses Donau-Ries, auf das sehr gute Filialnetz der Sparkasse Donauwörth-Oettingen: „Wir sind gut aufgestellt.“Man stehe der Fusion aufgeschlossen gegenüber, eine „Not“dafür gebe es aber nicht. Der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle ist stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates. Er wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung vor der Sitzung nicht äußern.
Scheitert die Dreierlösung, wird eine Zweierkonstellation wahrscheinlich. Aus Donauwörther Sicht kann es dann nur eine geben – ein Landkreis, eine Marke, eine Sparkasse. Nicht zuletzt gehören Teile des Rieses schon zur Sparkasse Donauwörth. Doch die Nördlinger interessiert vor allem eines: Wer macht das bessere Angebot? Bislang kam das dem Vernehmen nach aus Dillingen. Statt Sparkasse Nordschwaben also Sparkasse DillingenNördlingen – ein Gedanke, der einige Kreisräte in der vergangenen Woche erzürnt hat. Und über den erbittert hinter verschlossenen Türen gestritten wurde.