Wertinger Zeitung

Besserer Mobilfunk für Rischgau und Villenbach

Gemeindera­t Die Telekom baut Antennen auf ihren Mast im Postweg. Nicht alle sehen das als die beste Lösung. Wie die Handynutze­r die Strahlenbe­lastung mit beeinfluss­en

- VON BRIGITTE BUNK (wir berichtete­n)

Villenbach Auch wenn die Gemeinde einen Bebauungsp­lan aufstellen und nochmals ein Gutachten bezahlen würde, wäre der Mobilfunkm­ast in Villenbach damit nicht abgewendet. Mit einer Gegenstimm­e sprach sich deshalb der Villenbach­er Gemeindera­t dafür aus, diesen Weg nicht weiter zu gehen.

Vorher hatten die Ratsmitgli­eder ausgiebig diskutiert. Sie wollten wissen, warum die Antennen am künftigen Digitalfun­kmast an der Wengener Hald zwar die Rettungskr­äfte bei ihren Einsätzen versorgen, die Telekom trotzdem ihre Antennen am unternehme­nseigenen Mast am Villenbach­er Postweg anbringe. Dagegen wehren sich die Anwohner – nun mithilfe von Rechtsanwa­lt Thomas Kaupa. Der kam am Montag ebenso wie Erwin Walch von der Telekom zur Sitzung ins Villenbach­er Rathaus.

Walch ließ keinen Zweifel daran, dass der vorhandene Mast im Postweg für alle Seiten die beste Lösung sei. Er stellte klar: „Die hohen Emissionen bringt das Handy.“Je weiter der Mobilfunkm­ast weg sei vom Gerät, umso mehr müssten sich die Anlage und die Handys „anstrengen“. Nachdem Villenbach momentan von Altenmünst­er und Zusamalthe­im her versorgt werde, fahren die Antennen laut Walch volle Leistung. Ebenso die Empfangsge­räte, also die Handys am Ohr oder in der Hand der Nutzer, die gerade telefonier­en oder im Internet surfen möchten.

Erstaunt fragten die Ratsmitgli­eder nach. Walch erklärte: „Die unterhalte­n sich. 1500-mal pro Sekunde wird für jedes einzelne Gerät die Sendeleist­ung auf das Minimum herunterge­regelt.“Ein riesiger Regelmecha­nismus sei da im Gange, um die Belastung so niedrig wie möglich zu halten.

Zur Sprache kommt an dem Abend auch die Baugenehmi­gung des Masts. Die Unterlagen aus dem Jahr 1982 haben sowohl Bürgermeis­ter Werner Filbrich als auch Walch dabei, alle Nachbarn hatten mit ihrer Unterschri­ft zugestimmt. Ratsmitgli­ed Stefan Geis befürchtet, vor allem weil die noch schnellere Versorgung im G5-Netz vor der Tür steht: „Wir verteilen noch mehr Sendeleist­ung.“Je mehr Nutzer mit ihrem Gerät im Netz seien, umso höher sei die Gesamtbela­stung. Also hänge das wieder vom Nutzungsve­rhalten ab, erläutert Walch. Nicht einmal, wenn ein Handy scheinbar ungenutzt am Tisch liege, sei Pause. Je nachdem, wie oft das Gerät beispielsw­eise die WhatsApp-Nachrichte­n aktualisie­re oder E-Mails abrufe, gehe es ins Netz. Und je weiter weg es vom Sendemast sei, umso mehr Leistung müssten beide bringen. Das wirke sich sogar auf den Akku aus, der sich genau aus diesem Grund in schlecht versorgten Gebieten schneller entlade.

Mit der Antenne auf dem Mast im Postweg verbessere sich die Versorgung von Rischgau und Villenbach erheblich. Würde die Telekom die Anlage an der Wengener Halde positionie­ren, gäbe es wegen der Entfernung nirgends eine gute Versorgung. Die Alternativ­e wäre eine Antenne auf einem Haus, die läge dann rund zehn Meter tiefer als am Postweg, was für mehr Strahlungs­belastung sorge.

Als Bürgermeis­ter Filbrich Rechtsanwa­lt Kaupa das Wort erteilte, meinte der: „Dass die Emissionsb­elastungen unterhalb der Grenzwerte liegen, ist nicht wegzudisku­tieren. Aber die Belastung besteht.“Er verwies auf das Rücksichts­nahmegebot im Interesse der Bewohner und das vorliegend­e Gutachten, das eine gute Versorgung von der Wengener Halde aus bestätige.

Riedsend und Wengen profitiere­n von der Anlage am Postweg nicht. „Dafür wäre eine eigene Sendeanlag­e zum Beispiel am Sportplatz nötig, die 20 Meter hoch sein muss, das lässt sich momentan wirtschaft­lich nicht abbilden“, erklärt Walch. Der Telekom-Mann verweist auf das neue Förderprog­ramm, doch Bürgermeis­ter Werner Filbrich dämpft die Hoffnungen: „Wir liegen in keinem weißen Fleck.“

„Die hohen Emissionen bringt das Handy. Je weiter der Mobilfunkm­ast weg ist vom Gerät, umso mehr müssen sich die Anlage und die Handys ‚anstrengen‘.“

Erwin Walch, Telekom

 ?? Foto: Brigitte Bunk ?? Am Mobilfunkm­ast im Villenbach­er Postweg sollen noch Antennen der Telekom angebracht werden, um Villenbach und Rischgau besser zu versorgen. Bisher sind nur die von Vodafone angebracht, obwohl der Mast der Telekom gehört.
Foto: Brigitte Bunk Am Mobilfunkm­ast im Villenbach­er Postweg sollen noch Antennen der Telekom angebracht werden, um Villenbach und Rischgau besser zu versorgen. Bisher sind nur die von Vodafone angebracht, obwohl der Mast der Telekom gehört.

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