Wertinger Zeitung

Platzt die Sparkasse Nordschwab­en?

Hintergrun­d Die Fusion der drei Sparkassen Nördlingen, Donauwörth-Oettingen und Dillingen hängt an einer Frage. Über die könnte heute entschiede­n werden

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen/Dillingen Solange die Pressevert­reter noch im Sitzungssa­al saßen, herrschte vergangene Woche im Donau-Rieser Kreistag eitle Einheit. Man sprach über die Marke, mit der man für den gesamten Landkreis werben will – Stichwort „natürlich Donau-Ries“. Und über das gemeinsame Kommunalun­ternehmen, zu dem unter anderem die drei Kliniken Oettingen, Donauwörth und Nördlingen gehören. Doch kaum schlossen sich die Türen hinter den Journalist­en, ging ein Riss durch das Gremium – so berichten es zumindest Sitzungste­ilnehmer. Einer bringt es so auf den Punkt: „Es ging nur noch darum, dass die Donauwörth­er und die Nördlinger nicht miteinande­r können.“Der Stein des Anstoßes: die angedachte Fusion der Sparkassen in Nordschwab­en.

Schon seit 2016 laufen hinter den Kulissen Gespräche über die Zusammenar­beit der Sparkassen Dillingen, Nördlingen und Donauwörth-Oettingen. Die Nördlinger sind dabei der kleinste Partner, ihre Bilanzsumm­e liegt nach Informatio­nen unserer Zeitung bei rund 500 Millionen Euro. Deutlich größer ist die Sparkasse Donauwörth, sie weist eine Bilanzsumm­e von circa 1,1 Milliarden Euro auf. Gewichtigs­ter Partner ist die Stadt- und Kreisspark­asse Dillingen mit einer Bilanzsumm­e von 1,3 Milliarden Euro. Alle drei Geldinstit­ute seien kerngesund, betonen Insider. Noch, fügt so mancher hinzu – und fürchtet, dass eines Tages der sogenannte Zinsschock kommt. Das bedeutet: Die Kredite, für die die Schuldner nur wenig Zinsen bezahlen, laufen weiter – die Sparer bekommen aber wieder mehr für ihr Geld. Was dem Verbrauche­r entgegenko­mmen würde, könnte den Banken zu schaffen machen. Deshalb, so die Befürworte­r der Fusion: Lieber jetzt zusammenar­beiten, Kompetenze­n bündeln, die Wirtschaft­lichkeit steigern. Nördlingen­s Oberbürger­meister Hermann Faul sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: Eine Fusion würde für die Mitarbeite­r Sicherheit bedeuten und Aufstiegsm­öglichkeit­en bieten. Für die Kunden hätte sie aus seiner Sicht kaum Auswirkung­en, es werde weiter Geschäftss­tellen und persönlich­e Berater geben. Der Verwaltung­sratsvorsi­tzende der Sparkasse Dillingen, Landrat Leo Schrell, wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zum Thema äußern.

Die Sparkasse Nordschwab­en hat viele Befürworte­r. Das liegt nicht nur an der Bilanzsumm­e, die dann rund 2,9 Milliarden Euro hoch wäre und damit etwa dem Durchschni­tt der bayerische­n Sparkassen entspräche. Das Geldinstit­ut würde auch den Wirtschaft­sraum Nordschwab­en abdecken. In den vergangene­n zwei Jahren wurde im Vorfeld der Fusionsges­präche über zahlreiche Eckpunkte verhandelt: Welcher Standort macht was, welcher Vorstand sitzt wo – und welche Stadt bekommt den Vorstandsv­orsitzende­n? Auf all diese Fragen sind nach Informatio­nen unserer Zeitung Antworten gefunden worden. Nur eine ist noch offen: Wo soll der juristisch­e Sitz der Sparkasse Nordschwab­en sein? In Donauwörth, sagen die Donauwörth­er. In Dillingen, sagen die Dillinger. Sie haben das Argument auf ihrer Seite, dass ihr Geldinstit­ut die größte Bilanzsumm­e aufweist und dass der Vorstandsv­orsitzende­n im Gegenzug aus Donauwörth kommen soll. Die Donauwörth­er dagegen verweisen darauf, dass der Landkreis Donau-Ries größer ist, als der Dillinger – und aus ihm zwei Geldinstit­ute kommen.

Schon seit Wochen, ja Monaten drehen sich die Verhandlun­gspartner bei dieser Frage im Kreis. Und offensicht­lich geht manchem jetzt die Geduld aus. Eine Entscheidu­ng müsse her, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand. Die wiederum könnte heute der Verwaltung­srat der Sparkasse Donauwörth treffen. Stimmt er dem juristisch­en Sitz Dillingen zu, könnten die Fusionsges­präche für die Sparkasse Nordschwab­en beginnen. Pocht er auf den Sitz Donauwörth, platzt die Idee. Und nach Informatio­nen unserer Zeitung scheint die zweite Variante durchaus wahrschein­lich. Nicht zuletzt deshalb, munkeln Insider, weil einflussre­iche Donauwörth­er, die im Hintergrun­d agieren, in diesem Punkt nicht nachgeben wollen – und Oberbürger­meister Armin Neudert das auch deutlich machen. Auf Anfrage unserer Zeitung bezeichnet der Rathausche­f diese Informatio­nen allerdings als „völlig haltlos“. Er habe eine eigene Meinung, eine klare Position pro Standort Donauwörth. Neudert verweist auf die wirtschaft­liche Stärke des Landkrei– ses Donau-Ries, auf das sehr gute Filialnetz der Sparkasse Donauwörth-Oettingen: „Wir sind gut aufgestell­t.“Man stehe der Fusion aufgeschlo­ssen gegenüber, eine „Not“dafür gebe es aber nicht. Der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle ist stellvertr­etender Vorsitzend­er des Verwaltung­srates. Er wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung vor der Sitzung nicht äußern.

Scheitert die Dreierlösu­ng, wird eine Zweierkons­tellation wahrschein­lich. Aus Donauwörth­er Sicht kann es dann nur eine geben – ein Landkreis, eine Marke, eine Sparkasse. Nicht zuletzt gehören Teile des Rieses schon zur Sparkasse Donauwörth. Doch die Nördlinger interessie­rt vor allem eines: Wer macht das bessere Angebot? Bislang kam das dem Vernehmen nach aus Dillingen. Statt Sparkasse Nordschwab­en also Sparkasse DillingenN­ördlingen – ein Gedanke, der einige Kreisräte in der vergangene­n Woche erzürnt hat. Und über den erbittert hinter verschloss­enen Türen gestritten wurde.

 ?? Archivfoto: Karl Aumiller ?? Wird Dillingen Sitz der Sparkasse Nordschwab­en? Hinter den Kulissen wird seit Langem über eine Fusion mit Donauwörth und Nördlingen verhandelt. Heute soll im Verwaltung­srat in Donauwörth eine Entscheidu­ng fallen.
Archivfoto: Karl Aumiller Wird Dillingen Sitz der Sparkasse Nordschwab­en? Hinter den Kulissen wird seit Langem über eine Fusion mit Donauwörth und Nördlingen verhandelt. Heute soll im Verwaltung­srat in Donauwörth eine Entscheidu­ng fallen.

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